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Hybride – damit es günstiger wird

Rollen aus drei Komponenten: „Die Verbindung ist die Kunst“
Hybride – damit es günstiger wird

Ausschleuserrollen | Hybridtechnik einmal anders: nicht damit etwas leichter wird, sondern günstiger. Mit dieser Entwicklung ist Mittelständler Faigle ein Kunststück gelungen, das nur durch das fundierte und stetig erweiterte Know-how über Jahrzehnte möglich wurde.

„Zusammenhänge zu erforschen und auch Bewährtes immer wieder in Frage zu stellen“, hat Faigle zum Prinzip erhoben, „denn in technischen Kunststoffen liegen enorme Entwicklungspotentiale.“ So steht es auf der Homepage des Kunststoff-Spezialisten zu lesen und es ist wohl kein bloßer Werbespruch. Dieser Satz könnte als Quintessenz aus der folgenden Entwicklungsgeschichte von Ausschleuserrollen gezogen werden. Er mag stehen für das Selbstverständnis eines Familienunternehmens, das den Tüftlergeist aus seiner Gründerzeit nie aufgegeben und bis ins Jetzt hinübergerettet hat, in dem es nun 390 Mitarbeiter an drei internationalen Standorten beschäftigt. Der Stammsitz der Gruppe ist in Hard am Bodensee – als Exportanteil geben die Österreicher eine Quote von 68 % an.

Doch nun zu den Ausschleuserrollen für Förderanlagen, mit denen die Faigle Kunststoffe GmbH kürzlich ihr Programm erweitert hat: Es handelt sich dabei um angetriebene Förderelemente, die die Fließrichtung von Gütern verändern. Durch die relativ hohe Geschwindigkeit, das Gewicht der Güter und einen Ausschleusewinkel von bis zu 90° wirken enorme Kräfte auf die Rollen. Hinzu kommt, dass die Antriebsriemen das Material stark beanspruchen.
Auf die Rollen wirken also starke Axialkräfte. Sie brauchen Gripp und der Antriebsriemen greift das Material an. Um dieser Mehrfach-Beanspruchung nachhaltig Stand zu halten, hat Faigle die drei Komponenten PA, Stahlblech und TPU miteinander kombiniert: Die Faigle-Ausschleuserrolle hat einen Stahlblechring als Einlage, um die Rolle vor Verschleiß durch den Antriebsriemen zu schützen. Der spritzgegossene Tragkörper ist aus Kohlefaser-verstärktem Polyamid und damit sehr steif. Die Bandage besteht aus elastischem und zugleich robustem TPU (thermoplastisches Polyurethan).
Bei 3-Komponenten-Rollen müssen die Materialien sicher miteinander verbunden sein. „Die Verbindung ist das Geheimnis und die Kunst. Es ist nicht trivial, dass die Stahlblecheinlage richtig sitzt und die Bandage gut mit dem Tragkörper verbunden ist“, erklärt Thomas Decker, Sales Group Manager Components. Hier, so betont er, hat Faigle einen großen Vorsprung und profitiere von seinem Rolltreppen-Know-how. Denn weltweit laufen Rolltreppen auf den Rollen von Faigle.
Zudem ist der Reibwert ein weiterer wesentlicher Punkt, auf den es ankommt. Der TPU braucht einen guten Gripp und gleichzeitig eine hohe Abriebfestigkeit, damit er lange hält. TPU ist wie ein sehr guter Reifen für Autos – er ist weich genug für den Gripp und hart genug für den Abrieb.
Eine weitere Anforderung an die Rolle ist die elektrische Leitfähigkeit. Durch den schnell umlaufenden Antriebsriemen entstehen an der Rollenoberfläche hohe elektrostatische Ladungen, die über die Kette Stahlblecheinlage – Tragkörper – Kugellager sicher abgeleitet werden müssen. Das verwendete Tragkörpermaterial ist durch die Carbonfaser-Verstärkung elektrisch leitfähig und stellt dadurch diese Funktion sicher.
Auf dem Markt gibt es verschiedene Lösungen. Auch einteilige Rollen komplett aus TPU sind hier zu finden. Nachteil bei ihnen ist jedoch, dass sie keine Stahlblecheinlage haben und das Kugellager direkt im Polyurethan (TPU) sitzt. Daneben gibt es Ausschleuserrollen mit Bandagen aus Guss-Polyurethan, die aber sehr teuer sind (weil sie vernetzen und also aushärten müssen).
Letztlich ist es die Spritzgießlösung, die die Kostenvorteile der Faigle-Rollen ermöglicht. „Wir können hochwertige Ausschleuserrollen zu einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis anbieten, da wir auf unser umfangreiches Wissen aus dem Rolltreppengeschäft zurückgreifen können“, erklärt Decker. „Vor allem unser Know-how in der Verarbeitung macht es uns möglich, Polyamid und TPU im Spritzguss so zu verbinden, dass eine sehr gute Verbindung entsteht.“ Die Faigle’sche Spritzgießlösung sieht Decker auch deswegen als sehr sinnigen Kompromiss, weil die teure PUR-Guss-Lösung in den meisten Fällen überdimensioniert sei – sie werde eben mangels Alternativen gewählt, die es nun aber gebe.
Ausgelegt sind die Ausschleuserrollen für rund 20 000 Betriebsstunden. Ein weiteres Angebot: Faigle liefert komplett montierte Rollen inklusive Achse und Sicherungsringen. (os) •
Industrieanzeiger
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