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Feste Bindung mit neuen Ringen

Rundschalttisch: Maschinenbauer Kugler-Womako löst Linear-Transferstraße ab
Feste Bindung mit neuen Ringen

Konsequent entwickelte Bindemaschinenherstellter Kugler-Womako nicht nur eine neue Ringbindung aus Papier, sondern setzte erstmalig in der Branche auch einen Ringrundschalttisch von Weiss anstelle der üblichen Linear-Transferstraße ein.

Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Den berühmten Satz des französischen Künstlers Francis Picabia haben sich die Entwickler von Kugler-Womako gleich doppelt zu Herzen genommen. Denn einfach nur eine neue, umweltfreundliche Ringbindung aus Papier zu erfinden, war den Spezialisten für Bindemaschinen aus Nürtingen nicht genug. Mit den Köpfen schon in optimaler Kurvenlage haben sie auch gleich den zugehörigen Bindeprozess von der traditionellen Linear-Transfereinheit auf einen Ringrundschalttisch von Weiss umgestellt. Frei nach dem Motto: Wenn schon Ring, dann richtig.

Eine Konsequenz, die durchaus angemessen ist, stellt die neue Bindetechnik doch eine kleine Revolution dar. Bisher werden Ringbücher, Kalender und Blöcke von Spiralen und Kämmen aus Metall oder Plastik zusammengehalten. Mit den entsprechenden Bindemaschinen für Buchbindereien und Schreibwarenhersteller hat sich Kugler-Womako, wie mit seinen anderen Produkten für die Papier verarbeitende Industrie, weltweit einen Namen gemacht. Doch wer seine Führungsposition behaupten will, muss die Trends rechtzeitig erkennen. Und die lauten derzeit Ökologie und Sicherheit. „So erprobt Bindungen mit Draht oder Plastik auch sind“, erklärt Marketingleiterin Wenke Terbuyken, „ein Materialmix ist im Hinblick auf das Recycling immer kritisch. Hinzu kommt gerade bei Drahtbindungen eine gewisse Verletzungsgefahr.“
Die Lösung dieser beiden Probleme lag den Nürtingern wortwörtlich die ganze Zeit vor der Nase: Papier. Anstelle von Draht oder Kunststoff wickelten sie feste Papierstreifen in Schlitze am Buchrücken. Eingerollt und mit Heißleim verklebt entsteht daraus eine Ringbindung, die viel mehr ist als nur recyclebar und sicher. „Mit dem EcoBinder sparen unsere Kunden gut und gerne 50 % an Materialkosten für die Bindung ein. Hinzu kommt, dass die Papierringe zu Werbe- oder Kennzeichnungszwecken individuell bedruckt werden können und die Bindung sich nicht öffnen lässt, somit also dokumentenecht ist,“ schildert Wenke Terbuyken die Vorteile. Auf der Paperworld-Messe erhielt der EcoBinder den Innovationspreis.
Ihr Kollege Anton Jost, Projektleiter für die zugehörige Bindemaschine, erläutert, wie zu dem Ring aus Papier der Ring von Weiss kam: „Weil unsere Papierbindung etwas grundlegend Neues ist, wollten wir auch den zugehörigen Prozess neu überdenken. Alle Bindemaschinen arbeiten bisher linear und wir haben uns gefragt, ob es nicht auch anders, besser geht.“ Nach zahlreichen Überlegungen, Konstruktionsskizzen und Funktionsmodellen kristallisierte sich schließlich der Rundschalttisch als ideale Lösung heraus. „Ein Rundschaltisch ist kompakter als eine Linear-Transfereinheit, besteht aus weniger Teilen und ist damit kostengünstiger. Zudem sind wir die Ersten in unserer Branche, die auf Rundschalttische setzen – ein nicht zu unterschätzendes Alleinstellungsmerkmal. Allerdings betraten wir mit dem Rundschalttisch auch technisches Neuland“, erinnert sich der Projektleiter.
Umso wichtiger war der richtige Partner, der mit Weiss, dem Spezialisten für Rundschalttische und Automatisierungstechnik, schnell gefunden war. Neben der Produktpalette überzeugte Anton Jost und seine Kollegen auch das Serviceangebot. Denn die Ingenieure in Buchen wissen nur zu gut: Wer zum ersten Mal mit Rundschalttischen arbeitet, für den ist eine gute Beratung viel wichtiger als nackte Datenblätter und Kampfpreise.
So entstand zügig das Konzept für die erste EcoBinder-Bindemaschine, einem Halbauto-maten mit vier Bearbeitungsstationen. Basis ist ein fest taktender TR 750 Ringrundschalttisch mit 90°-Teilung. Nur zu gern nahmen die Nürtinger dabei das Angebot von Weiss an, den Tisch komplett zu liefern: inklusive Unterbau, feststehendem und drehendem Ring aus Aluminium mit Ausfräsungen und Montagebohrungen, sowie den Verbindungselementen für die Halterung der Bearbeitungsstationen. So konnten sich die Ingenieure bei Kugler-Womako voll und ganz auf den eigentlichen Prozess konzentrieren – nicht nur bei so innovativen Produkten wie dem EcoBinder ein unschätzbarer Vorteil.
„In der ersten Station wird der Block von Hand eingelegt“, schildert Anton Jost die Bearbeitungsfolge. „Im Gegensatz zur linearen Fertigung, in der zu jedem Bearbeitungsschritt umgegriffen werden muss, bleibt der Block im Rundschalttisch immer fixiert und wird schonend weitertransportiert.“ Die Rundtisch-typische, sichere Verriegelung ohne weitere Indizierungs- oder Fixierungsschritte sorgt zudem für eine hohe Taktzahl von bis zu 30 Takten/min.
Im folgenden Bearbeitungsschritt werden die bedruckten Papierstreifen dann eingerollt und gleichzeitig mit Heißkleber verklebt. Ein dritter Schritt verbindet die überstehenden Laschen mit dem hinteren Deckel des Blocks, so dass die Aufdrucke auf den Papierringen an der gewünschten Position bleiben. Die vierte Station dient schließlich dem Austragen der fertigen Blöcke. Die Nähe von Ein- und Ausgabe ist gerade beim Bestückung von Hand ein weiteres Plus gegenüber einer linearen Anordnung.
„Diese Konfiguration ist natürlich nur eine von vielen Möglichkeiten“, sagt Anton Jost. „Als Sondermaschinenbauer, der genau auf die Wünsche seiner Kunden eingeht, sind für uns keine zwei Maschinen gleich. Eine vollautomatische Bindemaschine ist bereits in Planung.“ Mit ihren bis zu zwölf Stationen wird auch diese Maschine für Weiss kein Problem sein, die TR-Baureihe mit Ringdurchmessern bis zu 2200 mm bietet mehr als genug Platz für den Anbau von Bearbeitungsstationen. Doch Anton Jost schätzt nicht nur die mechanischen Integrationsfähigkeit der Ringrundschalttische aus Buchen: „ Die Frequenzumrichtersteuerung des TR 750 ließ sich problemlos mit der übergeordneten Maschinensteuerung verbinden. Schon wenige Stunden nach dem Aufstellen lief die Bindemaschine bereits zum ersten Mal.“
Wie all den beteiligten Kollegen ist Anton Jost und Wenke Terbuyken der Stolz auf die neue Bindetechnik anzusehen. Dem Denken eine neue Richtung zu geben, hat sich für sie gelohnt. Der EcoBinder und nicht zuletzt Bindemaschinen mit Rundschalttischen von Weiss werden sicher noch weite Kreise ziehen.
Herbert Glauner Journalist in Karlsruhe
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
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