Der Messtechnik- und Automatisierungsspezialist Endress+Hauser hat den tiefen Einbruch des Krisenjahres 2009 weggesteckt. Selbst die Rekordmarken bei Umsatz und Gewinn aus 2008 hat die familiengeführte Gruppe übertroffen.
Die Endress+Hauser-Gruppe mit Stammsitz im Schweizerischen Reinach steigerte im Vorjahr den Nettoumsatz um 19,8 % auf 1,31 Mrd. Euro. Da zugleich die Bestmarke aus dem Jahr 2008 übertroffen wurde, hat sich Endress+Hauser „schneller erholt als erwartet“, sagte CEO Klaus Endress auf der Bilanzpressekonferenz.
Spürbar sei die wirtschaftliche Erholung im Vorjahr von Beginn an gewesen, meinte Endress. Mit einem Zuwachs von 38,2 % hat das Unternehmen am stärksten in Amerika zugelegt – mehr noch als in Asien (+28,5 %). In Europa wuchsen die Verkäufe um 12,9 %, in Afrika und Nahost um 10 %. Vor allem die aufstrebenden Märkte hätten schneller an Bedeutung gewonnen als erwartet, sagte Michael Ziesemer, der das operative Geschäft leitet.
Verdoppelt hat sich dabei mit 187,4 Mio. Euro (+123,2 %) nicht nur Betriebsergebnis, sondern auch das Ergebnis nach Steuern, das im Vorjahr 126,6 Mio. Euro (+114,6 %) erreichte. Da das Eigenkapital (888,5 Mio. Euro, +30,5 %) deutlich stärker wuchs als die Bilanzsumme (1,30 Mrd. Euro, +24,1 %), stieg die Eigenkapitalquote laut Angaben nochmals um 3,4 Punkte auf jetzt 68,3 %. Insgesamt verfügt der Automatisierungshersteller über 377,3 Mio. Euro an flüssigen Mitteln, die die Bankdarlehen (50,5 Mio. Euro) jetzt um mehr als das Sechsfache übertreffen. „Wir stellen damit sicher, dass wir nicht auf fremde Geldgeber angewiesen sind“, betonte Finanzchef Fernando Fuenzalida.
Endress+Hauser begegnete der Krise, indem kaum Stellen abgebaut wurden. „Wir konnten mit Einsetzen der Erholung gleich voll loslegen“, sagte Klaus Endress. In kleinerem Umfang seien wieder Arbeitsplätze geschaffen worden, insbesondere im weltweiten Vertrieb. Weltweit beschäftigte die Firmengruppe zum Jahresende 8594 Menschen, 175 kamen neu dazu.
Weder in der Krise noch im vergangenen Jahr wurde an Forschung und Entwicklung gespart. 96,4 Mio. Euro (+2,5 %) wandte Endress+Hauser dafür auf, das sind 7,3 % des Umsatzes. Die Patentanmeldungen erreichten mit 219 einen neuen Höchststand. „Wir konnten wichtige neue Produkte an den Markt und zu unseren Kunden bringen“, so Klaus Endress. Das Unternehmen hält weltweit mehr als 4400 „lebende“ Patente und Patentanmeldungen.
Die Investitionen in Gebäude und andere Sachanlagen sanken um 15,2 % auf 57 Mio. Euro. Zahlreiche große Bauvorhaben sollen inzwischen überwiegend abgeschlossen sein. „Mittlerweile stoßen unsere Produktionsstätten schon wieder an ihre Kapazitätsgrenzen“, meinte Klaus Endress. Die Standorte im badischen Maulburg (Füllstand- und Druckmesstechnik) sowie im sächsischen Waldheim (Glassensoren für die Flüssigkeitsanalyse) werden bereits ausgebaut. Weitere Bauvorhaben, auch außerhalb Europas, sind geplant, heißt es.
Im laufenden Geschäftsjahr liegen Auftragseingang und Umsatz derzeit zweistellig über den Vorjahreszahlen. Obwohl die Schweizer für die zweite Jahreshälfte mit einer Abschwächung dieser Entwicklung rechnen, geht Finanzchef Fuenzalida davon aus, dass das vorsichtige Ziel von 7 bis 8 % Umsatzwachstum „deutlich übertroffen wird“. Auch Gewinn und Eigenkapitalquote sollen laut Angaben weiter steigen. 88 Mio. Euro will die Firmengruppe 2011 investieren und weltweit mehr als 600 Arbeitsplätze schaffen. Dennoch: „Wir müssen wachsam und beweglich bleiben“, mahnte Klaus Endress an, dass weiterhin wesentliche Unsicherheiten bestehen würden. „Wir wollen weiterhin die Chancen nutzen, dürfen aber auch die Risiken nicht übersehen“, sagte der CEO. dk
Teilen: