„Die Rückgänge in den letzten Monaten sind drastisch und ein erneutes Anziehen der Konjunktur derzeit nicht absehbar“, setzt Engleder nach. Engel konnte dennoch einen Gruppenumsatz von 1,6 Mrd. Euro und damit ein Plus von 6 % im jüngst abgeschlossenen Geschäftsjahr 2018/19 verbuchen.
War die erste Jahreshälfte 2018/19 noch von robusten Wachstumsraten geprägt, spürte Engel im Sommer vergangenen Jahres erste Anzeichen für einen Produktionsrückgang in der wichtigsten Zielbranche Automotive. Inzwischen ist der Absatzmarkt sehr stark zurückgegangen „und das weltweit“, so Engleder. Die politischen Ursachen machten es schwierig, die weitere Entwicklung einzuschätzen: Die Auswirkungen der Strafzölle und Sanktionen, der weiterhin unklare Brexit sowie die Debatte um Dieselgrenzwerte und -fahrverbote führen weltweit zu Verunsicherungen und einem zögerlichen Kaufverhalten der Konsumenten und in Folge der Industrieentscheider. Für die nächsten zwei bis drei Jahre geht Engel von einer weiteren Abkühlung aus, im besten Fall einer Seitwärtsbewegung.
Digitalisierung, Technologien und Kreislaufwirtschaft sind Innovationstreiber
Zu den Wachstumstreibern, die der Abschwächung gegenüber stehen, gehören die weiter voranschreitende Digitalisierung, die Transformation der Automobilindustrie, der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe und das insgesamt steigende Qualitätsbewusstsein. Verbunden mit einem zunehmenden Wohlstand in vielen Weltregionen wirke sich dieses vor allem in den Bereichen Medical und Packaging aus.
Obwohl die Automobilindustrie als Verursacher der Abschwächung auszumachen ist, setzt gerade sie Impulse für weiteres Wachstum, erklärt Engleder. Die Trends zum autonomen Fahren und zur Elektromobilität erfordern zum Teil ganz neue Produkte und Verarbeitungstechnologien. Geht es beim autonomen Fahren im Bereich der Kunststoffverarbeitung um noch hochwertigere Oberflächen, die zugleich immer mehr Funktionen vereinen, so führe die zunehmende Bedeutung der Elektromobilität zur Entwicklung hocheffizienter Composite-Technologien und zu einem steigenden Bedarf an Elektronikkomponenten wie Steckern und Dichtungen.
Investition in Zukunftstechnologien
„Wir sind auf die sich verändernden Anforderungen der Automobilindustrie sehr gut vorbereitet“, betont Engleder. „So haben wir über die letzten Jahre stark in die Technologieentwicklung sowohl im Bereich der Oberflächen als auch des Composite-Leichtbaus investiert und können heute eine große Bandbreite an serienreifen Verfahren anbieten.“ Das „Investitionsprogramm 2020“, das größte seit der Gründung des Unternehmens 1945, ist fast abgeschlossen. Im Rahmen dieses Programms flossen mehr als 375 Mio. Euro allein in den Ausbau und die Modernisierung der Produktionswerke der Engel-Gruppe.