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„Festkörperlaser erreichen heute gute Schneidleistungen“

Trumpf-Werkzeugmaschinen-Chef Dr. Mathias Kammüller über Trends in der Blechbearbeitung
„Festkörperlaser erreichen heute gute Schneidleistungen“

„Festkörperlaser erreichen heute gute Schneidleistungen“
„Viel entscheidender als der absolute Energieverbrauch eines Fertigungssystems ist der Verbrauch pro gefertigtem Teil.“
Neue Möglichkeiten und deutliche Produktivitätszuwächse in der Blechbearbeitung kündigt Dr. Mathias Kammüller an. Er ist Mitglied der Geschäftsführung und Vorsitzender des Geschäftsbereichs Werkzeugmaschinen/Elektrowerkzeuge bei der Ditzinger Trumpf GmbH & Co. KG.

Herr Dr. Kammüller, der Werkzeugmaschinenbau hat sehr erfolgreiche Jahre hinter sich. Wie wird sich die Branche in den kommenden Monaten entwickeln?

Wir spüren derzeit eine ungewöhnlich einheitliche, weltweite Abkühlung der Konjunktur. Diese Entwicklung hält nun über vier, in manchen Bereichen über zwölf Monate an, und die Erfahrung sagt, dass sich der Trend dann fortsetzt. Aber nach vier fetten Jahren ist das die normale zyklische Entwicklung unserer Branche. Für Trumpf sehe ich die kommenden Jahre dennoch sehr optimistisch. Wir haben bereits mehrfach bewiesen: Auch in schwierigen Zeiten kann man mit innovativen Lösungen erfolgreich sein. Und wir werden auf der Euroblech neun große und viele kleinere Innovationen vorstellen, die zum Teil völlig neue Möglichkeiten bieten.
Nennen Sie uns ein Beispiel?
Unsere neue High-End-Maschine für die kombinierte Stanz-Laser-Technik, die TruMatic 7000, erreicht ein nie da gewesenes Tempo. Durch zusätzliche Achsen lässt sich der Laserkopf in einem bestimmten Bereich unabhängig von der Blechbewegung verfahren. Überlagert mit den Hauptachsen, erreichen wir so eine hohe Bearbeitungsgeschwindigkeit, die sich besonders bei filigranen Teilen und komplexen Konturen bemerkbar macht. Fürs Stanzen und Umformen hat die Maschine zudem eine aktive Matrize, die sich nach jedem Arbeitsgang absenkt. Das verhindert Kratzer und erweitert die Umformmöglichkeiten – sowohl nach oben als auch nach unten.
Welche Rolle spielen für Ihr Unternehmen konventionelle, mechanische Maschinen im Vergleich zur Lasertechnik?
Beide Bereiche sind für uns wichtig. Die Lasertechnik bietet zwar das größere Entwicklungspotenzial, aber auch die mechanischen Anlagen lassen noch viel Raum für Verbesserungen. Wir werden in allen Bereichen Neuheiten zeigen, die massive Vorteile bringen.
Wo sehen Sie das größte Potenzial für Leistungssteigerungen oder gar Entwicklungssprünge?
In der Produktivität, der Ergonomie und der Energieeffizienz der Anlagen. Schnellere Antriebe, leichtere Materialien und Komponenten, leistungsfähigere Software-Systeme und stärkere Laser erhöhen die Produktivität. Zudem hilft eine verbesserte Ergonomie, produktiver zu arbeiten und die Qualität der Teile zu steigern. Unsere neue Flachbettmaschine TruLaser 3030 Neu ist ein gutes Beispiel dafür. Aber auch das Thema Automatisierung gewinnt in der Blechbearbeitung immer mehr an Bedeutung.
Sie sprachen eben die Energieeffizienz an. Ist das derzeit ein Modethema oder eine Anforderung mit steigender Bedeutung?
