Das weltweit längste supraleitende Energiekabel ist in Essen offiziell in das Stromnetz integriert worden. Das rund 1 km lange Kabel verbindet nun im realen Betrieb zwei Umspannanlagen der Ruhmetropole.
Das dreiphasige, konzentrisch aufgebaute 10 000-Volt-Kabel ist für 40 MW Übertragungsleistung ausgelegt. Trotz des Kühlmantels gelingt es mit dem Supraleiterkabel die fünffache Strommenge wie bei einem gleich großen Kupferkabel zu transportieren – und das bei geringeren elektrischen Verlusten. Durch die Eigenschaften des supraleitenden Materials, einer besonderen Keramik, und dessen Kühlung auf minus 200 °C wird das Kabel zu einem idealen elektrischen Leiter. In Essen ersetzt das Supraleiterkabel eine herkömmliche 110 000-Volt-Leitung.
Realisiert wurde die „Strom-Autobahn“ im Rahmen des Projekts AmpaCity. Der Umsetzung ging unter Federführung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) eine ausführliche Studie zur technischen Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Supraleiterlösung auf der innerstädtischen Mittelspannungsebene voraus. Supraleiterkabel sind die sinnvollste Möglichkeit, den Einsatz von Hochspannungskabeln in städtischen Netzen zu reduzieren, die Netzstruktur zu vereinfachen und die ressourcen- sowie flächenintensiven Umspannstationen zurückzubauen. Zwar ist die Übertragung hoher Leistungen in Innenstädten auch mit Kupfer-Mittelspannungskabeln möglich, der Kosteneffizienz dieser Lösung stehen jedoch sehr viel höhere ohmsche Verluste gegenüber. Nach erfolgreichem Abschluss des jetzt startenden zweijährigen Feldtests wäre es denkbar, das Rückgrat des Essener Verteilnetzes gemäß der Vorstudie weitgehend auf 10 000-Volt-Supraleiter umzustellen und die Hochspannungsanlagen zurückzubauen. Dies würde mittelfristig zu mehr Effizienz, einem schlankeren Netz, sowie niedrigeren Betriebs- und Instandhaltungskosten bei gleichzeitig geringerem Flächenverbrauch führen.
Fördermittel des Bundeswirtschaftsministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) hatten das Pilotprojekt AmpaCity ermöglicht. So steuerte das BMWi 5,9 Mio. Euro zu den 13,5 Mio. Euro bei, die die Projektpartner in das Vorhaben investierten. Diese sind RWE als Netzbetreiber, der Kabelhersteller Nexans, der neben dem Energiekabel auch einen supraleitenden Kurzschluss-Strombegrenzer für den Testbetrieb lieferte, und das KIT, das den Feldversuch wissenschaftlich begleitet.
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