Herr Hischemöller, welche Anforderungen werden heute an die Schutzkleidung gestellt?
Grundsätzlich ist der Bedarf an normgerechter Schutzkleidung in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Als textiler Dienstleister haben wir deshalb unterschiedliche Kollektionen im Angebot. Wir beobachten derzeit einen Trend hin zu mehrfach normierter Kleidung, die für Einsätze mit unterschiedlichen Risiken geeignet ist. Aber auch im Bereich der Service- und Pflegeprozesse sind die Ansprüche gestiegen. Wir haben deshalb die Beratungskompetenz unserer Verkaufsteams verstärkt. Mehr gefordert ist bei der Schutzkleidung aber auch das Qualitätsmanagement. Hier werden unsere Mitarbeiter in den Bereichen Gütekontrolle, Qualitätskontrolle und Näherei kontinuierlich geschult. Alle arbeiten eng zusammen, damit die Bearbeitung der Schutzkleidung reibungslos funktioniert.
Wie funktioniert die Qualitätssicherung bei der Schutzkleidung in der Praxis?
Wir überlassen die Qualität nicht dem Zufall, sondern sie wird durch ein umfassendes Qualitätsmanagement-System sichergestellt. Dazu gehört, dass die Vertragswerke des DBL-Verbunds nach ISO 9001 zertifiziert sind oder sich in einem entsprechenden Prozess befinden. Nur so können wir gleichbleibend hohe Qualitätsstandards bieten. Dahinter stehen in der Praxis detaillierte Vorgaben und Arbeitsabläufe. Wir kontrollieren die Kleidung nach dem Waschen auf Funktionstüchtigkeit, kümmern uns um die Wartung und übernehmen die Reparatur. Wenn Kleidungsstücke nicht mehr funktionstüchtig sind, werden sie durch uns ersetzt.
Können Sie das Prozedere an einem Beispiel erklären?
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Warnschutz. Bei der speziellen Arbeitskleidung, die in diesem Bereich getragen wird, dürfen bei der Pflege die Reflexstreifen nicht beschädigt werden. Auch das fluoreszierende Gewebe darf seine Wirkung nicht verlieren. Bei der normierten Warnschutzkleidung erfolgt zunächst eine Vorsortierung nach leuchtgelb oder nach leuchtorange. Nach einem zertifizierten Waschprozess mit anschließender Tunneltrocknung prüfen unsere Mitarbeiter der Güte- und Qualitätskontrolle die Leuchtkraft des Warnstoffs und die Reflexionseigenschaften des Reflexstreifens. Dabei wird jedes einzelne Kleidungsstück begutachtet. Bei der Prüfung kommt unter anderem eine spezielle Leuchte zum Einsatz, die sogenannte Verifier-Lampe. Damit wird der Rückstrahlwert des Reflexstreifens getestet. Entspricht das geprüfte Kleidungstück nicht mehr den Anforderungen, tauscht unsere Näherei die Reflexstreifen aus oder der Artikel wird komplett ersetzt. Es ist tatsächlich so, dass die Schutzkleidung eine Wissenschaft für sich ist und in die Hände von Profis gehört.
Wie wird eine fachgerechte Reparatur sichergestellt?
Grundsätzlich darf eine Reparatur nie dazu führen, dass die Schutzwirkung eines Kleidungsstücks eingeschränkt wird oder gar verloren geht. Unsere Näherinnen werden anhand eines speziellen Nähhandbuchs geschult und wissen, wie Reparaturen korrekt durchzuführen sind. Die Reparatur einer Schutzkleidung erfolgt außerdem nur mit Original-Zutaten. Zum Beispiel bei Schrittkürzungen achten wir darauf, dass mindestens fünf Zentimeter vom Warnstoff bis zum Saumende stehenbleiben. Funktioniert das nicht, muss der Reflexstreifen komplett versetzt werden. In diesem Prozess überprüfen wir auch regelmäßig die Einsatzwochen der Kleidung. Nach einer bestimmten Zahl an Wäschen wird ein Artikel automatisch ausgetauscht.
Wie werden all diese Arbeiten dokumentiert und die Qualität der Abläufe sichergestellt?
Unsere Maßnahmen dafür sind vielfältig und auf die Praxis abgestimmt. Dazu gehören jährliche Schulungen der am Pflegeprozess beteiligten Mitarbeiter aus den Bereichen Gütekontrolle, Näherei und Qualitätskontrolle. Jede Schutzkleidung, die wir neu ins Programm aufnehmen, wird vor dem ersten Einsatz probegewaschen. Unsere Maschinen fahren ausschließlich Waschprogramme, die mit den Herstellern der Schutzkleidung abgestimmt sind. Hinzu kommt die regelmäßige Prüfung der eingesetzten Artikel. Mit diesen spezifischen Wasch- und Bearbeitungsprozessen, die wir als Anbieter von textilem Mietservice täglich anwenden, gewährleisten wir die dauerhafte Aufrechterhaltung der Schutzfunktionen. Auf Basis unseres zertifizierten Qualitätsmanagements werden alle Prozesse dokumentiert und sind für unsere Kunden nachvollziehbar.
Wer übernimmt die Verantwortung für die eingesetzte Schutzkleidung?
In der aktuellen Verordnung für die persönliche Schutzausrüstung, kurz PSA, sind die Pflichten der Hersteller und Händler beschrieben. Aber auch die Pflichten des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers sind darin geregelt. Unsere Arbeit beginnt bei der Beratung und Anschaffung. Zunächst werden auf Basis einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung die Risiken am Arbeitsplatz definiert. Erst dann können wir als textiler Dienstleister den Verantwortlichen bei der Entscheidung unterstützen. Es liegt auch in der Verantwortung des Unternehmers, seine Mitarbeiter im Umgang mit der PSA einzuweisen. Jedem Werker muss klar sein, dass er seine Kleidung vor dem Einsatz kontrollieren muss. Der Service eines Textilprofis allein bietet keine Rechtssicherheit bei Anschaffung und Nutzung der persönlichen Schutzausrüstung.
Wer übernimmt die Verantwortung für die Pflege?
Wir gewährleisten als textiler Dienstleister die fachgerechte Pflege und Aufbereitung. Hier weisen wir unsere Kunden im Vorfeld darauf hin, die PSA ausschließlich von uns pflegen zu lassen. Es darf nicht sein, dass die PSA in der heimischen Waschmaschine eines Mitarbeiters landet. Das ist für uns der absolute Albtraum. Wir informieren den Unternehmer natürlich darüber, dass die PSA ihre Schutzwirkung verlieren kann, wenn diese nicht fachgerecht gepflegt wird. Unterm Strich sind eine intensive Beratung und die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden entscheidend. Das schafft die gewünschte Sicherheit für alle Beteiligten. (ub)