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Dr. Klaus Kluger, General Manager Central Eastern Europe Omron Electronics, über das neue POC-Labor von Omron

Robotik
Dr. Klaus Kluger, General Manager Central Eastern Europe Omron Electronics, über das neue POC-Labor von Omron

Am 26. Januar 2023 hat der Automatisierungsexperte Omron einen neuen Standort in Dortmund eröffnet. Auf 1850 m² können Kunden Robotertechnik live erleben und geplante Konzepte durch Machbarkeitsstudien prüfen lassen. Dr. Klaus Kluger erzählt im Interview, wie das funktioniert und praktisch abläuft.

» Uwe Schoppen, Redakteur Industrieanzeiger

Herr Dr. Kluger, warum hat sich Omron bei der neuen Niederlassung erneut für Dortmund entschieden?

Das hat verschiedene Gründe. Omron und Dortmund verbindet eine lange Geschichte und von daher war es naheliegend, die neue Niederlassung hier zu planen. Das Unternehmen Adept, das heute zu Omron gehört, war ebenfalls in Dortmund ansässig. Ich würde Dortmund daher schon als ein Zentrum der deutschen beziehungsweise europäischen Robotikexpertise bezeichnen.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Hochschulen aus?

Zur Fachhochschule Dortmund haben wir eine enge Beziehung. Im Robotiklabor der FH finden sich Technologien und Roboter von uns. Wir arbeiten auf vielen Ebenen zusammen und unterstützen die Studierenden. Im Robotiklabor erfahren sie hautnah, worum es im Berufsleben geht. Zudem entsenden wir Experten zu Vorlesungen und vieles mehr. Hinzu kommt, dass wir hier am Sebrathweg ideale Bedingungen vorgefunden haben. Mit rund 1.850 m² haben wir deutlich mehr Präsentations- und Ausstellungsfläche als zuvor, sodass hier Schulungen, Kundentrainings und Machbarkeitsstudien besser stattfinden können. Die Nutzflächen befinden sich in der Nähe der TU und FH Dortmund. Im Erdgeschoss stehen Technologieflächen mit Anlieferzonen zur Verfügung, in den oberen Geschossen befinden sich die Büro- und Verwaltungsflächen.

Welche Bedeutung haben die neuen Einrichtungen für den Kunden?

Unsere Kunden hatten von jeher Gelegenheit, unsere Technologien kennenzulernen. Die Fläche in Dortmund ist nun deutlich größer. Ein persönlicher Kontakt zu den Kunden und „Hands-On-Vorführungen“ waren für uns schon immer wichtig, aber dieses Ausprobieren und mit eigenen Augen sehen spielt heute eine noch bedeutendere Rolle. Immer mehr Kunden wollen vor Ort sehen und erfahren, wie eine Roboterlösung im wahren Leben aussieht, wie sie funktioniert, wie sie in individuellen Produktionssituationen eingesetzt werden könnte. Kunden können Proben mitbringen und fragen, ob und wie sich individuelle Produktionsabläufe automatisieren lassen. Hier finden sie erfahrene Berater und verschiedene Technologien. Außerdem können sie an Workshops und Seminaren teilnehmen.

Welche Robotik-Techniken werden in den Vorführ- und Seminarräumen angeboten?

Zum einen zeigen wir stationäre und mobile Robotik-Lösungen, zum anderen aber auch Sensorik- und Steuerungstechnik. Autonome mobile Roboter lassen sich beispielsweise in der Produktion, aber auch im Lager einsetzen. Sie können verschiedene Nutzlasten sicher und effizient transportieren. Das Spektrum reicht von leichten Aufgaben mit 60 Kilogramm bis hin zu schweren Lasten bis zu 1.500 Kilogramm, sodass sie Gabelstapler ersetzen können. Lager, Verteilzentren und Produktionsstätten mit manuellen Abläufen haben oft Problemen wie Personalmangel, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie Herausforderungen bei Rückverfolgbarkeit und Qualität. Autonome mobile Roboter leisten hier großartigen Support.

Und wie sieht es mit den stationären Robotern aus?

Zu unseren stationären Robotern gehören Scara-, Gelenk- und Delta-Roboter. Scara steht für Selective Compliance Assembly Robot Arm. Dieser Industrieroboter ähnelt einem Arm und wird auch als horizontaler Gelenkarmroboter bezeichnet. Delta-Roboter sind Parallelarmroboter mit Stabkinetik. Ihre Form erinnert an den griechischen Buchstaben Delta. Sie sind besonders leicht, schnell und werden häufig zum Verpacken und in der Montage eingesetzt. Wir zeigen aber auch Steuerungen, künstliche Intelligenz und Lösungen, mit denen sich die verschiedenen Techniken von Omron miteinander koppeln lassen. Wir sind der einzige Anbieter, der alles aus einer Hand bieten kann, sprich Software, Hardware, Steuerung und Beratung.

