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VDMA-Mitglieder zwischen Hoffen und Bangen

Neun-Monats-Bilanz 2023
VDMA-Mitglieder zwischen Hoffen und Bangen

VDMA-Mitglieder zwischen Hoffen und Bangen
Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben den September und damit auch das dritte Quartal sowie die Neun-Monats-Bilanz 2023 mit einem deutlichen Rückgang der Bestellungen in den Büchern abgeschlossen. Bild: nespix/stock.adobe.com

Der VDMA hat seine Mitglieder befragt: Trotz einiger Großaufträge bleibt der Auftragseingang im September im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Die ersten 9 Monate des Jahres ergeben in Summe ein deutliches Minus bei den Orders. Der VDMA Ost spricht von einem Kräfteschwinden, während der VDMA Baden-Württemberg aufgrund von Sondereffekten im September sogar ein geringes Plus verzeichnen konnte.

Die Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau haben den September und damit auch das dritte Quartal sowie die Neun-Monats-Bilanz 2023 mit einem deutlichen Rückgang der Bestellungen in den Büchern abgeschlossen. Selbst einige Großaufträge konnten im September nicht verhindern, dass der Auftragseingang um real 13 Prozent unter dem Vorjahr blieb. Die Inlandsorders sanken dabei um 15 Prozent, die Nachfrage aus dem Ausland fiel um 13 Prozent. Die Bestellungen aus den Nicht-Euroländern (minus 7 Prozent) gingen dank einiger Großaufträge weniger kräftig zurück als die Aufträge aus den Euro-Partnerländern (minus 27 Prozent).

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VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Bild: VDMA/Salome Roessler

„Nach wie vor fehlt es trotz vielfältiger Investitionsbedarfe an Impulsen. Leider drücken die nicht enden wollenden schlechten Nachrichten weiterhin auf die Investitionslaune der Kunden weltweit“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers.

Für die ersten neun Monate 2023 verbuchten die Firmen ein Minus im Auftragseingang von real 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sowohl im Inland (minus 12 Prozent) als auch aus dem Ausland (minus 16 Prozent) waren die Rückgänge zweistellig. Die Euro-Länder (minus 18 Prozent) und die Nicht-Euro-Länder (minus 14 Prozent) hielten sich dabei annähernd die Waage. „Die Folgen von hoher Inflation und Verunsicherung durch Kriege und anderen geopolitischen Verwerfungen zeigen sich mehr oder weniger deutlich in allen Märkten“, erläuterte Dr. Wiechers.

Für den Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2023 ist das Bild fast identisch: Die Aufträge sanken um real 15 Prozent zum Vorjahr. Die Inlandsbestellungen gingen um 12 Prozent zurück, die Auslandsorders lagen um 16 Prozent unter Vorjahreswert. Während aus den Euro-Ländern 23 Prozent weniger Bestellungen kamen, sanken die Aufträge aus den Nicht-Euro-Ländern um 13 Prozent.

Zahlen des VDMA Baden-Württemberg

Der baden-württembergische Maschinen- und Anlagenbau verzeichnete im September nach 18 Monaten mit Minusraten aufgrund von Sondereffekten ein Plus von insgesamt 3 Prozent. Während die Auslandsnachfrage um 9 Prozent zulegte, lagen die Inlandsaufträge erneut real um 10 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.

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Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer VDMA Baden-Württemberg.
Bild: VDMA

Im weniger schwankungsanfälligen Drei-Monats-Zeitraum Juli bis September 2023 sanken die Aufträge um real 9 Prozent gegenüber Vorjahr (Ausland minus 10 Prozent, Inland: minus 9 Prozent). Für die ersten 3 Quartale im Jahr 2023 liegt bei den Bestellungen ein Minus von 14 Prozent vor.

„Das Auftragsplus im September ist eine Momentaufnahme in einem weiterhin sehr schwankungsanfälligen Markt. Auch für das letzte Quartal im Jahr 2023 zeichnet sich eine deutliche Zurückhaltung bei Neuaufträgen im baden-württembergischen Maschinen- und Anlagenbau ab. Positiv ist, dass die Auftragsreichweite immer noch bei rund 11 Monaten liegt und damit zur Stabilisierung der Umsätze beiträgt,“ kommentiert Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer des VDMA Baden-Württemberg.

