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Roundtable-Gespräch zur Messe Instand 2022 mit Retrofit-Tipps

Instandhaltung: Roundtable zur Messe Instand 2022
„Wir können alles modernisieren“

Die Krisen verschaffen der Instandhaltung den hohen Rang in der Wahrnehmung, der ihr längst zukommt: Retrofit, Digitalisierung und Energieeffizienz sind die Schlagworte. Experten geben dazu Tipps im hochklassiken Roundtable-Gespräch als Ausblick auf die Messe Instand. Das Beste daran: Genau solche Gespräche wollen sie bilateral mit Firmenbesuchern auf der Messe führen.

» Olaf Stauß, Redakteur Konradin Industrie

Lieferengpässe, knappe Energie, mehr Nachhaltigkeit. Was bedeuten diese akuten Herausforderungen für die Instandhaltung? Bei ihren Antworten an Redakteurin Sabine Koll, die das Roundtable-Gespräch der Messe Stuttgart moderierte, ließen die Experten keinen Zweifel: Die Instandhaltung agiert im Brennpunkt des Geschehens. Die Mitarbeiter stehen unter Strom. Von ihnen werden Lösungen erwartet, die Produktivität und Lieferfähigkeit trotz Problemen und Mangel sicherstellen.

Retrofitting wird zur Alternative für Neubeschaffungen

„Statt einer Neubeschaffung, die mit hohen Lieferzeiten verbunden ist, kommt oft Retrofit in Frage“, konstatiert Timo Lurf von Pilz. Und Michael Oberli, SEW Eurodrive, beobachtet vermehrt eine „Tendenz zu vorbeugender Wartung“, um Laufzeiten von Maschinen zu erhalten. Im Roundtable 2022 gaben die Servicefachleute wertvolle Tipps für betroffene Firmen – sie gewähren Einblicke in den Status quo und die Zukunft der Instandhaltung, die sich ihrerseits stark verändert.

Experten im Ausblick auf die Messe Instand am 18.-19. Oktober

Die Messe Stuttgart veranstaltete dieses Expertengespräch mit Unterstützung des Konradin-Verlags als Ausblick auf die „Messe für Instandhaltung und Services“ Instand. Die Instand findet von 18. bis 19.10. 2022 statt. Konradin-Moderatorin Sabine Koll konnte hochkarätige Fachleute begrüßen auf dem Podium:

  • Mario Schenk, Segmentleiter Services Fabrikautomation bei Siemens
  • Timo Lurf, Regionalleiter Süd-West bei Pilz
  • Michael Oberli, Leiter Service Elektromechanik bei SEW Eurodrive

„Wir finden Lieferengpässe vor, die ich so noch nie erlebt habe, insbesondere im Halbleiterbereich“, charakterisiert Mario Schenk von Siemens die Brisanz der Situation. Im Zweifelsfall seien Produktionen gefährdet. „Wir versuchen deshalb, einen Grundstock an Ersatzteilen vorzuhalten, die wir bei Anlagenstillständen den Instandhaltern unserer Kunden zukommen lassen.“ Wurde die Instandhaltung früher eher als Kostenfaktor gesehen, so werde sie heute als „Wert-Lieferant für Produktivität“ wahrgenommen.

Derzeit Lieferengpässe bei Teilen und Maschinen

Timo Lurf, Pilz, und Michael Oberli, SEW Eurodrive, teilen diese Sicht. Das Fehlen einzelner Teile könne sogar die Lieferfähigkeit großer, neuer Maschinen gefährden. Bei mechanischen Teilen seien Lieferprobleme noch „überschaubar“, schildert Oberli die Erfahrungen von SEW Eurodrive, in der Elektronik jedoch seien sie „unabsehbar“.

Vor diesem Hintergrund befassten sich die Fachleute schwerpunktmäßig mit drei Themen, die für Firmen und Instandhalter jetzt relevant sind: Wann lohnt sich ein Retrofitting als Alternative für Neuanschaffungen? Welche Features sollten in ein Retrofit aufgenommen werden? Und wie sieht die Zukunft der Instandhaltung aus – im Servicebereich der Anlagenanbieter als auch bei den Betreibern und ihrem Personal?