Die Klimadebatte und in noch stärkerem Maß die steigenden Energiekosten haben das Thema mehr ins Zentrum gerückt. Für uns Maschinenhersteller gibt es sowohl im Bereich der Energieinanspruchnahme beim Bau der Anlagen, als auch beim Energieverbrauch während des Betriebs sicher noch einiges zu tun. Andererseits haben wir bisher zu wenig kommuniziert, was wir in dieser Hinsicht bereits erreicht haben. Trumpf hat beispielsweise schon 1983 eine Stanzmaschine mit bedarfsgerechter Stanzkraftanpassung auf den Markt gebracht, die den Energieverbrauch deutlich reduzierte. Ein anderes Beispiel ist die Stand-by-Funktion des Lasers, die bis zu zehn Kilowatt spart, wenn die Maschine nicht schneidet.
Sehen Sie noch Optimierungspotenzial?
Es lässt sich noch einiges optimieren. Unter anderem die Peripherie der Anlagen, etwa die Kühlung, oder auch der Laser selbst. Festkörperlaser haben einen besseren Wirkungsgrad als CO2-Laser. Und wir werden zeigen, dass diese Technologie inzwischen gute Schneidleistungen liefert – in einem Bereich, der noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten wurde. Aber man muss auch ganz deutlich sagen: Nicht der absolute Energieverbrauch einer Maschine ist entscheidend, sondern der Energieverbrauch pro produziertem Teil.
Steht die angekündigte Übernahme des englischen Faserlaserspezialisten SPI Lasers im Zusammenhang mit Ihren Ambitionen bei den Festkörpersystemen?
Ja. Wir können zwar selbst schon Faserlasersysteme anbieten, aber noch nicht in allen Bereichen. Mit der Akquisition wollen wir unsere Entwicklung auf diesem Gebiet beschleunigen und unsere Marktpräsenz deutlich ausweiten.
Wie ist der Stand der Akquisition?
SPI Lasers gehört seit dem 7. Oktober 2008 zur Trumpf-Gruppe.
Einen großen Schritt hinsichtlich der fertigungstechnischen Möglichkeiten verspricht der Ultrakurzpuls-Laser…
Ja. Das Besondere an dieser Technologie ist die Komprimierung der Laserenergie in Zeitsegmente, die wenige Pikosekunden kurz sind, und in denen Licht lediglich einige Millimeter zurücklegt. Zur Verdeutlichung: Licht kommt in einer Sekunde 300 000 Kilometer weit. In diesen wenigen Pikosekunden werden gigantische Leistungen von mehreren hundert Megawatt erreicht. Jedes Material, das mit einem solchen Laserblitz beschossen wird, verdampft ohne vorher heiß zu werden oder gar zu schmelzen. Somit sind hochpräzise Bearbeitungen ohne Schmelzgrate oder thermische Nebenwirkungen möglich. Mit Ultrakurzpuls-Lasern kann man dadurch nicht nur Teilchen im atomaren Bereich abtragen, es lässt sich auch exakt bestimmen, bis in welche Tiefe der Laser wirken soll. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.
Wie ist derzeit der Stand dieser Technik?
Sie hat ihre Leistungsfähigkeit bereits in praktischen Anwendungen bewiesen. Die Arbeitsgeschwindigkeit muss aber noch deutlich besser werden. Wann der Ultrakurzpuls-Laser in Serienmaschinen einsatzbereit sein wird, ist noch nicht abzusehen.

Trumpf in Kürze
Das Unternehmen besteht seit 1923, unter dem Namen Trumpf fimiert es seit 1937. Der Stammsitz liegt seit 1972 in Ditzingen. Heute hat Trumpf in 50 Ländern Tochtergesellschaften und Niederlassungen und gehört zu den weltweit größten Anbietern von Fertigungstechnik. Im Geschäftsjahr 2007/2008 betrug der Umsatz 2,14 Mrd. Euro. In den letzten 50 Jahren ist das Unternehmen im Schnitt jährlich um 15 % gewachsen. Von den rund 8000 Mitarbeitern sind gut 2500 in Ditzingen tätig. Die Firmengruppe ist in drei Geschäftsbereichen aktiv: Werkzeugmaschinen/Elektrowerkzeuge, Lasertechnik/Elektronik und Medizintechnik.
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