Hersteller von Systemen und Komponenten für Automobile und Nutzfahrzeuge testen ihre Produkte häufig in Klimaprüfschränken auf thermische Belastbarkeit. Diese Umweltsimulationen bilden in der Regel Kälte und Thermostress ab. Teilweise werden die Tests im Bereich von -40 °C bis -70 °C durchgeführt, um die Zuverlässigkeit in kalten Regionen zu gewährleisten.
Das einzige Kältemittel für diese Temperaturen war bisher R23. Doch die EU-Verordnung 517/2014 zu fluorierten Treibhausgasen verbietet dieses Mittel. Es ist seit 2015 nur noch im Rahmen von Übergangsregelungen erlaubt. Wie lange die gelten, ist nicht sicher absehbar.
Sollten die Übergangsregelungen auslaufen, würde das die wichtigen Stresstests zur Qualitätssicherung für Komponenten und Systeme bei niedrigen Temperaturen gefährden. Denn gleichwertige Nachfolger gab es nicht. Bis jetzt: Seit Frühjahr 2019 liefert Weiss Umwelttechnik Klimaprüfschränke mit WT69. Dieses Kältemittel hat einen niedrigen GWP (CO2-Äquivalenzwert) von 1.357. Dadurch ist es gemäß EU-Verordnung zugelassen und zukunftssicher. Zusatzvorteil: Die Anzahl der vorgeschriebenen Dichtheitsprüfungen wird reduziert oder die Pflicht entfällt sogar ganz.
Wichtig für Anwender ist die Übertragbarkeit der Messergebnisse. Die ist bei WT69 gegeben. Denn Klimaschränke mit WT69 verhalten sich nahezu identisch wie solche mit R23. Zum Beispiel liefert WT69 genau die gleiche Leistung zum Entzug von Wärme. Damit ist die Kälteleistung bei Klimaprüfschränken mit beiden Kältemitteln nahezu identisch. Stresstests erfordern manchmal sehr schnelle Temperaturwechsel. Die Abkühlrate ist bei WT69 ebenfalls praktisch gleich. Dadurch lassen sich Messreihen von Maschinen mit beiden Kältemitteln direkt miteinander vergleichen.
Weiss Technik kooperierte mit der TU Dresden bei der Entwicklung
Ungewöhnlich an WT69 ist die Entwicklung durch einen Anlagenbauer. In der Regel stellen Chemieunternehmen wie Chemours und Honeywell Kältemittel her. Doch kein Chemiespezialist bot eine Alternative für R23 an. So kooperierte Weiss Technik mit der TU Dresden bei der Entwicklung. Die Zusammenarbeit ging über die Auftragsvergabe weit hinaus. Weiss unterstützte das Projekt mit Maschinen und eigenem Fachpersonal. Das über Jahre, denn die Entwicklung eines Nachfolgers für R23 erwies sich als überaus schwierig. Denn es gibt laut Untersuchungen in der Natur keinen geeigneten Ersatzstoff für R23. Darum mussten die Forscher rund 100.000 Stunden investieren und 150 Mischungen untersuchen. Schließlich fanden sie ein Kältemittel, das alle Anforderungen erfüllt – WT69.
Über die Jahre hat Weiss mehrere Millionen Euro in das Projekt investiert. „Das war eine große Investition, für die wir uns bewusst entschieden haben“, so Janko Förster, Leiter des Produktmanagements bei Weiss Technik, „denn es geht um eine Lösung, die der Umwelt und auch der gesamten Industrie in Europa zugute kommt.“ (os)
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