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Arbeitsschutz: Persönliche Schutzausrüstung zahlt sich aus

Arbeitsschutz
Persönliche Schutzausrüstung zahlt sich aus

Die neue EU-Verordnung 2016/425 sorgt für wichtige Änderungen bei Herstellung, Verkauf und Import persönlicher Schutzausrüstung (PSA) innerhalb der Europäischen Union.

Colin Blair
Global Quality Director bei Honeywell Industrial Safety

Künftig soll bei Arbeitsschuhen und anderer Schutzausrüstung verstärkt auf Qualität geachtet werden. Der neue Ansatz zielt auf die regelmäßige Beurteilung von Prüf- und Herstellungsverfahren ab. Die EU-Verordnung 2016/425 wird ab dem 21. April 2018 die bestehende Richtlinie 89/686/EWG ersetzen und führt für alle Mitgliedsstaaten verbindliche Qualitätskriterien für PSA ein. Anders als die bestehende Richtlinie wird sie für die gesamte Lieferkette aus Herstellern, Handel und Importeuren gelten. Sie müssen fortan dafür sorgen, dass neue Produkte, die sie auf dem EU-Markt vertreiben, zertifiziert sind und das CE-Kennzeichen tragen. Eine wichtige Neuerung ist die Einführung eines Gültigkeitszeitraums von fünf Jahren bis zur erneuten Prüfung und Zertifizierung nach EU-Kriterien. Möchte ein Hersteller sein Produkt auch weiterhin zertifizieren, muss er dafür sorgen, dass es den aktuellen Branchenstandards entspricht (für gewöhnlich EN- oder ISO-Normen).

Durch regelmäßige Überprüfungen kann die Leistungsfähigkeit der PSA mit höchstmöglicher Genauigkeit erfasst und die Anwender letztlich besser geschützt werden. Schließlich werden persönliche Schutzausrüstungen technologisch kontinuierlich weiterentwickelt, wodurch auch die Prüfverfahren entsprechend angepasst werden müssen. So wurden zum Beispiel Sicherheitsschuhe mit metallfreien Zehenschutzkappen aus Verbundstoffen branchenübergreifend (vom Baugewerbe bis hin zur Haustechnik) immer beliebter, da sie leichter und bequemer zu tragen sind. Allerdings liefert das bestehende Prüfverfahren hinsichtlich Stoßkraft und Stauchung gemäß EN ISO 20345:2011 bei Schutzkappen aus Verbundstoffen keine zuverlässigen Ergebnisse, da das Verfahren ursprünglich für die Schuhe mit Metallkappen konzipiert wurde.

Neue Prüfverfahren sollen die persönliche Schutzausrüstung sicherer machen

Das Verfahren misst den Abstand, der unter der Schutzkappe verbleibt, wenn sie der Stoßkraft eines herabfallenden Objekts und der Stauchung durch ein heranrollendes Objekt ausgesetzt ist. Bei weniger als 14 mm (für die Größen 41 und 42) Abstand zwischen Schutzkappe und Innensohle (d. h. dem gegenwärtigen Minimalabstand zum Schutz des Fußes) gilt der Test als nicht bestanden. Neue Forschungen von Honeywell kamen zu dem Ergebnis, dass ein und dasselbe Schuhmodell in der Prüfung durch verschiedene Instanzen mit Diskrepanzen von bis zu 9 mm gemessen wird. Das bedeutet, dass manche Sicherheitsschuhe zugelassen werden, obwohl sie keinen vollen Schutz bieten.

Die persönliche Schutzausrüstung ist in vielen Fällen die letzte Verteidigungslinie

Daran wird deutlich, dass auch die Prüfverfahren für PSA in regelmäßigen Abständen neu zu bewerten sind. Vor diesem Hintergrund implementieren Hersteller wie Honeywell neue interne Prüfverfahren, die oftmals noch über die gegenwärtigen gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Während beispielsweise die EN ISO 20345:2011 standardmäßig nur einen Datenpunkt pro Schuhkappengröße (S, M, L) verlangt, prüft Honeywell jede Schuhgröße einzeln. So wird die Anzahl der positiven Prüfungen erhöht und reduziert die Fehlergrenze auf nur 2 mm. Die Prüfungen finden in Zusammenarbeit mit dem Centre Technique du Cuir (CTC) statt, das von Honeywell anhand von Testergebnissen als zuverlässigste Prüfinstanz Europas ausgewählt wurde.

Die neue Schwerpunktsetzung der regelmäßigen Zertifizierung dient nicht nur dazu, die PSA den jeweils aktuellen Verfahren der Qualitätssicherung zu unterziehen. Auf Herstellerseite bietet sich die Möglichkeit, durch entsprechende Kontrollprozesse und Herangehensweisen in der Produktion neue Methoden zur Verringerung von Abweichungen zu erschließen. Gerade bei Produkten wie Schuhen, die größtenteils von Hand gefertigt werden, ist dieser Punkt von entscheidender Bedeutung. Es gilt somit, jeden Produktionsschritt regelmäßig unter die Lupe zu nehmen und mit Zulieferern zusammenzuarbeiten, deren Material den strengsten Anforderungen genügt.

Gleichzeitig eröffnet sich den Teams in Forschung und Entwicklung die Gelegenheit, von einheitlichen Standards ausgehend und unter Verwendung von Spezialstoffen Lösungen zu entwickeln, die dank eines gewissen Maßes an Redundanz den Qualitätskriterien nicht bloß genügen, sondern sie übertreffen. So hat Honeywell beispielsweise die Form und Funktion seiner Verbundstoff-Schuhkappen optimiert, indem ein neues Design mit verstärkten Materialien kombiniert wurde. Im Ergebnis hat sich der Sicherheitsabstand unter Stauchung im Vergleich zum aktuellen Standard um 14 % erhöht. Sicherheitsfachkräfte müssen sich auf die Schutzmaßnahmen ihrer Mitarbeiter verlassen können. Die Tatsache, dass die verwendeten Lösungen ein höheres Maß an Sicherheit garantieren als die Richtlinien vorschreiben, sorgt für ein höheres Sicherheitsgefühl. Die persönliche Schutzausrüstung ist in vielen Fällen die letzte „Verteidigungslinie“. Ihre Anwender müssen sich auf den Schutz verlassen können, während Arbeit- und Auftraggeber davon ausgehen möchten, dass sie in ein Produkt investieren, das ihre Mitarbeiter ausreichend schützt.

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