Wie sieht das konkret aus? Wie werden dem Kunden diese Robotik-Techniken präsentiert, zur Verfügung gestellt?

Zum einen haben wir eine große Ausstellungsfläche, wo die Kunden alle Roboter in Augenschein nehmen und bewegen können. Zum anderen verfügen wir über große und helle Seminarräume mit Arbeitsplätzen. Hier können wir Demonstrationen, Best Practices, Videos, Grafiken und Simulationen zeigen. Wichtig ist, dass jeder Kunde da abgeholt wird, wo er sich gerade befindet, denn jedes Unternehmen hat teils sehr individuelle Anforderungen. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Maschinenbau und IT suchen wir nach individuellen Lösungen. Dazu gehören auch Wartung und Training. Schulungen zur Roboterprogrammierung können vor Ort in unseren Einrichtungen oder an einem externen Schulungsort durchgeführt werden.

Sind Machbarkeitsstudien, auf Englisch „Proof of Concept“ oder kurz POC, die Hauptanwendung in der neuen Niederlassung?

POC spielen eine wichtige Rolle, aber wir bieten nicht nur Machbarkeitsstudien. Wir zeigen auf, dass sich Roboter für verschiedene Firmengrößen, Branchen und Produktionsanforderungen eignen. Unsere POC-Labors befinden sich in ganz Europa und verfügen über Robotik-Demozellen für praktische Anwendungen.

Welche Bedeutung haben POC-Labors heute?

Machbarkeitsstudien spielen eine wichtige Rolle. Niemand möchte die Katze im Sack kaufen, sondern zuvor genau erfahren, ob die anvisierte Technologie überhaupt geeignet ist. Und ob sich die Kosten rechnen. Mit einem Proof of Concept lassen sich Robotiklösungen skizzieren und sie helfen dem Kunden, sich für eine passende Lösung zu entscheiden. Die tatsächliche Konfiguration ist am Ende von Kunde zu Kunde verschieden. Das liegt an den verschiedenen Fertigungsabläufen und dem Material, das bearbeitet werden muss. Deswegen ist es wichtig und nützlich, die Machbarkeit einer Applikation mit einem POC-Service zu bewerten. Die drei Hauptvorteile sind Investitionssicherheit, Expertise und Wissensaustausch. Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass seine Anwendung vor der Implementierung in der Produktionsumgebung getestet wird. In den Labs lassen sich praktische Erfahrungen sammeln und Applikationen optimieren.

Sind moderne Automatisierungskonzepte mit Robotern heute so komplex geworden, dass man auf POC-Labors im Grunde nicht mehr verzichten kann?

Komplexität ist nur eine Seite der Medaille. Natürlich sind heute mehr Systeme miteinander verzahnt und es müssen folglich mehr Parameter berücksichtigt werden als noch vor einigen Jahren. Zugleich stehen Entscheider und Firmen unter einem größeren Druck und müssen mehr Herausforderungen stemmen als früher. Sie sollen produktiver agieren, effizientere Abläufe schaffen, auf Nachhaltigkeit und Arbeitsschutz achten und nebenbei das Problem mit den fehlenden Fachkräften lösen. Nicht zu vergessen sind Kostendruck und unsichere Lieferketten. Die Automatisierung ist ein komplexes Vorhaben, das nicht allein mit einer neuen Technologie abgeschlossen ist.

Wie sieht der praktische Ablauf einer solchen Machbarkeitsstudie aus? Bringt der Kunde zum Beispiele Kunststoffteile oder Verschlüsse mit, die dann in Versuchsanlagen zugeführt, gegriffen, kontrolliert oder weitergereicht werden? Wie kann man sich das vorstellen?

Ja, Kunden können Proben mitbringen. Sie können aber auch individuelle Fragen und Anforderungen im Gepäck haben. Das ist teilweise sehr unterschiedlich. Vor Ort kann man zudem mit Fachleuten persönlich sprechen. Es sind aber auch virtuelle Demonstrationen möglich, die per Fernzugriff besucht werden können. Eine solche Tour bietet ebenfalls Einblicke in die Technik. Die Tests werden von fachkundigen Ingenieuren durchgeführt. Die benötigten Produkte lassen sich bereits vor einer Investition in die Anlage ermitteln. Das ist in Zeiten von Kostendruck und knappen Kassen wichtiger denn je. Zugleich muss das Forschungsdesign mit einigen vordefinierten Schlüsselkennzahlen eingerichtet werden. Dazu gehören zum Beispiel die Zahl der Werkstücke, die pro Minute transportiert werden müssen. Aber auch die Eigenschaften der Werkstücke.

