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Co-Production mittels additiver Fertigung

Direct to Customer – 3D-Drucker nutzen
Neue Geschäftsmodelle: Co-Production mittels additiver Fertigung

Geschäftsmodelle produzierender Unternehmen befinden sich in einem fortdauernden Wandel. Die Anpassung des Angebots an die spezifischen Kundenanforderungen ist in einem dynamischen und breiten Markt die Grundlage für fortgesetzten Geschäftserfolg. Produzierende Unternehmen müssen folglich die Bedürfnisse ihrer Kunden verstehen und in ihren Produkten abbilden. Eine Möglichkeit dazu ist die Integration des Kunden in die wertschöpfenden Prozesse durch eine Co-Production mittels additiver Fertigung (AM). Ein Beispiel für eine erfolgreiche Co-Production stellt das Projekt 3D4U von Miele dar.

Dr. Gerret Lukas, Managing Director und Jan Schenk, Senior Consultant, Matthias Oly, Consultant vom ACAM Aachen, Center for Additive Manufacturing sowie Bernd Haase, Leiter der Abteilung Unternehmensentwicklung beim Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen

1. Was ist Co-Production?
2. Die sieben Typen von Co-Production
3. Strategien zur Einführung von Co-Production
4. Implementierung von Co-Production – Fünf Schritte
5. Schwierigkeiten auf dem Weg zur Demokratisierung des Fertigungsmarktes
6. 3D-Drucker in privaten Haushalten

Was ist Co-Production?

Unter Co-Production versteht man die direkte Beteiligung des Kunden an der Wertschöpfung eines Unternehmens, im Sinne der Produktherstellung. Co-Production grenzt sich damit vom Konzept des Co-Designs ab, bei dem der Kunde in konzeptioneller, entwicklerischer Tätigkeit an der Produktentstehung beteiligt ist. Abhängig vom Zeitpunkt im Produktlebenszyklus und dem Integrationslevel des Kunden können sieben verschiedene Typen von Co-Production unterschieden werden.

Die sieben Typen von Co-Production

Zu Beginn des Produktlebenszyklus bieten Erprobungen durch Early-Adopter Unternehmen die Möglichkeit zu einer vereinfachten Markteinführung. Außerdem können solche Early Adopter über Produkterweiterungen den Funktionsumfang ihrer Produkte in der Einführungs- und Wachstumsphase frühzeitig erweitern. Durch die Auslagerung der Fertigung zum Kunden können solche Konzepte auch dann wirtschaftlich sein, wenn sich eine eigene Fertigung nicht rentiert oder erst aufgebaut werden muss.

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Unter Co-Production versteht man die direkte Beteiligung des Kunden an der Wertschöpfung eines Unternehmens, im Sinne der Produktherstellung. Abhängig vom Zeitpunkt im Produktlebenszyklus und dem Integrationslevel des Kunden können sieben verschiedene Typen von Co-Production unterschieden werden.
Bild: ACAM Aachen Center for Additive Manufacturing GmbH

Ab der Reifephase eines Produktes bietet die interaktive Wertschöpfung Potenziale zur Verlagerung der Produktion hin zum Kunden. Darüber hinaus bietet die Herstellung von individualisierten Produkten, bei der der Kunde über einen Co-Design Ansatz Teile der Entwicklung selbstständig vornimmt, weitere Absatzpotenziale.

In späteren Phasen des Produktlebenszyklus verlagert sich der Einsatz von Co-Production auf die Unterstützung und Verlängerung des Lebenszyklus. Durch die autarke Fertigung kann die Versorgung mit Ersatzteilen an den Kunden ausgelagert und die Notwendigkeit zur Lagerhaltung reduziert werden. Dies ermöglicht insbesondere das Vorhalten von digitalen Daten anstelle von physischen Gütern zur Sicherstellung der Ersatzteilversorgung.

Darüber hinaus kann der Lebenszyklus verlängert werden, indem die Produkte auf einen neueren Stand gebracht werden. Zum Abschluss des Lebenszyklus können mittels der Fertigung von Sammlerstücken als Andenken letzte Absätze erzielt werden, ohne eigene Fertigungs- oder Lagerressourcen weiter zu beanspruchen. Die verschiedenen Typen der Co-Production sollten dabei immer der Lebenszyklusphase entsprechend gewählt und genutzt werden.

Strategien zur Einführung von Co-Production

Unternehmen, die Co-Production nutzen wollen, sollten ihre Geschäftstätigkeiten anhand von drei Handlungsfeldern bewerten.

  • Zunächst müssen sie ihre Strategie mit den Potenzialen von Co-Production abgleichen. Im klassischen Strategieentwicklungsvorgehen dient dabei die Erhebung der strategischen Erfolgspositionen der Identifizierung einer sinnvollen Marktposition und von Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz zu differenzieren.
  • Anschließend sollte die Frage gestellt werden, welche Ziele dem Unternehmen bei der Erreichung dieser strategischen Erfolgspositionen helfen.
  • Zusätzlich ist es notwendig, die eigenen Ziele und strategischen Erfolgspositionen anschließend hinsichtlich ihrer Eignung für die Nutzung von Co-Production zu analysieren.

