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Blick über die Investitionskosten hinaus

Drucklufttechnik: Energieeffizienz weiter Schwerpunktthema
Blick über die Investitionskosten hinaus

Die Zahlenwerte variieren zwar etwas, doch rund drei Viertel der Gesamtkosten (Life-Cycle-Costs) der Drucklufterzeugung entfallen auf die Betriebskosten, hier vor allem auf Energie. Die Comvac-Aussteller wollen deshalb den Blick der Besucher über die Investitionskosten hinaus auf dieses Gesamtpaket lenken.

„In der gegenwärtigen Situation sind Lösungen gefordert, mit denen produzierende Unternehmen ihre Wettbewerbsposition verbessern – ohne hohe Investitionen zu tätigen“, sagt Wolf D. Meier-Scheuven, Geschäftsführender Gesellschafter der Boge Kompressoren Otto Boge GmbH & Co. KG (Halle 26, Stand B48). Die Bielefelder legen deshalb in Hannover neben effizienteren Produkten einen Schwerpunkt auf die Optimierung vorhandener Druckluftstationen. „Dazu gehören ‚Hardware’-Lösungen wie intelligente Steuerungen, aber auch Dienstleistungen wie unser AIReport, bei dem wir vor Ort Schwachstellen ermitteln und sehr konkrete Lösungsvorschläge zur Verbesserung der Druckluftqualität und Senkung der Kosten machen.“ Diese Dienstleistungen seien zurzeit sehr gefragt.