„Der Trend geht dahin, Neubeschaffungen zu überdenken“, bekräftigt Timo Lurf von Pilz. „Nicht bei jeder alten Maschine ist eine Modernisierung sinnvoll. Aber man sollte sie zumindest bewerten.“

Primäres Ziel sei, eine Maschine wieder fit zu bekommen und ihre Laufzeit durch Investition in die Instandhaltung zu verlängern. An zweiter Stelle könne überlegt werden, sie gleichzeitig zu modernisieren – etwa um vorbeugende Wartung zu ermöglichen, die Maschine zu vernetzen oder um die Energieeffizienz zu erhöhen und Strom zu sparen. „Im Prinzip können wir jede Maschine wieder fit machen. Was wirklich sinnvoll ist, muss aber der Anwender entscheiden.“

Retrofit kann Modernisierungen einschließen

Als wichtigste Treiber für ein Retrofit, das über Reparaturen hinausgeht, nennt Michael Oberli von SEW verbesserte Energieeffizienz, aber auch „neue Technik“: „Bekommt die Maschine neue Komponenten, kann der Betreiber für zehn bis zwanzig Jahre mit einer guten Ersatzteil-Versorgung rechnen.“ Es reiche dann, normale Wartungs- und Inspektionszyklen vorzusehen.

Ob ein Retrofit wirklich lohnt, ist nicht immer leicht zu beantworten. Mario Schenk von Siemens gibt einen Fingerzeig: „Es kommt stark auf die Produktionstechnologie an. Hat sie sich nicht verändert, ist Modernisieren naheliegend. Also wenn die Mechanik vollkommen in Ordnung ist, macht das Sinn. Das Drumherum bringen wir dann schon auf den Stand.“

Oberli, SEW Eurodrive, unterstreicht dies. „Ein Retrofit kann natürlich nicht dazu dienen, den Output um 30 oder 40 Prozent zu steigern“, meint er im Umkehrschluss. „Da wäre ein Retrofit der falsche Ansatz.“ Timo Lurf, Pilz: „Die Betriebswirtschaftlichkeit steht im Vordergrund. Es kommt auf den Aufwand an.“ Sei er zu hoch, könne dies auch ein Aus für „alte Schätzchen“ bedeuten, die seit 40 Jahren treu produzieren …

Eine Chance für Digitalisierungs-Schritte

Bei einem Retrofit stellt sich die Frage, wieviel Modernisierung sinnvoll ist (Themenkreis 2): Retrofitting als Chance, zu digitalisieren? „Eindeutig ja“, sagt Mario Schenk von Siemens. „Das beginnt bei der einfachen Maschinenvernetzung und geht bis hin zu höherer Prozesseffizienz durch neue Technologien.“ Doch es gelte zu differenzieren. Bei Condition Monitoring etwa hat Schenk schon den „evolutionär nächsten Schritt“ im Sinn, den die Zukunft bringen wird: mit lernenden Systemen wie KI ein intelligentes „Predictive Maintenance“ zu realisieren.

Timo Lurf von Pilz ergänzt: „In der Instandhaltung lässt sich vieles mit Remote Control beheben. Das versuchen wir immer als erstes, um eine Anlage wieder in Gang zu bringen – doch dazu brauchen wir digitalen Zugriff.“ Dafür die Voraussetzungen zu schaffen, ist also ein wichtiger Aspekt einer anstehenden Modernisierung.

Instandhalter wird zum „sexy Job“

Mario Schenk spannt die Instandhaltung der Zukunft als ein weites Feld digitaler Errungenschaften auf: von VR/AR über Cloud- und Edge-Technologien bis hin zu KI. „Bei Siemens arbeiten wir daran, neue Service-Konzepte zu erarbeiten, die das Wissen in die Betriebe tragen.“ Doch dazu brauche es den Instandhalter, der digitales Know-how mit Erfahrung an der Maschine verbinden könne. Es entstehe ein „sexy Job“, so Schenk – und die Chance, den Nachwuchs dafür zu begeistern.

www.messe-stuttgart.de/instand/

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