Die ersten beiden Handlungsfelder sind eng miteinander verwobenen und dienen der Ausrichtung des Unternehmens. Durch letzt genanntes Handlungsfeld wird sichergestellt, dass die Verwendung von Co-Production mit der Unternehmensstrategie kompatibel ist. Erst danach sollten sich Unternehmen mit der eigentlichen Implementierung von Co-Production z.B. mithilfe additiver Fertigung befassen.

Implementierung von Co-Production – Fünf Schritte

Zur Implementierung von Co-Production bietet sich für interessierte Unternehmen anschließend ein Vorgehen in fünf Schritten an.

  • Zunächst müssen das eigene Produktportfolio und die internen Prozesse vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit mit dem Kunden beurteilt werden. Beispielsweise eignen sich nicht alle Produkte für einen Co-Production Ansatz. Schritt 2: Darüber hinaus müssen aus dem gleichen Grund die wertschöpfenden und unterstützenden Prozesse auf ihre Kompatibilität mit Co-Production hin untersucht werden.
  • Im zweiten Schritt werden mithilfe des Kundenfeedbacks die Bedürfnisse der Kunden identifiziert und kundenzentrierte Use-Cases für Co-Production entwickelt.
  • Auf der Basis dieser Kundenzentrierung erfolgt im dritten Schritt die Anpassung des Leistungsspektrums, also von Produkten oder Dienstleistungen, des Unternehmens. Durch die Synergiepotenziale zwischen Co-Production und interner Wertschöpfung kann im Folgenden der Kundenmehrwert erhöht werden.
  • Im vierten Schritt muss die notwendige Infrastruktur aufgebaut werden, um die Produktion mit dem Kunden zu vernetzen, die Logistik und einen Datenaustausch zu ermöglichen.
  • Abschließend ist zur langfristig erfolgreichen Implementierung im letzten Schritt eine kontinuierliche Bewertung und Verbesserung der Implementierung angezeigt.

Diesen Aspekten wird insbesondere vor dem Hintergrund der verteilten additiven Fertigungsanlagen in den Haushalten der Kunden eine enorme Bedeutung zuteil.

Schwierigkeiten auf dem Weg zur Demokratisierung des Fertigungsmarktes

Die Fragestellungen

  • der Sicherheit der Datenübertragung,
  • die Sicherstellung konformer Fertigungsprozesse,
  • die Verwendung freigegebener Materialien und
  • der Anwendung regulierter Anlageneinstellung
  • sind aktueller Gegenstand der Forschung.

Dennoch bietet die additive Fertigung aufgrund ihrer inhärenten Eigenschaften für eine Demokratisierung des Fertigungsmarktes spannende Potenziale. Durch AM wird es erstmals ermöglicht, in einem bestimmten definierten Verfahren daheim Produkte zu fertigen, deren Design von Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Somit kann die Wertschöpfung zumindest teilweise in die Hände der Kunde gelegt werden.

Ein Beispiel für Co-Production stellt das Projekt 3D4U von Miele dar. Auf ihrer Website und auf verschiedenen 3D-Druck Plattformen stellt Miele 3D Modelle zum Download für Kunden bereit. Kunden mit Miele-Staubsaugern können beispielsweise mit Staubsaugeraufsätzen für spezifische Einsatzszenarien ihre eigenen Miele-Produkte upgraden. Zusätzlich stellt Miele aber auch Modelle für allein stehende Produkte zur Verfügung.

Mit Kooperationen in der AM-Branche wettbewerbsfähig bleiben

3D-Drucker in privaten Haushalten

Der Markt für additive Fertigungsanlagen wächst zunehmend in den letzten Jahren. Damit einher geht ebenfalls eine zunehmende Verbreitung additiver Fertigungsanlagen in deutschen Haushalten. Diese Consumer-Geräte erfüllen zuletzt immer größere Anforderungen, bei sinkenden bis gleichbleibenden Preisen. Insbesondere Fused Filament Fabrication (FFF) 3D-Drucker haben in privaten Haushalten weiterhin die Oberhand. Diese einfach zu bedienenden Geräte bieten einen preisgünstigen Einstieg in die Welt der additiven Fertigung, ohne zu hohe Anforderungen an die bedienenden Personen zu stellen. Dadurch wird die Fertigungstechnologie niederschwellig verfügbar und ermöglicht einen einfachen Zugang zu einer Fertigung für zu Hause für jedermann. Damit einher gehen vielfältige Möglichkeiten für Konsumenten, sich selbst wertschöpfend zu betätigen. (eve)

Vom ACAM gibt es hierzu ein Whitepaper zum Download

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