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Modernisierung besser jetzt anstoßen

Drucklufttechnik: Energieeffizienz bleibt Dauerbrenner
Modernisierung besser jetzt anstoßen

Das Stichwort Energieeffizienz taucht in der Druckluft- und Vakuumtechnik nicht zum ersten Mal auf – ist aber aktueller denn je. Denn mit geringen Investitionen lässt sich Jahr für Jahr die Stromrechnung um hohe Summen drücken.

Wer in der aktuellen Phase mit moderateren Energiepreisen seine Drucklufterzeugung optimiert, kann dem nächsten Preisschub gelassen entgegen sehen. Dass dieser komme, liege auf der Hand, lautete eine der Botschaften des ‚World Energy Dialogue’ auf der Hannover Messe (siehe Kasten rechts). Was dort im Rahmen der Verleihung des Energy Efficiency Awards vorgestellt wurde, präzisierten auf der ComVac – der Internationalen Leitmesse der Druckluft- und Vakuumtechnik – die Aussteller für ihren Bereich.

„Mit einer Investition von 12 000 Euro konnte ein Automobilzulieferer seine Heizkosten pro Jahr um 83 000 Euro senken“, berichtete etwa Thomas Kaeser, Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Kompressoren, Druckluft- und Vakuumtechnik (KDV) und Geschäftsführer der Coburger Kaeser Kompressoren GmbH. Der Zulieferer nutze heute die Abwärme seiner drei luftgekühlten Schraubenkompressoren zu Heizzwecken. „Denn mit modernen Schraubenverdichtern lassen sich bis zu 94 Prozent der Antriebsenergie als Wärmeenergie zurückgewinnen.“
In die gleiche Richtung argumentierte auch Dr. Christof Soest, Vorstandsmitglied der VDMA-Fachabteilung Vakuumtechnik und Mitglied der Geschäftsführung der Gebr. Becker GmbH in Wuppertal. „Die Vakuumtechnik ist mittlerweile eine Schlüsseltechnologie in vielen Bereichen, etwa der Beschichtung von Solarzellen.“ Gefordert sei vor allem die Energieeffizienz bei Maschinen mit einem hohen Energieverbrauch. „Umsetzen lässt sich das beispielsweise mit einem innovativen Motorkonzept für Wälzkolbenpumpen, bei dem der in den Vakuumbereich integrierte Motor den traditionellen Spalttopfmotor ersetzt.“ So würden die üblichen Wirbelstromverluste vermieden, der Wirkungsgrad steige um 10 %. Dieser Ansatz führt zudem zu weiteren Einsparungen. „Die Pumpe kann deswegen mit einem kleineren Motor betrieben werden und bei niedrigeren Temperaturen laufen“, führte Soest weiter aus. In der Summe halbiere dies den Energieverbrauch bei Enddruck.
Speziell für die Drucklufttechnik zeigte der VDMA übrigens seinen Modellrechner, der schnell anzeigt, was sich an Energiekosten einsparen lässt, wenn etwa die Leckageverluste im System um zehn Prozent reduziert werden. Variieren kann der Benutzer daneben auch die Auslastung des Druckluftsystems sowie die Art des Schichtbetriebes. Auch der Einsatz von Drehzahlregelung oder Wärmerückgewinnung lässt sich so bewerten. Nach Angaben des VDMA soll der Modellrechner demnächst im Internet verfügbar sein.
Die Bielefelder Boge Kompressoren Otto Boge GmbH & Co. KG stellte passend zum Thema Energieeffizienz ihre neueste Steuerungsgeneration mit dem Namen Airtelligence Provis vor, die unter anderem direkt zeigt, wie effizient eine Kompressorstation arbeitet. Kommunikationsfähigkeit und Visualisierungs-Tools wurden dazu weiter verbessert. Außerdem könne die Verbundsteuerung bis zu 16 Kompressoren so regeln, dass stets die wirtschaftlichste Verdichterkombination arbeite, betonen die Bielefelder. Insbesondere ineffiziente Leerlaufzeiten ließen sich so deutlich reduzieren.
Dass auch die Druckluftaufbereitung ihren Teil zur Energieeffizienz beiträgt, zeigte die Donaldson Filtration Deutschland GmbH aus Haan. Ihre Entwickler unterzogen auch die Zyklonabscheider, die bevorzugt als erste Stufe in der Aufbereitungskette von Druckluftstationen eingesetzt werden, einer genauen Analyse. Mittels einer per Rechnersimulation optimierten Strömung sei nun der Energieverlust der neuen Baureihe DF-C niedriger, und zusätzlich führten die durch die Luftströmung erzeugten Fliehkräfte zu einer wirkungsvolleren Abscheidung flüssiger und fester Verunreinigungen aus der verdichteten Luft als bisher.
Dem Thema Druckluftqualität widmete sich auch die Aerzener Maschinenfabrik GmbH. Deren neue wassereingespritzte Verdichterstufen – mit der Bezeichnung VMW-Wasserstufen – sollen für eine ebenfalls sehr energieeffiziente Erzeugung absolut ölfreier Druckluft sorgen. Sie verdichten einstufig bis 13 bar und stehen zunächst für Antriebsleistungen von 45, 55 und 75 kW zur Verfügung. Der besondere Clou dabei ist der Einsatz von hochlegiertem, korrosionsbeständigem Stahl: Gegenüber der bislang verwendeten Polymerkeramik, die bei Drücken oberhalb von 7 bar aufgrund verminderter Profiltreue größere Spaltmaße erfordere, ließen sich diese nun reduzieren – und damit der Wirkungsgrad verbessern.
Auch bei der Kaeser Kompressoren GmbH war das Thema ölfreie Druckluft präsent, in Form der neuen trocken verdichtenden Schraubenkompressoren der Typen DSG und FSG. Die beiden Baureihen verdichten zweistufig und liefern zwischen 6,8 und 51,8 m3/min. Fordere der Kunde trocken verdichtende Kompressoren, könne man mit ihnen hocheffizient Druckluft erzeugen, betonen die Coburger. Kernelement ist jeweils ein robuster, zweistufiger Kompressorblock – mit einer bis 300 °C temperaturbeständigen Ultra-Coat-Beschichtung der Schraubenrotoren. Sie soll hochabriebfest sein und so über viele Jahre hinweg die Liefermenge des Kompressors konstant halten.
Wer wissen will, wie sauber die Druckluft am Ende wirklich ist, wird übrigens bei der Beko Technologies GmbH fündig. Für die Analyse setzen die Neusser auf eine präzisere und schnellere Datenerfassung mit ihrem neuen Metpoint-Programm. Das Besondere hierbei: Die Sensoren lassen sich ohne großen Aufwand schnell in die Anlage integrieren. Rund um die Uhr lässt sich so die Qualität der Druckluft am Anzeigegerät ablesen.
Michael Corban Fachjournalist in Nufringen

