Startseite » Technik » Automatisierung »

Ein universelles Betriebssystem für Robotik dringend gebraucht

Software
Ein universelles Betriebssystem für Robotik dringend gebraucht

Ein universelles Betriebssystem für Robotik dringend gebraucht
Viele mittelständische Unternehmen zögern noch, Robotik im Betrieb einzusetzen. Bild: IM Imagery/stock.adobe.com
Roboter übernehmen in vielen Haushalten längst Aufgaben wie Staubsaugen oder Rasenmähen. Die Industrie, besonders der Mittelstand, nutzt die vorhandene Technologie jedoch noch wenig. Vier zentrale Hürden verhindern den endgültigen Durchbruch der industriellen Robotik. Ein Überblick.

Christian Piechnick, CEO von Wandelbots und Stephan Hotz, CPO von Wandelbots

Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland zögern häufig noch, wenn es darum geht, die Arbeitsprozesse in der Werkhalle von Robotern ausführen zu lassen. Diese Zögerlichkeit lässt sich auf vier Gründe zurückführen:

  • Hohe Betriebskosten trotz sinkender Anschaffungskosten: Zwar sind die Anschaffungskosten für Roboterhardware gesunken, doch die Betriebskosten bleiben hoch. Dazu zählen die initiale Programmierung und Anpassungen an sich verändernde Prozesse. Automatisierung ist vor allem für diejenigen Unternehmen wirtschaftlich, die in großen Stückzahlen mit geringer Produktvarianz produzieren. Für kleine und mittelständische Unternehmen ist es schwer, einen positiven Return on Investment (ROI) zu erzielen. Die Kosten überwiegen oft den Nutzen, was die Anschaffung von Robotik unattraktiv macht.
  • Mangel an Fachpersonal: Nur etwa 0,2 % der weltweit 27 Mio. Softwareentwickler sind auf Roboterprogrammierung spezialisiert. Große Unternehmen beschäftigen solche Fachkräfte oft intern, kleinere Unternehmen müssen dagegen auf externe Dienstleister zurückgreifen. Diese sind jedoch schwer zu finden und oft nicht in der Lage, im gewünschten Maß zu skalieren, was die Flexibilität der Unternehmen einschränkt.
  • Fehlende Standardisierung der Programmiersprachen: Jeder Roboterhersteller verwendet seine eigene, proprietäre Programmiersprache. Dadurch können Experten nicht ohne weiteres verschiedene Robotersysteme programmieren. Eine herstellerübergreifende Softwarelösung, die eine einheitliche Programmiersprache erlaubt, existiert nicht, was die Automatisierung in vielen Unternehmen erschwert.
  • Veraltete Programmiersprachen: Viele in der Robotik verwendete Programmiersprachen stammen aus den 1990er Jahren und wirken überholt. Diese veralteten Technologien schrecken junge Entwickler ab, die mit modernen Tools arbeiten wollen. Dadurch verliert die Robotikbranche an Attraktivität für zukünftige Fachkräfte, was langfristig zu einem Innovationsstau führen könnte.

Unangetastetes Potenzial

Während viel in die Hardwareentwicklung investiert wurde, ist im Softwarebereich weniger getan worden. Umfassende Neuerungen bleiben hier aus. Dabei könnte ein universelles Betriebssystem den Durchbruch bringen, besonders für mittelständische Unternehmen. Es würde das einfache Programmieren und Steuern von Robotern unterschiedlicher Hersteller ermöglichen. Wichtig wäre eine benutzerfreundliche und leicht erweiterbare Plattform, die den individuellen Bedürfnissen von Unternehmen gerecht wird. Gerade im Mittelstand geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um langfristige Zukunftssicherung angesichts von Fachkräftemangel und zunehmendem Kostendruck.

Robotik könnte viele der drängenden Probleme im Mittelstand lösen, vor allem bei körperlich anstrengenden, wiederkehrenden Tätigkeiten. Zahlreiche Unternehmen finden kaum noch Mitarbeiter für monotone Aufgaben, die heute schon automatisiert werden könnten. Doch die Hürden für die Implementierung bleiben hoch.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die Entwicklung der Robotik erinnert an die Geschichte des Personal Computers. In den 1990er Jahren waren Computer vorwiegend Experten vorbehalten. Erst durch benutzerfreundliche Schnittstellen, standardisierte Treibersysteme und offene Entwicklungsplattformen wurde der PC zum Massenprodukt. Diese drei Paradigmen haben dabei die Computerrevolution ermöglicht:

  • Grafische Benutzeroberflächen: Sie machten Computer für Menschen ohne technisches Vorwissen zugänglich.
  • Universelle Treibersysteme: Geräte unterschiedlicher Hersteller konnten durch standardisierte Schnittstellen problemlos verbunden werden.
  • Offene Entwicklungsplattformen: Softwareentwickler konnten eigene Anwendungen erstellen und verbreiten.

Ein universelle Betriebssystem für die Robotik

Ein ähnlicher Ansatz könnte die Robotik entscheidend voranbringen. Ein universelles Betriebssystem würde Roboter unterschiedlicher Hersteller mit einer einheitlichen Programmiersprache steuern. Unternehmen könnten so vereinfacht Robotiklösungen im Betrieb integrieren und auch die Entwicklung neuer Anwendungen würde dadurch beschleunigt werden.

Die Vorteile eines universellen Betriebssystems:

  • Standardisierte Programmiersprache: Entwickler könnten ihre Fähigkeiten auf verschiedene Robotertypen anwenden.
  • Kostensenkung: Standardisierte Programme und Prozesse würden Anpassungen vereinfachen und die Betriebskosten senken.
  • Attraktivität für Fachkräfte: Moderne Technologien würden junge Entwickler anziehen, was die Innovationskraft in der Branche stärkt.
  • Verfügbarkeit von Entwicklern: Eine standardisierte Plattform würde es mehr Entwicklern ermöglichen, in der Robotikbranche tätig zu werden.

Initiativen wie das Robot Operating System (ROS) haben bereits Grundlagen für diesen Wandel gelegt. ROS bietet eine offene Plattform und hat eine große Entwickler-Gemeinschaft hervorgebracht. Allerdings zeigt ROS im industriellen Einsatz noch Schwächen, etwa in Bezug auf Latenzzeiten und den fehlenden professionellen Support, was den Einsatz in kritischen Umgebungen erschwert. Hinzu kommt, dass veraltete Programmiersprachen und Benutzeroberflächen jüngere Entwickler kaum ansprechen.

Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 14
Ausgabe
14.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de