Der internationale Wettbewerb verschärft sich durch die Digitalisierung, aber noch haben viele deutsche Unternehmen Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Sie spüren, dass durch die Digitalisierung Wettbewerber aus der IT- und Internet-Branche (69 %) sowie aus anderen Bereichen (70 %) auf ihren Markt drängen. Gleichzeitig berichtet knapp die Hälfte (48 %) der Unternehmen von Problemen bei der Digitalisierung.
Inhaltsverzeichnis
1. Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge
2. Äußere Rahmenbedingungen bremsen Digitalisierung aus
3. Jedes fünfte Unternehmen erhöht Digital-Investitionen
4. Digitalen Technologien wird eine große Bedeutung zugesprochen
5. Künstliche Intelligenz: Jedes dritte Unternehmen diskutiert den Einsatz
6. Viele Unternehmen tun sich mit digitalen Geschäftsmodellen schwer
7. Konkrete Hilfestellung auf der Transform in Berlin
Das sind Ergebnisse einer Befragung von 606 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Demnach haben immerhin 91 % der Unternehmen eine Digitalstrategie, 93 % setzen aktuell zumindest in einzelnen Bereichen Digitalprojekte um und 37 % sehen sich sogar als Vorreiter bei der Digitalisierung.
Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge
„Wir sehen in vielen Unternehmen verstärkte Bemühungen, die Digitalisierung voranzutreiben“, berichtet Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. Zu oft blieben sie aber bei Diskussionen stehen und kämen noch nicht in die Umsetzung. „Erfolgreiche Digitalisierung braucht Wissen und Werkzeuge“, betont der Verbandschef.
Jedes einzelne Unternehmen benötige jetzt eine Kraftanstrengung, um bei der Digitalisierung von der Planung in die Umsetzung zu kommen. „Analoge Geschäftsmodelle sind keine Antwort auf einen sich verschärfenden Wettbewerb“, warnt Wintergerst. „Das Management ist gefordert, die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen.“
Äußere Rahmenbedingungen bremsen Digitalisierung aus
Die große Mehrheit der Unternehmen beklagt, dass äußere Rahmenbedingungen ihre Digitalisierung ausbremsen. Dazu gehören gestiegene Energiekosten (98 %), fehlende Wachstumsdynamik (97 %), die Unterbrechung von Lieferketten (97 %) sowie die Inflation und das hohe Zinsniveau (je 96 %).
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wirkt sich in 60 % der Unternehmen negativ auf die Digitalisierung aus. Aber auch die Politik der Bundesregierung (97 %) und die der eigenen Landesregierung (84 %) werden als hemmend wahrgenommen.
Jedes fünfte Unternehmen erhöht Digital-Investitionen
Beim Blick auf die Investitionen in die Digitalisierung ergibt sich ein gespaltenes Bild. So wollen 7 % deutlich mehr in die Digitalisierung investieren als noch 2023 und 14 % etwas mehr. Rund die Hälfte (48 %) will die Investitionen in unveränderter Höhe fortführen.
„Überwiegend stabile oder sogar steigende Digitalinvestitionen sind angesichts der konjunkturell schwierigen Situation und der zahlreichen Regulierungseingriffe unter dem Strich ein positives Signal“, kommentiert Wintergerst. Aber: 18 % der Unternehmen planen, eher weniger für die Digitalisierung auszugeben, 12 % sogar deutlich weniger.
Digitalen Technologien wird eine große Bedeutung zugesprochen
Praktisch alle Unternehmen (98 %) sehen eine große Bedeutung von Datenanalysen für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, aber nur 37 % nutzen Big Data bereits. Immerhin 48 % diskutieren darüber oder planen den Einsatz.
Dem Internet of Things (IoT) messen 93 % eine große Bedeutung zu, aber nur 30 % nutzen es, 54 % sind in der Diskussions- oder Planungsphase. Bei 5G sehen 92 % eine große Bedeutung, 29 % nutzen die Technologie, 47 % diskutieren darüber oder planen den Einsatz.
Auch bei Robotik sowie autonomen Fahrzeugen sieht das Bild ähnlich aus. Am geringsten fällt die Diskrepanz zwischen allgemeiner Einschätzung und Umsetzung im Unternehmen bei Virtual und Augmented Reality aus: Hier sehen 60 % der Unternehmen eine große Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit, und ebenso viele nutzen die Technologie bzw. planen oder diskutieren den Einsatz.
Künstliche Intelligenz: Jedes dritte Unternehmen diskutiert den Einsatz
Die derzeit viel diskutierte Zukunftstechnologie Künstliche Intelligenz hat für 82 % der Unternehmen eine große Bedeutung für die künftige Wettbewerbsfähigkeit, aber gerade einmal 13 % setzen sie ein. Jedes dritte Unternehmen plant es oder diskutiert noch darüber.
Noch geringer verbreitet in den deutschen Unternehmen ist die Blockchain-Technologie, der 70 % eine große Bedeutung zusprechen, die aber gerade einmal 3 % nutzen. Das Metaverse halten zwar 44 % für bedeutend, aber jeweils nur 2 % nutzen die Technologie bzw. planen oder diskutieren ihren Einsatz. Und Quantencomputern sprechen 51 % eine große Bedeutung zu, aber praktisch kein Unternehmen nutzt die Technologie oder ist bereits in der Planungs- oder Diskussionsphase.
Viele Unternehmen tun sich mit digitalen Geschäftsmodellen schwer
„Als rohstoffarmes Land, das noch dazu vor einem gravierenden demographischen Wandel steht, müssen wir stärker als in der Vergangenheit auf digitale Technologien setzen. Gerade Künstliche Intelligenz bietet riesige Chancen und mischt in fast allen Branchen die Karten neu“, unterstreicht Wintergerst.
Wer bei der Digitalisierung nicht vorankommt, könnte künftig vor größeren Schwierigkeiten stehen. Denn bei einer deutlichen Mehrheit der Unternehmen verändert sich infolge der Digitalisierung das Geschäftsmodell. Doch fast der Hälfte der Unternehmen fällt die Entwicklung digitaler Produkte und Dienstleistungen schwer.
„Digitalisierung ist kein Zauberwerk und die Einstiegshürden in die digitale Wirtschaft waren wohl noch nie so niedrig wie heute“, konstatiert der Bitkom-Präsident. „Der erste Schritt ist oft der schwerste. Hat man den Einstieg geschafft, öffnet sich eine neue Welt.“
Konkrete Hilfestellung auf der Transform in Berlin
Konkrete Hilfestellung bei der Digitalisierung will der Bitkom am 6. und 7. März 2024 auf seinem neuen Event Transform geben. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in der Station Berlin stehen aktuelle Technologien und Lösungen zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen und -modellen.
An den zwei Tagen bietet die Transform auf drei Bühnen ein Programm mit Keynotes und Panels, Workshops und Digital Experience Labs sowie eine Expo. In diesem Rahmen werden auch die Digital Office Conference (6.3.) und die Work & Culture (7.3.) stattfinden. (jpk)