Zahlen des VDMA Ost

Die wirtschaftliche Entwicklung des ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus verliert weiter an Schwung. Im dritten Quartal 2023 sanken im Vergleich zum Vorquartal erneut wichtige Konjunkturindikatoren wie die Kapazitätsauslastung und das Auftragspolster. Das wirkt sich auch auf die Bewertung der aktuellen Geschäftssituation aus: 62 Prozent der Unternehmen und damit spürbar weniger als zuletzt stuften ihre Gesamtsituation positiv ein (Jahresmitte: 68 Prozent – 1. Quartal 2023: 78 Prozent). Die vielfältigen politischen und ökonomischen Risikofaktoren schlagen sich zudem in verhaltenen Geschäftserwartungen sowie Personalplanungen nieder. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

„Wir beobachten seit Beginn dieses Jahres einen schleichenden Abwärtstrend. Das Auftragspolster der Unternehmen schmilzt, zugleich investieren die Kunden weniger in neue Maschinen und Produkte. Das bringt die Branche zunehmend in die Bredouille“, sagt Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost.

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Im dritten Quartal 2023 bewertete etwa die Hälfte der ostdeutschen Maschinenbauer ihre wirtschaftliche Situation als „gut“ (54 Prozent). Weitere 8 Prozent stuften diese als „sehr gut“ ein. Dagegen beurteilten fast vier von zehn Firmen die eigene Lage negativ (38 Prozent) – im Vorquartal sagten das drei von zehn Firmen (32 Prozent).

Die Auftragsbücher sind derzeit im Branchenschnitt für knapp sechs Monate bis Ende März 2024 gefüllt. Innerhalb der Branche zeigen sich jedoch erhebliche Unterschiede. Die Unternehmen können zwischen einem Monat und zwei Jahren planen. Darüber hinaus verzeichneten 40 Prozent der Betriebe im dritten Quartal 2023 ein Auftragsminus im Vergleich zum Vorquartal – auf ein Auftragsplus blickten 18 Prozent der Firmen.

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Die schwierige Auftragslage spiegelt sich in der Kapazitätsauslastung nieder. Im dritten Quartal 2023 schöpften die Firmen ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 83 Prozent aus – dieser Wert liegt 2 Prozentpunkte unter dem des Vorquartals und zum zweiten Mal in Folge unter dem langjährigen gesamtdeutschen Durchschnittswert von zirka 86 Prozent.

„In den vergangenen Monaten haben sich die drastischen Materialengpässe abgeschwächt, die Unternehmen bauen den Auftragsstau zunehmend ab. Unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie das eingetrübte Geschäftsklima bei den Maschinenbau-Kunden spülen nun wieder zwischenzeitlich verdrängte Probleme an die Oberfläche. Dazu gehören auch Liquiditäts- und Finanzfragen“, erklärt Köhn.

Prognose des Ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbaus

Auf die kommenden Monate blicken die ostdeutschen Maschinenbau-Betriebe eher zurückhaltend. 61 Prozent der Unternehmen erwarten bis zum Jahresende 2023 unveränderte Geschäftschancen. Etwa jeder fünfte Betrieb (22 Prozent) rechnet indes damit, dass sich die Geschäftsaussichten im Vergleich zu bisher verschlechtern werden. Einer positiven Entwicklung sehen 17 Prozent der Firmen entgegen.

Einen herben Einschnitt verursachte die jüngste wirtschaftliche Entwicklung bei den Personalplanungen. Zwar wollen 53 Prozent der Unternehmen bis zum März 2024 ihre aktuelle Mitarbeiterzahl beibehalten. Fast ein Viertel der Firmen plant allerdings einen Stellenabbau – das sind doppelt so viele wie im Vorquartal. „Bisher haben die Firmen trotz der vielfältigen Herausforderungen an ihren Belegschaften festgehalten oder diese sogar vergrößert, auch aufgrund der Fachkräftelücke. Daher betrachte ich die Kursänderung mit großer Sorge“, sagt Landesverbandsgeschäftsführer Köhn.

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„Die Konjunkturabkühlung ist im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau angekommen. Eine schwache Inlands- und Auslandsnachfrage, Kostensteigerungen, immer neue geopolitische Risiken sowie unsichere innenpolitische Rahmenbedingungen wirken sich negativ auf die Lage und Stimmung aus“, fasst der Landesverbands-Geschäftsführer zusammen. Umso wichtiger sei deshalb, dass die Bundespolitik die Standortbedingungen in Deutschland verbessert und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie stärkt. (eve)

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