Startseite » Technik » Entwicklung »

Innovieren ohne Verschwendung wird zur Schlüsselgröße

Mit Lean Innovation steigern Unternehmen ihre Innovationsproduktivität, Serie Teil 1
Innovieren ohne Verschwendung wird zur Schlüsselgröße

Seit Mitte der 90er-Jahre hat die Lean-Production-Philosophie nach dem Vorbild von Toyota in nahezu allen Industriezweigen Einzug gehalten und zu erheblichen Steigerungen der Produktionseffizienz geführt. Doch immer öfter wird die Lean-Philosophie auch effizienzsteigernd in administrative Bereiche übertragen, seit jüngstem sogar in die der Forschung und Entwicklung.

Das Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen hat sich in den letzten Jahren ausführlich mit der Übertragung von Lean Prinzipien auf den Innovations- und Entwicklungsbereich beschäftigt. Das Ergebnis von zahlreichen Studien, Arbeitskreisen und Forschungsprojekten ist eine Systematik zur ganzheitlichen und systematischen Implementierung der Lean-Innovation-Prinzipien.

Apple, Volkswagen und Southwest Airlines geben gute Beispiele für die Bedeutung von Lean Innovation für den Unternehmenserfolg. Sie schaffen es im heutigen hochdynamischen und globalen Wettbewerbsumfeld, ihre Attraktivität für Kunden und Investoren durch Innovationen erheblich zu erhöhen und sich nachhaltig vom Wettbewerb zu differenzieren.
Lean Innovation richtet sich aber nicht nur an Innovations-Champions, die vielfach einen nicht unerheblichen Teil ihres Budgets für Entwicklung und Forschung ausgeben. Vielmehr ermöglicht Lean Innovation jedem Unternehmen, die ihm zur Verfügung stehenden Mittel fokussiert einzusetzen, um so die Entwicklungseffizienz zu steigern und darüber die relative Wettbewerbsposition zu sichern und auszubauen. Der Lean Innovation-Ansatz basiert auf den fünf Grundprinzipien des Lean Managements – Kundenorientierung, Wertstrom, Fließende Prozesse, Pull, Perfektion. Für deren Umsetzung stehen in der Produktion und in administrativen Prozessen erprobte Basismethoden bereit.
Auf aggregierter Ebene postuliert Lean Thinking drei Handlungsanleitungen:
  • Verschwendung eliminieren,
  • nicht werterhöhende Aktivitäten reduzieren und
  • werterhöhende Tätigkeiten optimieren.
Ziel einer verschwendungsfreien Innovation und Entwicklung ist es, einerseits der Natur der Produktentwicklung als kreativen Prozess gerecht zu werden und andererseits die Entwicklungseffizienz über den gesamten Lebenszyklus des zu entwickelnden Produktes zu steigern.
Zur Umsetzung des Lean-Gedankens für den Bereich Innovation und Entwicklung können zwölf zentrale Prinzipien definiert werden, die eine langfristige und nachhaltige Steigerung des Innovationspotenzials eines Unternehmens bewirken (siehe Bild).
Diese zwölf Prinzipien werden dabei in vier Gruppen unterteilt, die in dieser und den nächsten Ausgaben vorgestellt werden:
  • Eindeutig priorisieren
  • Früh strukturieren
  • Einfach synchronisieren
  • Sicher adaptieren
Die eindeutige Priorisierung ist die „Inkarnation“ der Wertorientierung im Innovationsmanagement: Wer seine Innovationsressourcen nicht strategisch richtig priorisiert, gelangt bestenfalls zufällig zum Markterfolg – unabhängig davon, wie effizient die Prozesse sind.
Strategische Erfolgspositionierung: Eine wirksame Innovationsstrategie sorgt für den proaktiven Aufbau verteidigbarer strategischer Erfolgspositionen (SEP) durch das Innovationsmanagement. Bei einer SEP handelt es sich um den bewussten Aufbau von wichtigen und dominanten Fähigkeiten mit klarem vom Kunden wahrgenommenen Vorteil. Strategische Erfolgspositionen bilden die Voraussetzung, um echte Wettbewerbsüberlegenheit und langfristig überdurchschnittliche Ergebnisse zu erreichen (siehe Bild Wertorientierung im Innovationsmanagement).
Klare Hierarchisierung: Die einfache Kommunizierbarkeit des Vorteils eines Produktes ist Ausgangspunkt einer Innovation. Im Wertesystem werden die Wertvorstellungen der „Bedürfnisträger“ erfasst und transparent strukturiert. Oft führen im Lastenheft versteckte Zielkonflikte zu einer Verschwendung von Entwicklungsleistung. Deswegen müssen Projektziele eindeutig hierarchisiert werden, um Zielkonflikte in Innovationsprojekten zu erkennen.
Roadmapping: Technologie- und Produktplanung erfolgen in einem längerfristigen Roadmapping-Prozess (siehe Bild Roadmapping) und mit einer hohen Konsequenz unabhängig von der kurzfristigen Zyklizität der Märkte. Mit einer systematischen Technologiefrüherkennung werden neue Felder frühzeitig und kundenorientiert erschlossen.
Die Technologieplanung fokussiert die Technologieressourcen eines Unternehmens auf wenige, wesentliche Handlungsfelder. So wird Verschwendung durch unfokussierte Technologieentwicklung nach dem Gießkannenprinzip vermieden. Die Produktplanung resultiert aus einem systematisch geführten Ideenfindungs- und Ideenbewertungsprozess, der mit der Technologieplanung eng synchronisiert wird.
Eine systematische Umsetzung der Lean Innovation-Systematik führt zu einer Effektivitäts- und Effizienzsteigerung im Bereich Innovation und F&E, oder einfach gesagt: Sie erhöht den Output an Produkt- und Prozessinnovationen bei gleichbleibendem Ressourcenverzehr. Nach außen wie von innen wird eine hohe Innovationskraft wahrgenommen, die das Unternehmen für Kunden, Anleger und (potenzielle) Mitarbeiter attraktiver macht. Lean Innovation ist damit ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Wettbewerbsfähigkeit und Unternehmenserfolg im globalen Geschäft.
In der nächsten Ausgabe des Industrieanzeigers beschäftigt sich die vierteilige Serie Lean Innovation mit der zweiten Gruppe der zwölf Lean-Innovation-Prinzipien: dem frühen strukturieren. Dabei wird das Vermeiden von Verschwendung im Entwicklungsprojekt, aber vor allem auch in nachgelagerten Wertschöpfungsstufen durch Methoden der Produktarchitekturgestaltung, Sortimentsoptimierung und Lösungsraum-Steuerung behandelt.
Prof. Dr-Ing. Günther Schuh Lehrstuhl für Produktionssystematik, WZL der RWTH Aachen Dipl.-Ing. Jens Arnoscht Dipl.-Wirt. Ing. Martin Pitsch WZL der RWTH Aachen

Serie Lean Innovation

Fahrplan der Serie
Mit Lean Innovation steigern Unternehmen ihre Innovationsproduktivität, Ausgabe 50/2010
Früh strukturieren durch konsequentes Variantenmanagement, Ausgabe 1/2011
Einfach Synchronisieren durch Taktung von Entwicklungsprozessen, Ausgabe 2/2011
Sicher Adaptieren durch regel- kreisbasiertes F&E-Controlling, Ausgabe 3/2011
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de