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Plastik in der Produktion

Entwicklung
Plastik in der Produktion

Moderne Kunststoffe in Verbindung mit innovativen Verarbeitungstechniken revolutionieren die Produktion. Das Kunststoff-Netzwerk Franken (KNF) bringt Anbieter unterschiedlicher Anwenderbranchen zusammen, die in Arbeitskreisen eng kooperieren.

Kunststoff ist omnipräsent – kaum ein Industriezweig kann darauf verzichten: „Im Automobilbereich zum Beispiel ersetzt er zunehmend Bauteile aus Metall“, erklärt Hans Rausch, Geschäftsführer des Kunststoff-Netzwerks Franken (KNF), „Kunststoffteile sind nicht nur leichter, sondern auch schneller und kostengünstiger herzustellen.“ Moderne Kunststoffe in Verbindung mit innovativen Verarbeitungstechniken erlauben es, die hohen haptischen und optischen Oberflächenanforderung zu realisieren: „Über Folientechnologien können Holz-, Metall- und Carbon-Optiken erreicht werden, die vom Originalmaterial nicht mehr zu unterscheiden sind.“ Auch die Medizin nutzt die Vorteile: In Dialyse-Systemen, medizinischen Kathedern, Sonden und anderen Produkten helfen Kunststoffe, Leben zu retten. Hier ist eine Fertigung unter Reinraumbedingungen eine Voraussetzung.

Diese Anwendungsvielfalt hat dazu geführt, dass sich Kunststoff verarbeitende Betriebe oft unterschiedlichen Branchen zuordnen, je nach Abnehmerkreis. Eine Kooperation fand nur selten statt. Die Gründung des KNF vor acht Jahren war für die Beteiligten daher ein großer Gewinn. Hier tauschen sich Fachexperten unabhängig von Ausbildung oder einem akademischen Grad aus. „Die können miteinander reden, weil sie dieselben Aufgaben und Herausforderungen haben“, fasst Rausch zusammen. Dabei sitzen sogar Wettbewerber an einem Tisch, um gemeinsam Lösungen zu finden. Das reicht von der Entwicklung neuer Oberflächenverfahren bis hin zur Frage, ob bei einem Materialengpass auf dem Markt ein Unternehmen noch Restposten liefern kann.
Das KNF ist nicht nur ein Spiegel der Anwenderbranchen, sondern bildet die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Granulat über den Werkzeugbau, die Veredelung und das Qualitätsmanagement bis hin zur Konstruktion und Produktion der fertigen Teile und der dazugehörigen Maschinen. Der fachliche Austausch erfolgt in 15 Arbeitskreisen (AKs), wo sich Hersteller, Ingenieurbüros und Zulieferer drei bis vier Mal pro Jahr treffen. Bis auf eine Ausnahme sind alle AKs technisch orientiert. „Einer befasst sich mit der Aus- und Weiterbildung“, betont Rausch. In der Weiterbildung zum Prozesskoordinator Kunststoff lernen Facharbeiter die Kommunikation an den Schnittstellen der Produktion. Dazu zählen unter anderem Konfliktmanagement und die Moderation von Sitzungen. Dieses Konzept belegte beim bundesweiten Wettbewerb „Kompetenznetze 2008 – Bester Netzwerkservice“ den zweiten Platz.
Auf Messen und in der Werbung sucht man das KNF jedoch vergeblich: „Wir würden damit die falschen Gruppen ansprechen“, glaubt Rausch. Eine Mitgliedschaft entsteht hauptsächlich über Mund-zu-Mund-Propaganda. „Die geringe Fluktuation spricht für die Zufriedenheit unserer Mitglieder.“
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden-Echterdingen

Der Cluster in Kürze…

Das Kunststoff-Netzwerk Franken ist ein Zusammenschluss aus Unternehmen der Kunststoff verarbeitenden Industrie, Werkzeugbaubetrieben und Zulieferern, die gemeinsam technische Lösungen entwickeln. 2003 trafen sich erstmals neun Kunststoffverarbeiter und Werkzeugbauer, um ihren Bedarf an Kooperationen abzustecken. Inzwischen hat das Netzwerk 136 Mitgliedsfirmen mit insgesamt mehr als 40 000 Mitarbeitern. Die Mitgliederstruktur ist sehr heterogen: Die Kunststoffbranche setzt sich aus Firmen zusammen, die meist anderen Branchen zugeordnet werden: Maschinenbauer, Kunststoffverarbeiter, die in andere Branchen liefern (Medizin, Automobil, Schreibgeräte), Hersteller von Peripheriegeräten (Heizung, Kühlung) und Energietechnik, Werkzeugbau, Konstruktion, Lasertechnik, Rohstoffhersteller, Automatisierer und Roboterhersteller sowie Anbieter von Rohmaterialien. Im Netzwerk sind fast alle Unternehmensgrößen entlang der Wertschöpfungskette vertreten – von kleinen und mittleren Betrieben mit 15 bis 20 Mitarbeitern bis hin zu Konzernen. Die Firmen arbeiten gemeinsam an Innovationen – etwa in den Bereichen Oberflächen, Automatisierung und Qualitätsmanagement. Bisher gibt es 13 thematische Arbeitsgruppen, zwei weitere starten demnächst. Das Netzwerk finanziert sich komplett aus Eigenmitteln, um seine Eigenständigkeit zu wahren.

„Der Ansatz in unserem Netzwerk ist werkstofforientiert“

Nachgefragt

Was ist das Besondere an Ihrem Cluster?
Wir unterscheiden uns von abnehmermarktorientierten Netzwerken wie der Medizin oder Automobilzulieferer durch unsere Werkstofforientierung. Unsere Mitglieder sind Kunststoffverarbeiter, Werkzeugbauer, Hersteller von Peripherietechnologien und Rohmaterialien sowie Anbieter von Maschinen- und Automatisierungstechnik.
Wie finden sich diese Partner?
Früher kamen Unternehmen, die teilweise am selben Ort ansässig waren, kaum ins Gespräch. Über das KNF können sie sich austauschen und in Arbeitsgruppen gemeinsam Lösungen für ihre Themen erarbeiten.
Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Wir haben 13 Arbeitskreise, etwa zu Qualitätsmanagement, Spritzgusssimulation sowie Aus- und Weiterbildung. Demnächst starten zwei weitere zu den Themen Extrusion und Integrierte Verfahren.

… und in Zahlen

Gegründet: 2003
Mitglieder: 136
Geschäftsführer: Hans Rausch
Schwerpunkte: Kunststoff verarbeitende Industrie, Maschinenbau, Zulieferer

Kunststoff ist nicht langweilig

Im Projekt Myplastics bringen Azubis Schülern das Thema Kunststoff näher

Ausbildungsberufe in der Kunststoffindustrie sind bei Jugendlichen noch nicht sehr bekannt. Denn diese Industrie stellt kaum Endprodukte her. Das Projekt „Myplastics – Deine Zukunft mit Kunststoff“ will Abhilfe schaffen und die Berufsbilder vorstellen.
„Unter einem Werkzeugbauer stellt man sich oft einen Arbeiter mit einem Hammer vor“, so Hans Rausch, Geschäftsführer des Kunststoff-Netzwerks Franken, „dabei sind die Maschinen heute hochkomplex und die Ausbildung entsprechend anspruchsvoll.“ Das Problem: „Die Ausbildungsberufe kennt fast niemand, weil viele Firmen nicht für den Endverbrauchermarkt arbeiten“, so Rausch. Normalerweise gehen Mitarbeiter aus Personalabteilungen in die Schulen, um ihr Unternehmen und ihre Arbeitsfelder vorzustellen. Das Projekt Myplastics, das Anfang 2009 ins Leben gerufen wurde, geht einen anderen Weg: Um Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen anzusprechen, wurde es bewusst jugendlich gehalten. „Hier erklären Azubis, was sie lernen und arbeiten“, so Rausch.
Ziel des Projekts ist es, das Nachwuchsproblem zu lösen, bevor es sich zu einem ernsthaften Fachkräftemangel ausweitet. „Es gibt viel Abwanderung von Nord- nach Südbayern“, beobachtet Rausch, „und nur wenige Studenten kommen wieder zurück.“ Deshalb soll Myplastics das Image der Branche aufpolieren. „Automarken sind bekannt“, sagt Rausch“, „aber wer weiß schon, wer die Klimaanlage, Sitze oder Fußleisten herstellt?“ Die Befürchtung, Berufe im Bereich Kunststoff-Kautschuk seien zu speziell, um später woanders zu arbeiten, hält Rausch für unbegründet: „Verfahrensmechaniker sind überall sehr gefragt.“
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