Energieverbrauch lässt sich spürbar senken

Verleihung des ‚Energy Efficiency Awards’

Die weiter wachsende Erdbevölkerung und knapper werdende Ressourcen führen – trotz momentaner moderater Erholung – zu dauerhaft höheren Energiepreisen. So lautete eine der Kernaussagen des ‚World Energy Dialogue’ auf der Hannover Messe. Denn immer mehr Menschen benötigen mit steigendem Lebensstandard mehr Energie, während gleichzeitig erkennbar ist, dass insbesondere Erdöl knapper wird. Selbst wenn mit hohem Aufwand auch bislang unrentable Quellen wie Ölsande erschlossen werden, lässt sich damit ein höherer Verbrauch nicht abdecken – ganz abgesehen von der CO2-Problematik.
Ebenfalls nicht geklärt ist, wie sich mehr Strom erzeugen lässt, wenn gleichzeitig der Anteil von Kohle und Kernkraft sinken soll. Positiv kann aber stimmen, dass in Hannover der Wille zur Zusammenarbeit erkennbar wurde. Nur global werden sich viele der anstehenden Aufgaben lösen lassen.
Umso erfreulicher ist, dass insbesondere die produzierende Industrie steigenden Energiepreisen nicht machtlos gegenüber steht. ‚Energie sparen’ lautet das Stichwort, und dass sich hier noch einiges bewegen lässt, zeigte eindrucksvoll die Verleihung des ‚Energy Efficiency Award 2009’ an drei innovative Unternehmen, die beispielgebende Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz umgesetzt haben.
  • Den mit 15 000 Euro dotierten ersten Preis erhielt mit der Ebm-Papst Mulfingen GmbH & Co. KG ein Hersteller von Motoren und Ventilatoren.
  • Der zweite Preis ging an die Brauerei Bosch GmbH & Co. KG,
  • der dritte an das Geschäftsfeld Chemie der Evonik Industries AG.
Ausgeschrieben wurde der Preis im Rahmen der Initiative EnergieEffizienz von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena) in Berlin in Zusammenarbeit mit der Deutschen Messe AG als Veranstalterin der Hannover Messe.
Ebm-Papst realisierte für einen Werksneubau eine Lösung, die den gesamten Wärmebedarf über vorhandene Wärmelasten deckt – etwa durch das vollständige Nutzen der Abwärme aus der Produktion. Der Lohn: Jahr für Jahr liegen nun die Energiekosten des Werkes für Heizung, Lüftung und Kühlung um 87 000 Euro niedriger – eine Einsparung von 91 %. Übrigens soll sich das Konzept gut auf andere produzierende Unternehmen mit großen inneren Wärmelasten übertragen lassen. Die Antwort auf steigende Energiepreise kann also jeder selbst finden.
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