Seit seinem Start im Jahr 2012 hat das Technologie-Netzwerk Intelligente Technische Systeme Ost-Westfalen-Lippe (It´s OWL) zahlreiche Erfolgserlebnisse verbuchen können: Sechs neue Forschungsinstitute und 29 neue Studiengänge sind aus dem Verbund von aktuell rund 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen entstanden. 34 neue Unternehmen wurden aus dem Cluster heraus gegründet. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in den Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik und Automobilzulieferer in der Region ist seit 2012 um 7 200 gestiegen. „Im Cluster können wir unsere Kompetenzen hervorragend bündeln und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unterstützen, erste Schritte zur Industrie 4.0 zu gehen. It´s OWL erweist sich als ein starker Impuls für die Wettbewerbsfähigkeit des produzierenden Gewerbes in der Region“, fasst Geschäftsführer Dr. Roman Dumitrescu zusammen. Nach nun fünf Jahren steht fest: Es soll weitergehen.
„Bei der Weiterführung von It´s OWL ab 2018 geht es uns darum, aus der Digitalisierung als Gewinner hervorzugehen. Gemeinsam werden wir neue Smart-Services, Geschäftsmodelle und Qualifizierungsangebote entwickeln. Kleine und mittlere Unternehmen werden unterstützt, neue Lösungen zu implementieren“, erklärt Dumitrescu.
It‘s OWL entwickelt sich in den Bereichen Mensch-Maschine-Interaktion und Advanced Systems Engineering weiter
Bislang lagen viele „maschinennahe“ Innovationen im Fokus der Clusterprojekte, wie die Themenfelder intelligente Sensorik und Aktorik oder Automatisierungskomponenten. Wichtig für den Ausbau der Technologieführerschaft ist aber laut des Clusters die Erschließung von Nutzenpotenzialen durch informationsverarbeitende Prozesse mit kognitiven Funktionen. Hier ergeben sich zukünftig vier neue technologische Herausforderungen: autonome Systeme, dynamisch vernetzte Systeme, Produkt-Service-Systeme sowie sozio-technische Systeme.
Vor diesem Hintergrund wird die Technologieplattform weiter entwickelt, beispielsweise in den Bereichen Mensch-Maschine-Interaktion und Advanced Systems Engineering. Dabei geht es um Technologien und Methoden, die eine effizientere und natürliche Interaktion zwischen Mensch und Maschine ermöglichen, wie beispielsweise kollaborative Robotik, Sprach- und Gestensteuerung oder Virtual und Augmented Reality. Da bei diesen Thematiken die Beschäftigten von Anfang an mitgenommen werden müssen, werden arbeitspsychologische Erkenntnisse stärker in Leitfäden integriert. Diese sollen aufzeigen, wie digitale Technologien in Produkten und Produktionssystemen eingesetzt werden.
Neue Arbeitswelten gestalten: Datenbrille als digitaler Assistent
Die Basis dafür sind Erfahrungen aus dem Projekt Arbeit 4.0, in dem Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Gewerkschaften in den letzten zwei Jahren konkrete Lösungen entwickelt und Handlungsempfehlungen erarbeitet haben. Das Unternehmen Weidmüller hat beispielsweise eine Datenbrille als digitalen Assistenten im Produktionsablauf eingeführt. Hintergrund ist, dass die Beschäftigten bei vielen Tätigkeiten mit beiden Händen konzentriert arbeiten müssen. Für Werker ist es oft müßig etwa bei der Instandhaltung in papierbasierten Dokumentationen nach Fehlerbehebungen zu schauen oder einen Experten einzubinden – und parallel dazu die Maschine zu warten.
Durch den Einsatz einer Datenbrille können diese Probleme schnell angegangen und Lösungen gefunden werden. Die Datenbrille erfasst die aktuelle Situation und schafft durch ein Live-Video und die Einblendung von Zusatzinformationen eine Grundlage, um mit dem richtigen Experten ortsunabhängig die Situation zu besprechen, eine Hilfestellung zu erhalten und das Problem gemeinsam zu lösen. Kontextsensitive Informationen können besser integriert und aufbereitet werden. Dadurch werden die Autonomie, Effizienz und Qualität der Aufgabenerfüllung erhöht. Ein standortunabhängiger Austausch zwischen Beschäftigen und Experten wird ermöglicht.
Advanced Systems Engineering: Entwicklungsarbeit der Zukunft
Intelligente Produkte, Produkt-Dienstleistungs-Kombinationen und Wertschöpfungsnetze beruhen auf dem Zusammenwirken unterschiedlicher Fachdisziplinen. Die effiziente Entwicklung intelligenter Systeme, die autonom agieren, sich dynamisch vernetzen und smarte Services umfassen, erfordert eine neue Herangehensweise. Dabei können neue Informations- und Kommunikationstechnologien genutzt werden, um Entwicklungsprozesse und -werkzeuge zu verbessern. Dafür steht der Leistungsbereich Advanced Systems Engineering, der eine hohe Hebelwirkung auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie haben wird.
Das Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik IEM macht Technologien wie Augmented Reality (AR) für die Produktentwicklung verfügbar, um räumliche Trennungen zu überbrücken. So kann AR beispielsweise bei der Entwicklung von Industriezentrifugen für die Produktion von Milch oder Apfelsaft eingesetzt werden, damit diese bereits im Entwurfsstadium optimal an ihren späteren Einsatzort angepasst werden können. Eine Datenbrille projiziert aktuelle Entwicklungsentwürfe direkt an den späteren Verbauungsort. Dadurch erkennt der Vertriebsmitarbeiter vor Ort, welche Anpassungen erforderlich sind und kann sie digital an sein Entwicklerteam weiterleiten. Korrekturschleifen können so reduziert werden, wodurch sich der Aufwand für Produktentwicklung, Test, Einbau und Inbetriebnahme verringert. Von der Bestellung einer neuen Maschine bis zu ihrer Inbetriebnahme können Unternehmen künftig Zeit und Kosten sparen.