Frau Schneider, wie ist die Stimmung in der Branche? Freuen sich Aussteller und Besucher auf die Automatica 2023?
Die Stimmung in der Branche ist wenige Wochen vor der Veranstaltung sehr positiv. In vielen Gesprächen mit unseren Ausstellern und Partnern hören wir immer wieder von der großen Vorfreude auf die Automatica. Alle bereiten ihren Messeauftritt mit großem Engagement vor. Besucherseitig verzeichnen wir eine gute Resonanz bei den Ticketkäufen. Daher blicken wir optimistisch auf Ende Juni.
Mit wieviel Ausstellern rechnen Sie?
Beim Comeback im vergangenen Jahr haben 574 Unternehmen an der Automatica teilgenommen. In diesem Jahr rechnen mit über 600 Firmen. Aber wichtiger als die reine Zahl ist die Qualität der Aussteller. Es werden nicht nur alle Branchengrößen wieder dabei sein. Wir freuen uns auch über Erstaussteller wie Apera AI, Agilox, Heidenhain, ifm, Murrelektronik oder Samac aus Italien. Und mit dem Google-Ableger Intrinsic haben wir ein Top-Unternehmen gewonnen.
Im letzten Jahr kamen 29.000 Besucher nach München. Wird in diesem Jahr die 30.000er-Marke geknackt?
Im vergangenen Jahr war die Automatica eine der ersten Messen, die nach der langen Pause wieder weitgehend ohne Einschränkung stattfinden konnten. Aber bei vielen Beteiligten war noch eine gewisse Zurückhaltung zu spüren, insbesondere bei Teilnehmern aus Übersee. Zwölf Monate später hat sich das öffentliche Leben aber wieder eingespielt. Daher sind wir optimistisch, dass wir bei den Besucherzahlen eine deutliche Steigerung erleben werden.
Im letzten Jahr hat die Messe München entschieden, die Automatica auf Dauer in die ungeraden Jahre zu legen, damit sie zeitgleich und unter einem Dach mit der Fachmesse Laser World of Photonics stattfinden kann. Warum hat sich die Messe München zu diesem Schritt entschlossen?
Zwischen beiden Messen bestehen viele Überschneidungen. Zum Schweißen, Schneiden oder Kennzeichnen sind Laser mittlerweile ein fester Bestandteil in automatisierten Produktionslinien. Im Gegenzug spielen viele Laserapplikationen erst durch die Kombination mit Robotern ihre wirtschaftliche Stärke aus. Daher versprechen wir uns von der Parallelität beider Veranstaltungen eine Win-Win-Situation. Angefangen von der Erweiterung des Angebots über Kosten-Nutzen-Effekte bei Ausstellern und Besuchern bis hin zu einer erhöhten Aufmerksamkeit für beide Hightech-Events.
Aus Zeit- und Kostengründen werden viele Besucher ihren Messebesuch in München nicht verlängern. Sind denn beide Messen in der gleichen Zeit überhaupt zu schaffen? Wurden solche Aspekte bei der Entscheidung mit einbezogen?
Die Kombination von zwei kompakten Leitmessen bietet für alle nur Vorteile. Aktuell belegen die beiden Veranstaltungen zusammen zwölf Hallen, die thematisch gut strukturiert und an einem Tag immer noch machbar sind. Natürlich werden die Besucher vorrangig ihre jeweilige Messe besuchen und das soll so auch bleiben. Aber da wir beide Messen organisatorisch verzahnt und thematische Übergänge geschaffen haben, werden viele Besucher von diesem Mehrwert profitieren. So schließen sich an die Robotik-Hallen A4 und B4 auf der Automatica jeweils Hallen mit dem Ausstellungsbereich „Laser und Lasersystemen für die Fertigung“ an, inklusive Branchengrößen wie Trumpf oder Coherent.
Wie haben die Aussteller auf diesen sportlichen Wechsel zu den ungeraden Jahren reagiert?
Eine Entscheidung in diesem Ausmaß treffen wir als Veranstalter nicht allein. Ohne die klare Unterstützung und Zustimmung unserer Key Accounts und Stakeholder wären wir diesen Schritt nicht gegangen. Mit der Pandemie war der Messekalender in Bewegung geraten und das haben wir gemeinsam als Chance für diesen strategischen Schritt genutzt. Dazu kam, dass auch die Aussteller und Verbände auf Seiten der Laser World of Photonics grünes Licht geben mussten. So konnten wir erst auf der Automatica 2022 den Turnuswechsel kommunizieren und haben damit viele unserer Aussteller überrascht. Für uns alle war dieser Wechsel ein großer Kraftakt.
Zu den Leitthemen der Automatica gehört die Digitalisierung und die KI. Was will die Messe konkret zu diesem übergeordneten Thema beitragen?
Die beiden Themen werden die Branche in den kommenden Jahren noch stärker prägen als bisher. In München zeigen Unternehmen verschiedene Lösungen und Produkte wie zum Beispiel digitale Zwillinge oder 3D-Sensoren. Auch bei der Qualifizierung von Standard-Robotern für KI-Anwendungen gibt es mittlerweile eine Reihe von innovativen Lösungen. Ein traditionelles Thema der Automatica ist Interoperabilität, das mit einem speziellen Showcase auf ein neues Niveau gehoben wird. Der Demonstrator umfasst Maschinen, Roboter, Visionsysteme und Schraublösungen, die über sechs Hallen verteilt sind und deren Daten sich über das Handy einsehen lassen.
Die nachhaltige Produktion wird ebenfalls ein zentrales Thema auf der Automatica sein. Welche Lösungen kann der Besucher in München erwarten?
Nachhaltigkeit und Klimaneutralität sind Schlagwörter, die sich aktuell durch alle Lebens- und Industriebereiche ziehen. Für Schlüsseltechnologien wie intelligente Automation und Robotik ergeben sich dadurch viele Möglichkeiten. Auf der Messe kann der Besucher unter anderem Lösungen aus dem Bereich Batterie- und Brennstoffzellenfertigung sehen oder Einblicke in das Recycling mit Robotern erhalten.
Die Zukunft der Arbeit ist das dritte Leitthema in München. Welche Rolle spielen hier die Cobots, die den Werker in Zukunft unterstützen sollen?
Beim Thema Zukunft der Arbeit kommt man an den Cobots nicht vorbei. Egal, in welche Branche man hineinhört, überall fällt der Begriff Fachkräftemangel. Während früher der Roboter noch als Gefahr für den Arbeitsplatz wahrgenommen wurde, übernimmt er mittlerweile Aufgaben, für die kein Personal mehr gefunden wird. Klassische Beispiele sind unter anderem Gastronomie, Labore, Bäckereien und Wäschereien. Viele Aussteller werden hierzu Lösungen zeigen. Ein weiterer Innovationstreiber für die Zukunft unserer Arbeit ist die mobile Robotik. Die Technik revolutioniert nicht nur Logistikanwendungen, sondern auch die Produktion. Doch der Betrieb einer gemischten Flotte ist noch eine Herausforderung. Die Sonderschau „Mobile Robots in Production“ zeigt, wie mobile Roboter herstellerübergreifend über ein Leitsystem und auf gemeinsamen Fahrwegen betrieben werden können.
Ist die Automatica auch für Einsteiger die richtige Messe?
Unbedingt. Wer sich als Einsteiger sieht, ist auf der Automatica genau richtig. Roboter werden sich in naher Zukunft so einfach einrichten und bedienen lassen wie ein Smartphone.
Hier finden Sie mehr über: