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Interview: „Wir verstehen Digitalisierung als Chance“

Interview Alexander Bürkle GmbH
„Wir verstehen Digitalisierung als Chance, nicht als Risiko“

„Wir verstehen Digitalisierung als Chance, nicht als Risiko“
„Wenn wir Digitalisierung als Unternehmen verinnerlichen und die vielen Chancen nutzen, die sich daraus ergeben, werden wir auch morgen unsere Position am Markt behaupten können“, sagt Klemens Isenmann, Geschäftsführer von Alexander Bürkle. Bild: Konradin Mediengruppe
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Das Unternehmen Alexander Bürkle hat sich vom Elektrogroßhändler zum Technologiedienstleister für Automatisierungstechnik entwickelt. Wie das gelang und wie der Anbieter seine Mitarbeiter auf die Digitalisierungsreise mitnahm, erklärt Geschäftsführer Klemens Isenmann im Interview.

Michael Corban und Nora Nuissl
Chefredakteur Elektro Automation und Redakteurin Industrieanzeiger

Herr Isenmann, wie würden Sie Digitalisierung definieren?

Kernziel der Digitalisierung ist es, Prozesse einfacher und effizienter zu gestalten. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Software. Damit lassen sich viele Abläufe deutlich schlanker gestalten.

Ihr Unternehmen hat sich vom Elektrogroßhändler zum Technologiedienstleister gewandelt, der von der Elektrokonstruktion bis zur Produktion von Schaltschrank, Steuerungen und Schaltanlagen alle Wertschöpfungsschritte abdeckt. Wie kam es dazu?

Ich denke, das liegt in den Genen des Unternehmens Alexander Bürkle. Unser Firmengründer selbst war in gewisser Weise ein Entdecker mit Gespür für die Bedürfnisse seiner Kunden. Diese Offenheit gegenüber neuen Themen haben wir uns bewahrt – und neben unserem E-Shop und unseren Logistikkonzepten sehen wir vor allem im Lösungsvertrieb Potenzial, denn in den Bereichen Automatisierung und Antriebstechnik sind Spezialisten immer gefragt. Heute können wir aus einer Hand Dienstleistungen entlang der gesamten elektrotechnischen Wertschöpfungskette anbieten. Das reicht von der Warenlieferung und Kabelkonfektion bis hin zur Planung, Konstruktion und Produktion von Steuerungen und Roboteranlagen – einschließlich deren Programmierung und Inbetriebnahme.

Organisatorisch agieren hier seit Juli 2019 die drei Schwesterunternehmen Panel Solutions, Robotic Solutions und Cable Solutions (siehe Kasten unten) unter dem Dach der Alexander-Bürkle-Gruppe. Entscheidend ist, dass wir damit auch unseren rund 1000 Mitarbeitern eine Zukunftsperspektive geben können.

Welche Rolle spielte bei dieser Entwicklung die Nachfrage Ihrer Kunden?

Durch den engen Kontakt unserer Außendienstmitarbeiter zum Kunden ist diese Entwicklung quasi gemeinsam entstanden. Unsere Zielsetzung war es, unseren Kunden neben den einzelnen Komponenten auch einen Mehrwert etwa in Form einer technisch innovativen Steuerungslösung bieten zu können. Das setzt insbesondere vertriebsseitig eine entsprechend motivierte und geschulte Mannschaft voraus. Als Ideengeber dient uns generell der langjährige Erfahrungsschatz unserer Mitarbeiter und die damit verbundene Offenheit für den Weg in das Zeitalter der Digitalisierung.

Wie haben Sie die Digitalisierung bei sich umgesetzt?

Praktisch lässt sich das an den Softwarelösungen von Eplan Software & Service erkennen, mit denen ich heute im Prinzip per Knopfdruck aus dem Elektro-Engineering heraus meine CNC-Maschine ansteuern kann. Früher entstand im E-CAD/CAE ‚nur‘ ein Plan, der als Grundlage für die wiederum händische Programmierung der CNC-Maschine diente. Heute ist die ganze Wertschöpfungskette und damit der Workflow digital durchgängig abgebildet. Die Software erledigt das Kabel-Routing und stößt automatisch die Kabelkonfektionierung an – inklusive Aderbeschriftung und Aderendbearbeitung. Unsere Kunden und wir profitieren dann zusätzlich, wenn wir mit den gleichen Tools arbeiten. Das reduziert die Zahl möglicher Fehlerquellen auf ein Minimum und die digitale Durchgängigkeit reicht aus dem Engineering des Kunden bis hinein in unsere Fertigung – das ist für mich Digitalisierung. Indem unsere Kunden und wir auf der gleichen digitalen Softwarebasis arbeiten, erreichen wir eine sehr hohe Effizienz in allen Arbeitsschritten.

Welche weiteren Punkte haben Sie mit digitaler Durchgängigkeit erreicht?

