Firmen der Digitaltechnologie-Branche geben die Treibhausgas-Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette ihrer Produkte entstehen, deutlich zu niedrig an. So zitiert „pressetext“ eine Information der Technischen Universität München (TUM). Demnach haben 56 große sogenannte „Tech-Unternehmen“ mehr als die Hälfte dieser Emissionen im Jahre 2019 nicht veröffentlicht. Das geht aus einer TUM-Studie hervor. Mit rund 390 Megatonnen CO2-Äquivalenten handelt es sich um die Größenordnung des Carbon Footprint von Australien, so heißt es.
Einheitliche Vorgaben nötig
Verbindliche Regeln, die Treibhausgas-Mengen umfassend zu bilanzieren und zu veröffentlichen, gibt es zwar nicht, dennoch bleibt bei unvollständigen Daten ein fader Beigeschmack. Frühere Studien haben den Experten nach bereits gezeigt, dass bei der Bilanzierung die meisten Lücken bestehen. Welche Dimensionen diese haben und wodurch sie zustande kommen, war aber bislang unklar.
Laut der in „Nature Communications“ erschienenen Münchener Studie geben Unternehmen in ihren eigenen Berichten zumeist geringere Emissionen an als in der Befragung durch die Non-Profit-Organisation CDP (http://cdp.net). Ein Grund könnte den Wissenschaftlern zufolge sein, dass CDP sich primär an Investoren richtet, während firmeneigene Berichte auch für die breitere Öffentlichkeit bestimmt sind.
Oft fehlen Zulieferer-Daten
Zum anderen überlässt CDP es den Unternehmen, aus den 15 Kategorien des GHG Protocol – das Spektrum reicht von Dienstreisen bis zum Abfall – die für sie relevanten auszuwählen. Die TUM-Studie zeigt, dass diese Spielräume dazu führen, dass manche Unternehmen Kategorien ignorieren oder nur teilweise bilanzieren.
Die meisten Unternehmen haben allein schon deshalb Reporting-Lücken, weil sie nicht von allen Zulieferern Emissionsdaten erhalten, die Leerstellen aber auch nicht mit Daten aus Sekundärquellen schließen, heißt es.
Lücke so groß wie Carbon Footprint Australiens
Das TUM-Berechnungsverfahren zeigt, dass die analysierten Tech-Unternehmen 2019 mehr als die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette in ihren eigenen Berichten und/oder bei CDP nicht angegeben hatten. Statt den veröffentlichten 360 Megatonnen CO2-Äquivalenten kommt die Studie auf eine Summe von rund 751 Megatonnen. (os)
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