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Smarte Fabriken brauchen smarte Teams

KI für die Industrie 4.0
Ohne smarte Arbeitskräfte, keine smarte Fabrik

Jahrelang ging es beim Thema smarte Fabrik primär um die Vernetzung von Maschinen, Sensoren und produktionsbegleitenden IT-Systemen. Die Vision war eine technologische Umgebung, die sich quasi selbst organisiert. Dabei wurde eines übersehen: Trotz fortschreitender Automatisierung erledigen Menschen weiterhin wesentliche Arbeiten in der Herstellung.

» Carsten Hunfeld, Director EMEA bei Augmentir

Selbst in der modernsten Fabrik braucht es Arbeiterinnen und Arbeiter, Technikerinnen und Techniker, die auf Sensormeldungen adäquat reagieren und Maschinen situativ richtig warten. Ohne diese Menschen kommen sämtliche Abläufe ins Stocken. Gleiches gilt, wenn das Personal noch mit Papier arbeitet oder veraltete Technik nutzt. Auch dann bleibt die Effizienz hinter ihren Möglichkeiten. Das gilt insbesondere, wenn Arbeitskräfte im Team mit anderen agieren. Deshalb ist es in Zeiten von Industrie 4.0 so wichtig, sowohl Fachkräfte als auch ungelerntes Personal zu vernetzen und sie mit allem auszustatten, was sie sicher, effizient und gleichzeitig entspannt ihren Job machen lässt. Diesem Idealbild kommen Unternehmen inzwischen mithilfe eines noch relativ jungen Software-Typs näher: den sogenannten Connected-Worker-Tools.

Wer dabei digitale Checklisten vor Augen hat, denkt in die richtige Richtung, aber noch nicht weit genug. Denn die bloße Digitalisierung von Papierformularen hat die heutige Technikgeneration längst hinter sich gelassen. Fortschrittliche, auf KI basierte Connected-Worker-Lösungen beinhalten einen ganzen Strauß digitaler Werkzeuge, die die Belegschaft operativ unterstützt, schult und weiterbildet sowie gleichzeitig ihre Arbeitsweise optimiert.

Smarte Unterstützung ist individuell

Um Sicherheit, Qualität und Produktivität am Arbeitsplatz zu fördern, sind digitale Arbeitsanweisungen (Standard Operating Procedures – SOPs) das A und O. Sie sorgen beispielsweise für das korrekte Anlegen von Schutzausrüstung oder für einwandfreie, maschinenspezifische Lockout-Tagout-Prozeduren (LOTO). Es geht aber nicht nur darum, Fachkräfte und Ungelernte mittels einer App von einem Schritt zum nächsten zu führen, Bestätigungen einzufordern und erledigte Aufgaben zu dokumentieren. Das Personal der smarten Fabrik braucht individuelle Unterstützung.

Anders als einfache Checklisten stellen sich smarte, KI-gestützte Lösungen deshalb auf den Ausbildungsstand, die Kenntnisse und Erfahrungen der jeweiligen Arbeitskraft ein. Ausführliche Videos oder Bilder helfen Neulingen, nichts zu vergessen und alles richtig zu machen. „Alte Hasen“ erhalten hingegen nur die nötigsten Infos und werden in ihrem Arbeitsfluss somit nicht gebremst. Es sei denn, sie sind an diesem Tag müde, unkonzentriert oder unsicher: Registriert die Connected-Worker-Software nämlich, dass eine Person wiederholt einen Anleitungsschritt zurückgeht, deutet dies auf erhöhten Erklärungsbedarf hin und die App gibt Extra-Support.

Erfahrungswissen intelligent nutzen

Für einfachere Standardfragen stehen neben Video, Text und Bildanleitungen auch Chat-Bots zur Verfügung, die auf eine unternehmensspezifische Wissensdatenbank zugreifen. Diese erzeugen KI-basierte Systeme auf der Basis von früheren Expertenantworten nach und nach automatisch. Damit bewahren sie zugleich das Know-how von Fachleuten, die den Betrieb vielleicht bereits verlassen haben oder bald in Ruhestand gehen.

Ist der Bot ratlos, besteht die Möglichkeit, Expertinnen, Experten oder Vorgesetzte direkt live zu konsultieren. Fragen lassen sich per Text- oder Sprachnachricht stellen, wobei angehängte Bilder oder Videos den Sendern und Empfängern lange Problembeschreibungen ersparen. Daneben setzt zeitgemäße Zusammenarbeit auf Augmented Reality. Sie ermöglicht, gemeinsam auf das Problem zu schauen und die richtigen Lösungen zu entwickeln. Selbst wenn Ratsuchende auf Außenmontage und damit kilometerweit von Ratgebern entfernt sind, fühlt es sich damit für sie fast so an, als seien beide am selben Ort.

Wahrhaft smarte Unterstützung löst sich also vom „One-size-fits-all“-Gedanken. Durch eine Vielfalt an Unterstützungsmöglichkeiten gibt sie Arbeitskräften die psychologische Sicherheit, entspannt ihr Bestes zu geben.

KI fördert den Weg zur smarten Fabrik aber auch durch effizienteres Onboarding und zeitgemäße Weiterbildung. Per App-basiertem Training on the Job setzt sie dort an, wo es nötig ist. Das kann sowohl im Push- als auch im Pull-Prinzip geschehen. Beispiel: Die Reinigung und Instandhaltung einer Maschine durch eine Maschinenführerin oder einen Maschinenführer im Rahmen der autonomen Wartung. War die Person noch nie an diesem Arbeitsplatz mit genau dieser Aufgabe betraut, bietet die App aktiv detaillierten Hilfs- und Schulungscontent in Wort und Bild an. Grundsätzlich können aber alle, die für eine anstehende Aufgabe nötigen Informationen auch aktiv abrufen, beispielsweise wenn sie an einer Maschine jüngerer Bauart eingesetzt werden.

Fällt eine Person aus, kann eine einspringende Aushilfe zudem leichter übernehmen. Denn falls sie mit dem aufgabenspezifischen Spezialwissen nicht vertraut ist, hilft ihr die kontextspezifische Leistungsunterstützung weiter. Selbst wenn sie dabei anfangs langsamer als die ursprüngliche Kraft sein sollte, ist sie dennoch sofort produktiv – ohne die wertvolle Zeit eines weiteren Mitarbeitenden für Einweisung oder „Shadowing“ zu binden. Zusätzlich zu Sicherheit, Qualität und Effizienz steigert die smarte Vernetzung von Arbeitenden damit auch die Flexibilität beim Einsatz der Beschäftigten. In Zeiten einer dünner werdenden Personaldecke für das Management mehr als willkommen.

Last but not least profitiert die Führungsebene von zahlreichen Analysefunktionen, die dazu beitragen, industrielle Prozesse zu verbessern. Denn die smarte Belegschaft gibt quasi nebenbei unzählige, wertvolle Daten an das System zurück. Abgesehen von gezielt erfassten Stati und Messwerten sind dies auch Hinweise zum Prozessverlauf und zur Qualität des Contents. Diese Daten liefern KI-bereinigt nützliche Erkenntnisse und können in anderen Systemen nahtlos weiterverarbeitet werden. So lassen sich nicht nur Abläufe verbessern, sondern auch das Skill- und Schulungsmanagement – und damit die Personalentwicklung. Keine Frage also: Die smarte Fabrik wird erst durch smarte Arbeitskräfte komplett.

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