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Stand Januar 2023 sind 3000 Unternehmen aus 100 Ländern bei der digitalen Plattform registriert – ein neuer Rekord, wie die Cirplus GmbH im Oktober zur Kunststoffmesse Fakuma 2023 mitteilte. Sehr viele kommen aus Amerika und Indien, etliche aber auch aus Europa. Derzeit sind 4 Mio. t Kunststoffmaterialien gelistet. Diese Zahlen zeigen, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist: 2018 wurde es als Start-up gegründet mit dem Ziel, die Kreislaufwirtschaft anzustoßen und voran zu bringen.
Doch die Hürden sind hoch. Die Kunststoff-Rezyklate auf dem Markt variieren stark in Zusammensetzung, Eigenschaften und Qualität. Für einen funktionierenden Handel braucht es aber Transparenz in Angebot und Nachfrage ebenso wie verlässliche Qualitätskriterien. Als Lösung baute Cirplus eine digitale Beschaffungsplattform auf, die Nutzer und Anbieter von Rezyklaten verbindet, aber nicht nur. Über die Plattform finden auch Recycler zu ihren Rohstofflieferanten – den Anbietern von Kunststoffabfällen.
Cirplus initiierte DIN-Spezifikation für Qualitätsklassen
Als ein Meilenstein gilt der von Cirplus initiierte Standard DIN Spec 91446, für den 16 Partner aus Industrie und Wissenschaft kooperierten. Die Spezifikation schafft „eine gemeinsame Sprache und klare Definitionen“, betonen die Akteure. Vor allem aber liefert sie das Werkzeug, Kunststoffrezyklate digital in vier Qualitätsstufen zu klassifizieren und so objektiv vergleichbar zu machen. Das Deutsche Institut für Normung e.V. zeichnete die Arbeiten dazu gleich doppelt mit den DIN-Preisen 2022 für Innovation und für Klimaschutz aus. Auch die Politik wurde aufmerksam: Co-Gründer Christian Schiller wurde berufen, die Bundesregierung bei der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie im Bereich Kunststoffe zu beraten.
Ein weiterer Erfolg ist, dass der Kölner Kunststoffverarbeiter Igus im Juni eine Partnerschaft mit Cirplus bekannt gab und dazu in das Start-up investierte. Die Absicht: Über Netzwerke den Kreislauf gemeinsam zu schließen für technische Kunststoffe (Igus) wie auch für Standard-Kunststoffe (Cirplus).
Rezyklate sparen 80 % CO2-Ausstoß ein
Dass dies „nur“ Wegmarken sind, zeigt ein Blick auf die Cirplus-Homepage. „Unsere Vision ist eine hundertprozentige Kreislaufwirtschaft, bei der nicht ein Gramm Kunststoff in der Umwelt landet“, heißt es dort. Von diesem ambitionierten Ziel ist der Status quo noch weit entfernt. Das weiß auch Max Meister, der das Start-up auf der Messe Fakuma vertrat als Assistent der Geschäftsleitung oder „Founders Associate“, wie auf der Visitenkarte steht. Die Argumente hat Meister: Zum Beispiel, dass Rezyklate rund 80 % des CO2-Ausstoßes von Neuware einsparen. Doch noch halten sich die Materialströme in Grenzen.
Plattform Cirplus schafft Vertrauen
„Der Pull-Faktor fehlt“, erklärt er. „Das Grundproblem ist, dass Rezyklate immer noch teurer sind als Neuware.“ Daneben gibt es viele Unsicherheiten, zum Beispiel über die Ölpreisentwicklung, über künftig absehbare Rezyklatquoten oder auch über Verfügbarkeit und technische Eigenschaften von Kunststoff-Rezyklaten. An Letzterem setzt Cirplus an. „Wir digitalisieren und schaffen Vertrauen mit unserer Plattform. Im Schnitt vermindert sie die Kosten um 25 Prozent bei der Beschaffung.“
Wie sollten Firmen vorgehen, die jetzt aktiv werden wollen? „Am besten rantasten und Rezyklat mit einzelnen Teilen ausprobieren. Dann über Cirplus einen Lieferanten finden und Vertrauen aufbauen“, empfiehlt Meister. Und er rät eher zu kleinen Schritten. Denn wer die Initiative ergreife, müsse meist zuerst intern überzeugen.