Ähnlich äußert sich Stephan Brand, zuständig für Marketingleitung und Vertrieb Vakuumtechnik bei der Aerzener Maschinenfabrik GmbH, Aerzen (Halle 26, Stand B13). „Ein Schwerpunktthema bei uns ist sicherlich die Energieeffizienz, ganzheitlich betrachtet ist sie jedoch nur ein Teilaspekt der sogenannten Life-Cycle-Costs – wenn auch einer der wichtigsten.“ Konzentrieren wolle man sich deswegen auf diese Gesamtkosten, die zusätzlich zu den Maschineninvestitionen auch wesentliche Gesichtspunkte wie Wartungsarbeiten oder eben den Energieverbrauch berücksichtigen.
Bei der Coburger Kaeser Kompressoren GmbH (Halle 26, Stand D42 und Freigelände, Stand D06/4) „geht es neben dem großen Thema Energieeffizienz vor allem um das Erhöhen der Druckluft-Verfügbarkeit“, ergänzt Geschäftsführer Thomas Kaeser. „Das lässt sich über qualitativ hochwertige Produkte, teilredundante Systeme, übergeordnete Steuerungen sowie das Condition Monitoring erreichen.“ Insbesondere die Zustandsüberwachung sorge für niedrige Personal- und geringere Wartungskosten.
„Glücklicherweise hat das Thema Energieeffizienz stark an Bedeutung zugenommen“, berichtet Volker Thomassen, zuständig für das Product Marketing bei der Köngener Almig Kompressoren GmbH (Halle 26, Stand B49). Es sei nahezu allgegenwärtig, wenn es darum gehe, eine neue Druckluftstation zu planen oder eine bestehende zu optimieren. „Übergeordnete Regelungen sind hier bestens geeignet, um die Energieeffizienz zu erhöhen“, so Thomassen weiter. „Leider haben diese Regelorgane aber noch nicht den Stellenwert im Druckluftsektor erreicht, den sie eigentlich verdienen.“
Solche Regelungen seien heute ein „Muss“ in allen Stationen, in denen mehrere Verdichter arbeiten, bestätigt auch Boge-Chef Wolf D. Meier-Scheuven. „Auch für dezentrale Netze, die aus mehreren Kompressorstationen gespeist werden, stehen heute praxisgerechte Steuerungen zur Verfügung.“ Generell führe hier die Entwicklung hin zu mehr Intelligenz und Transparenz. Die Bielefelder zeigen in Hannover deshalb ihre neueste Generation übergeordneter Steuerungen. „Unsere Airtelligence Provis steuert bis zu 16 Kompressoren und stellt die Parameter, die ausschlaggebend für den effizienten Betrieb sind, visuell und anschaulich dar – auf diese Weise wird Effizienz sichtbar.“ Auch die tatsächlichen Druckluftkosten ließen sich ausweisen.
„Durch die übergeordneten Steuerungen wird sichergestellt, dass der Kompressorenverbund so arbeitet, dass die zu erzeugende Druckluft sich dem tatsächlich variierenden Bedarf automatisch und energieeffizient anpasst“, ergänzt Thomas Kaeser. So ließen sich Leerlaufzeiten auf ein absolutes Minimum reduzieren und gleichzeitig die Auslastung der Kompressoren trotz unterschiedlichen Bedarfs relativ gleichmäßig verteilen. „Um die theoretischen Konzepte unabhängiger Energieberater in die Realität umzusetzen und vor allem einen realistischen Soll-Ist-Vergleich durch leistungsfähige Monitoring-Systeme zu ermöglichen, sind deshalb nach unserer Erfahrung kompetente Hersteller und Anbieter von Drucklufttechnik unabdingbar“, so der Coburger Druckluftspezialist weiter. Natürlich könnten herstellerunabhängige Berater die Grundprinzipien der Energieeinsparung analysieren und ansprechen – letztlich gehe es aber darum, die Potenziale in der Praxis auch auszuschöpfen und zu nutzen.
Immer mehr unabhängige Energieberater würden ihre Dienstleistung vermarkten, weiß auch Volker Thomassen zu berichten. Bei Almig stelle man aber leider fest, dass das vermeintliche Wissen einiger Berater mehr ein Halbwissen ohne fundierte Basis sei. „Wichtig wäre hier eine unabhängige Zulassungsstelle – ähnlich dem TÜV –, die den Wissensstand testet und eine Prüfung als Zulassung für die Tätigkeit anbietet.“
Zudem würden nur größere Unternehmen konsequent die Möglichkeiten eines Druckluftaudits nutzen, ergänzt Stephan Brand von der Aerzener Maschinenfabrik. „Nach unserer Erfahrung gibt es aber gerade bei kleinen und mittelständischen Betrieben noch viel Einsparpotenzial.“ Die Nachfrage steige immer im Gleichklang mit den Energiepreisen – dabei wäre gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, um sich für den nächsten Preisanstieg zu wappnen.
Erkennbar sei zudem ein klarer Trend hin zu ölfreier Druckluft, fährt Brand fort. Allerdings seien hier die wesentlich höheren Investitionskosten noch die entscheidende Wechselbarriere. „Diese versuchen wir auf der Comvac mit einer neuartigen Technologie zu durchbrechen, von der ich an dieser Stelle nur verraten kann: Wasser statt Öl!“ Der Bedarf an hochwertiger, ölfreier Druckluft sei nicht mehr nur in den Bereichen Pharma, Lebensmittel, Elektrotechnik und Medizin vorhanden, sondern überall da, wo Produkte höchster Qualität produziert werden, bestätigt Volker Thomassen von Almig. „Wurde vor einigen Jahren die Erzeugung ölfreier Druckluft noch in vielen Fällen als unnötig, unwirtschaftlich und teuer eingestuft, schreiben heute viele industrielle Hersteller bei der Neuplanung oder Modernisierung ihrer Druckluftversorgung ganz selbstverständlich einen Restölgehalt der Druckluft nach Klasse 1 der DIN ISO 8573-1 vor.“ Viele hätten einfach ein ungutes Gefühl, ihre hochwertigen Produkte mit ölhaltiger Druckluft in Kontakt zu bringen.
„Nach wie vor ist aber der ölgeschmierte Kompressor in vielen Anwendungsfeldern der Drucklufttechnik das Nonplusultra, erwidert Wolf D. Meier-Scheuven von Boge, auch wenn qualitativ hochwertige Luft nachgefragt werde. „Wenn Anwender selbst für ganz normale, unkritische Einsatzbereiche in der Produktions- und Montagetechnik sowie im kleinen Leistungsbereich vermehrt nach ölfreien Kompressoren fragen, ist das auch eine Reaktion auf das verbesserte Angebot.“ Und: Alternativ könne ölfreie Druckluft übrigens mit einem ölgeschmierten Kompressor und einem Boge-Converter erzeugt werden. Dabei wandelt ein Katalysator Öle in harmlose Bestandteile um.
In Hannover nicht präsent ist übrigens die Atlas Copco Kompressoren und Drucklufttechnik GmbH. Aufgrund der Wirtschaftslage gehe man davon aus, dass auch die Entscheider nicht zur Messe kommen, so die Essener. Bereits verfügbare Innovationen wolle man deswegen zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen, wenn wieder Investitionsmittel bereitständen.
Michael Corban Fachjournalist in Nufringen

Energy Efficiency Award 2009 liefert Vorbilder
Im Rahmen des World Energy Dialogue (Halle 27) werden auf der Hannover Messe am Dienstag, den 21. April gegen 17 Uhr die Gewinner des Energy Efficiency Awards 2009 bekannt gegeben. Der von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe AG zum dritten Mal ausgelobte Preis ist mit insgesamt 30 000 Euro dotiert und will herausragende Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz in Unternehmen hervorheben. Am Wettbewerb konnten sich insbesondere kleine und mittlere Unternehmen beteiligen.
Weitere Informationen zum Thema Energieeffizienz liefert auch die Sonderschau ‚Energieeffizienz in industriellen Prozessen’ (Halle 26, Stand B14). Exemplarisch wird hier den Besuchern anhand eines Modells einer Produktionsanlage gezeigt, wo Energieeffizienz im industriellen Prozess greift.
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Titelbild Industrieanzeiger 6
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