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Claus Bischoff, seit gut einem Jahr Lenze-CTO, sagt: „Software wird zum Differenzierungsmerkmal für den Maschinenbauer werden. Leider messen einige Maschinenbauer dem Thema Software immer noch deutlich weniger Bedeutung bei, als der Hardware. Service und Software stehen bei vielen zu selten im Fokus.“ Zwar gäbe es bei den meisten Maschinenbauern einen guten Service, „aber der erwirtschaftet in den meisten Branchen kaum Gewinn“, weiß Bischoff und deutet an, dass mehr möglich wäre: „Hier wollen wir von Lenze ansetzen. Wir müssen den klassischen Service gemeinsam mit den digitalen Services als gleichberechtigte Produkte und damit als stetige Verbesserung der Maschine verstehen. Der Maschinenbauer muss nicht nur eine Maschine reparieren, er muss sie berechenbarer und damit laufend besser machen. Aber ich kann die Probleme vieler Maschinenbauer durchaus verstehen, denn vielen Unternehmen fehlen die Ressourcen und das Wissen.“ Dabei sind es oftmals gar nicht die Ideen für neue digitale Angebote, an denen es mangelt. Pay-per-Use-Modelle seien hier ein Thema, das realistisch gesehen aber für die Mehrzahl der Maschinenbauer eine Nummer zu groß ist. Lenze verfolgt einen anderen Ansatz. Claus Bischoff: „Wir sprechen mit Kunden zuerst etwa über die Automatisierung von Servicetickets, die Verwaltung von Maschinen, über Daten für Benchmarks oder ein Lifecycle-Management der Maschine.
Daraus lassen sich über unsere Plattform Produkte entwickeln, die von Kunden selbst oder auf Wunsch mit unserer Unterstützung programmiert werden können.“ In diesem Bereich ein verbessertes Angebot für beide Seiten – den Maschinenbauer und damit letztendlich seinen Kunden – zu schaffen, sieht er als Aufgabe und Herausforderung.
Software-Management mit der Plattform
Um die Software zum Differenzierungsmerkmal im Maschinenbau zu machen, ist eine Plattform-Strategie beim Automatisierer, beim Maschinenbauer und beim OEM erforderlich. Die Experten von Lenze haben im ersten Schritt drei Aufgaben für ihre Plattformen identifiziert:
- Mehr Transparenz und Information über die Software im Feld, also die Vereinfachung der äVerwaltung von Software.
- Die Etablierung neuer Funktionen durch Software und deren Versionierung und Implementierung im Feld.
- Das Patchmanagement für den gesamten Maschinenbestand, das bedeutet, ein Software-Lifecycle-Management inklusive Cybersecurity.
„Wir stehen gerade am Anfang des Lebenszyklus einer Maschine. Unsere Plattform-Strategie fokussiert aktuell die Build- und Operate-Phase. Die weiteren Phasen sollen in den nächsten Monaten und Jahren folgen“, erklärt der CTO. „Der Maschinenbauer muss in Zukunft Software verwalten, Steuerungen regelmäßig mit Updates versorgen, Maschinen-Apps aktualisieren, Rollbacks und Backups umsetzen können oder Machine-Learning-Ops-Pipelines aufsetzen, um Kunden mit neu trainierten Machine-Learning-Modellen zu versorgen.“ Das sind Infrastruktur-Aufgaben, für die Lenze bestens gerüstet ist, denn „wir verfügen sowohl über die Plattform, als auch über das Wissen.“
Das Mehr an Unterstützung
Nachholbedarf sieht Bischoff beim Thema Cybersecurity: „Es kommen umfangreiche Vorgaben durch die staatliche Regulierung auf unsere Kunden zu.“ Ein Thema, dem man sich stellen muss. „Mit unserer Plattform können wir die Anforderungen für unsere Kunden nicht verkleinern, aber wir können deren Umsetzung erleichtern“, so der CTO. Sein Entwicklungsteam ist sich sicher: Maschinen werden in naher Zukunft eine Hardware Bill of Material und eine Software Bill of Material haben, die der Hersteller stets aktuell halten muss.
Lenze will mit seiner Plattformlösung Maschinenbauer auch hier unterstützen, denn diese Anforderungen händisch umzusetzen, wäre wenig realistisch. Bischoff: „Ein Maschinenbauer braucht vielmehr die Hilfe einer Plattform, die den Maschinenpark und die Versionierung managt und für ihn Transparenz schafft. Und das können wir individuell anpassen, denn ein Techniker im Feld braucht andere Informationen und andere Visualisierungen als ein Entwickler im Büro.“
Offen für alle(s)
Über all dem steht bei Lenze das Credo der Offenheit. „Offen bedeutet bei uns, wir setzen auf IT-Standards, sind beispielsweise in der OPC Foundation engagiert, beteiligen uns bei der Open Industry 4.0 Alliance und entwickeln gemeinsam offene, allgemeingültige Standards, damit Softwareanbieter, Hardwareanbieter, Maschinenbauer und -betreiber auf der Plattform agieren können.“ So stellt Lenze sicher, dass die Software-Plattform für alle zugänglich ist und durchgehend IT-Standards genutzt werden, die jeder Anwender kennt und die weltweit bei Kunden akzeptiert sind. „Der Kunde stellt sich auf der Plattform seine individuelle IT-Lösung zusammen – mit Lenze-Applikationen, seinen eigenen Applikationen oder er bringt eigene, in Kooperation mit uns entwickelte Programme mit. Oder er nutzt auf der Plattform Software von Partnern“, so Bischoff. Sich hier abzuschotten, wäre aus Sicht des Lenze-CTO kontraproduktiv: „Warum sollen wir die Nutzung einer bestimmten Lösung auf unserer Plattform nicht zulassen? Kein Kunde möchte auf eine für ihn essenzielle Applikation verzichten. Müsste er das tun, stünde die Nutzung der gesamten Plattform in Frage.“ Lenze geht konsequent den Weg der Offenheit, denn „kollaborativ zu denken, rentiert sich.“ (hw)