Was passiert nach der Machbarkeitsstudie? Bekommt der Kunde zum Beispiel einen Testbericht?

Nach dem POC-Service erhalten Interessierte die Machbarkeitsstudie mit allen zugehörigen Dokumenten und Videos. Anhand dieser Informationen können sie dann entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt werden soll. Wir stehen auch weiterhin in Kontakt. Ein umfassender Support von der Technikauswahl bis zur Wartung ist wichtig.

Was steht in so einem Testbericht typischerweise drin?

Jeder Testbericht ist anders, da er unternehmensspezifische Herausforderungen enthält. Typischerweise enthält das Dokument Zykluszeit, Förderverhalten der Teile, Erkennbarkeit der Teile mit der Kamera, Details zur Beleuchtungstechnik, aber auch Auffälligkeiten. Kleben die Teile aneinander? Lassen sie sich stapeln? Laden sie sich statisch auf?

Bekommt der Kunde auch Verbesserungsvorschläge und Tipps?

Wird ein Greifer vom Kunden mitgeschickt, wird dieser natürlich auch mit dem Roboter getestet. Eventuell gibt es eine Empfehlung, einen anderen Greifer zu nutzen. Zudem erhalten die Unternehmen eine Empfehlung, welcher Roboter, welche Kamera oder welches Zuführsystem für sie und ihre Anforderungen am besten geeignet ist. Sie erfahren, welchen Roboter sie brauchen, um eine bestimmte Zykluszeit zu erreichen. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden live vor Ort in Dortmund besprochen oder online in einer Videokonferenz. Kunden erhalten zudem eine klare Aussage, wenn etwas nicht funktioniert oder die gewünschten Zykluszeiten nicht erreicht werden können.

Kann man sagen, dass der Kunde nach einer Machbarkeitsstudie „auf der sicheren Seite steht“?

Idealerweise sollte das so sein. Aber es gibt dennoch immer wieder ein paar Unwägbarkeiten oder veränderte Rahmenbedingungen. Aber dafür stehen ja unsere Experten parat. Sie können alle Fragen, die noch auftauchen sollten, versiert beantworten. Und Anpassungen lassen sich auch immer realisieren. Ich würde es allgemeiner formulieren. Mit einem Partner, der für alle Eventualitäten gerüstet ist, steht man auf der sicheren Seite. Nicht mit der Machbarkeitsstudie allein.

Bei einer Versuchsanlage sind die Grenzen des Machbaren schnell erreicht. Wie können komplexere Abläufe in einer geplanten Anlage ausprobiert werde?

Natürlich können wir nicht die komplette Automatisierungslösung simulieren, aber sehr häufig ist die Robotik der entscheidende Schritt in der Automatisierung. Daraus ergibt sich keine völlige Sicherheit, aber man erhält eine gute Einschätzung. Bei Projekten mit mobilen Robotern ist das einfacher. Hier können wir die Umgebung und die Aufgaben, die erledigt werden sollen, sehr gut und präzise simulieren und dann auch entsprechend genaue Prognosen abgeben.

Welche Machbarkeitsstudien lassen sich speziell bei der mobilen Robotik in Dortmund durchführen und wie sehen die aus?

In der mobilen Robotik teilt sich die Analyse häufig in zwei Schritte auf. Zunächst sind die lokalen Gegebenheiten beim Anwender wichtig. Wie ist das Gebäude aufgeteilt? Wo befinden sich Treppen oder gesperrte Bereiche? Wie sehen die Fahrwege für die mobilen Roboter aus? Das lässt sich alles gut simulieren und die Unternehmen erhalten einen Überblick über Fahrzeiten, Übergabeprozesse und -orte sowie die benötigte Zahl von mobilen Einheiten, damit die Aufgaben auch in der vorgegebenen Zeit erledigt werden können. Wir geben auch Empfehlungen, welche mobilen Roboter für welche Aufgaben geeignet sind und wie die Übergabestation aussehen sollte.

Kontakt:
Omron Electronics GmbH

Sebrathweg 5

44149 Dortmund

Tel. +49 (0)231 758940

www.@omron.com


Was geht?

In sogenannten POC-Labors (Proof of Concept) kann der Kunde eine Machbarkeitsstudie seiner neuen Automatisierungs-Konzepte erstellen lassen.

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