Der entscheidende Punkt ist, Verständnis bei den eigenen Mitarbeitern zu schaffen – denn erfolgreich ist man nur, wenn die Mitarbeiter ein Thema sowohl umsetzen als auch kreativ begleiten können. Erst dann gelingt es, Durchgängigkeit bis zum Endkunden und zur Ersatzteilbeschaffung zu realisieren – idealerweise so, dass sich auch das Ersatzteil selbst digital bestellt. Heute sind wir bereits in der Lage, zusammen mit Partnern die Ersatzteilbeschaffung über QR-Codes auf den Bauteilen zu generieren und die Bestellung in unseren E-Shop zu übergeben. Sowohl unsere Partner als auch wir wollen diesen Prozess aber weiter vorantreiben, so dass die Ersatzteilbeschaffung auf Knopfdruck von der Bestellung über die Lieferung bis zur Bezahlung vollkommen automatisiert abläuft, ohne dass jemand eingreifen muss – das ist dann Digitalisierung: Mache den gesamten Workflow so einfach, dass auf Knopfdruck das richtige Ersatzteil zum richtigen Zeitpunkt an die richtige Maschine zur Reparatur angeliefert wird. Das hört sich einfacher an als es ist – das ist ein weiter Weg mit sehr vielen Schnittstellen.

Um welche Art von Schnittstellen geht es hierbei konkret?

Interessanterweise vielfach um Schnittstellen von Menschen zu IT-Lösungen wie ERP und CRM. Menschen, die auf dem Weg der Digitalisierung nicht mitgenommen werden und vielleicht Angst haben, weil Daten ‚in die Cloud‘ gehen, können effiziente Prozesse ausbremsen. Es ist eine große Herausforderung, Menschen ein Stück weit die Angst zu nehmen, ihnen Vertrauen in die neuen Prozesse zu geben. Helfen könnte hier sicherlich auch die Weiterentwicklung der eingesetzten Tools, um mögliche Risiken noch weiter zu minimieren. Am Ende ist wichtig, dass alle – unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und Lieferanten – erkennen, welch riesige Chance die Digitalisierung bietet, um sich auch künftig am Markt zu behaupten.

Was waren zentrale Erkenntnisse aus ihren Workshops?

Wichtig ist, dass wir keine Themen für die Workshops vorgegeben haben – so dass der Hauptnutzen aus meiner Sicht der ist, dass sich unsere Mitarbeiter in viel intensiverer Weise mit dem Unternehmen identifizieren und vor allem Themen wie Veränderung und Digitalisierung positiv angehen. Natürlich lässt sich nicht jeder dafür gewinnen, aber ein Großteil der Mitarbeiter ist nun noch intensiver eingebunden – und gibt das auch an Kolleginnen und Kollegen weiter, wirkt also als Multiplikator. Interessant war dann auch, dass die Mitarbeiter in den anderen Niederlassungen das mitbekommen haben und ihrerseits aktiv wurden. Dies hat dazu geführt, dass wir mehrere Digitalisierungsregionen definiert haben, die jetzt ihrerseits die Digitalisierung vorantreiben. Wir haben in den Regionen Digitalisierungs-Mittagstische mit uns Geschäftsführern durchgeführt und haben seit kurzem Botschafter benannt, um Informationen und Entwicklungen schneller und ungefiltert zu kommunizieren oder auszutauschen. Daran erkennt man: Kommunikation ist eines der wichtigsten Instrumente, um Digitalisierung erfolgreich umzusetzen und zu nutzen. Und Digitalisierung wird jetzt von vielen als Chance verstanden – nicht als ein Risiko verbunden mit Arbeitsplatzabbau.

Lassen Sie uns zurückkommen auf die Entwicklung hin zum Technologiedienstleister – sehen Sie sich mehr und mehr als Lieferant kompletter Subsysteme, deren Entwicklung Sie auch verantworten?

Auf diesem Weg sind wir 2012 gestartet und ein Stück des Weges liegt sicher noch vor uns. Zum Start standen Automatisierung und Antriebstechnik im Fokus und folgerichtig kamen weitere Themen wie etwa Safety oder die Elektrokonstruktion dazu. Ein weiterer Schritt war dann die Auslegung und Fertigung von Kabelbäumen – ein Grund für die Integration der Beko Blitz-Elektro-Kabelkonfektion Offingen (heute Alexander Bürkle Cable Solutions GmbH). Seit einigen Jahren steckt zudem in der Robotik ein hohes Entwicklungspotenzial – wer mit offenen Augen durch die Produktion in mittelständischen Unternehmen geht, erkennt hier ständig Möglichkeiten der Automatisierung. Konsequent zu Ende gedacht heißt das auch, dass zukünftig Mitarbeiter in der Fertigung einen Roboter auch parametrieren können müssen – der nächste Schritt in Sachen Digitalisierung ist dann die Schulung über einen Campus oder Akademien, die wir als Dienstleistung anbieten können.

Lösungen der Alexander Bürkle Panel Solutions GmbH für den Steuerungs- und Verteilerbau:

hier.pro/pjpV2

Lösungen von Eplan für den Schaltschrank- und Schaltanlagenbau:

hier.pro/xUZwR

Kontakte:

Alexander Bürkle GmbH & Co. KG
Robert-Bunsen-Str. 5
79108 Freiburg
www.alexander-buerkle.de

Eplan Software & Service GmbH & Co. KG
An der alten Ziegelei 2
40789 Monheim
www.eplan.de

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