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Interview Tobias Vogel Igus

Interview mit Tobias Vogel, Geschäftsführer Gleitlager und Lineartechnik bei Igus
Tobias Vogel, Geschäftsführer Lager und Lineartechnik bei Igus, über den Manus Award

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Seit 2003 lobt Igus international alle zwei Jahre den Manus Award aus und sucht nach spannenden Projekten im Bereich der Kunststoffgleitlager. Im Gespräch erläutert Tobias Vogel, Geschäftsführer für den Bereich Gleitlager und Lineartechnik bei Igus, Hintergründe rund um den Manus Award und gibt Einblicke auf diesjährige Einreihungen und berichtet, was es von Igus dieses Jahr noch zu erwarten gibt.

» Alexander Gölz, Chefredakteur Industrieanzeiger

Was verbirgt sich hinter dem Manus Award?

Mit dem Manus Award suchen wir nach spannenden Anwendungen von Kunststoffgleitlagern, die sich durch technische, wirtschaftliche und ökologische Effizienz oder durch Kreativität des Entwicklers hervorheben. Im Fokus stehen die Vorteile von Kunststoffen in den jeweiligen Einsatzgebieten. Wo konnte erst durch ein Kunststoffgleitlager ein lang andauerndes Problem gelöst werden? Welche neuen Möglichkeiten eröffnet der Einsatz von Kunststoffen? Wie konnte eine Anwendung mit Polymerlagern nachhaltig verbessert werden?

Was erwarten Sie vom Manus Award?

Wir erwarten viele spannende Einreichungen von Kunden aus der ganzen Welt. Das können kleine Bastler und Tüftler wie auch große Industriekunden sein. Die Vielfalt der Einreichungen im Hinblick auf die verschiedenen Branchen und die Internationalität zeichnet den Manus Award im Besonderen aus. Von der Flaschenabfüllung in Brasilien über den smarten Minirasenmäher aus Belgien bis hin zur Steinseilsäge aus Österreich und dem medizinischen Prüfsystem aus Korea.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Wir freuen uns darauf, neue Einsatzgebiete unserer Gleitlager kennenzulernen. Insbesondere interessiert uns, wie unsere Gleitlager helfen konnten, Probleme zu lösen. Das kann zum Beispiel durch den Verzicht oder die komplette Einsparung von Schmierfett sein oder durch die Reduktion von Gewicht. Auch freuen wir uns darauf, in diesem Jahr wieder in Präsenz den Preisträgern die Trophäen verleihen zu dürfen und zusammen mit ihnen zu feiern. 2021 fand die Preisverleihung pandemiebedingt als digitales Liveevent statt, zu dem jeder ManusBewerber und auch die Fachpresse eingeladen war, was uns die Möglichkeit einer großen internationalen Reichweite verschafft hat. In diesem Jahr veranstalten wir die Preisverleihung im Rahmen der Hannover-Messe auf dem Igus Stand zu der sowohl die Preisträger als auch alle Messebesucher herzlich eingeladen sind.

Wie viele Einreichungen hat es in diesem Jahr gegeben?

In diesem Jahr haben uns 480 Bewerbungen aus 36 Ländern der Welt erreicht.

Wie ist der Preis entstanden?

Das Gleitlager findet häufig beim Konstrukteur weniger Beachtung, außer es macht Probleme. Früher war das metallische Lager oft Standard. Doch es bringt einige Nachteile mit sich, unter anderem, da es regelmäßig geschmiert werden muss. Hier punktet das Gleitlager aus Kunststoff, denn es benötigt keine externe Schmierung, es ist leicht, kostengünstig und korrosionsfrei. Um dem Polymergleitlager eine Bühne zu geben, haben wir uns 2003 dazu entschieden, einen Wettbewerb für Kunststoffgleitlager ins Leben zu rufen – ebenden Manus Award. Zunächst war es ein deutscher Preis. Seit 2011 suchen wir international alle zwei Jahre nach spannenden Projekten.

Auf welche Kriterien legt die Jury bei der Bewertung besonderen Fokus?

Wir bewerten anhand der Kategorien Idee, Funktion des Gleitlagers, Einsparungen, Wirkung und Differenzierung. In der Kategorie „Idee“ schauen wir, welche Relevanz das Projekt hat und ob die Idee dem Zweck dient. In der Kategorie „Funktion des Gleitlagers“ betrachten wir die Rolle des Gleitlagers in dem Projekt. Unter dem Punkt „Einsparungen“ analysieren wir, wie viel Schmierfett, Gewicht oder auch Kosten durch den Einsatz von Gleitlagern reduziert werden konnte. Mit der Kategorie „Wirkung“ bewerten wir projektübergreifend die Nachhaltigkeit der Anwendung, und zwar im ökologischen wie im sozialen Kontext. Unter der Kategorie „Differenzierung“ schauen wir, wie neu und innovativ die Einreichung ist.

Was waren die bisher kuriosesten Einreichungen?

In den letzten 20 Jahren haben uns über 3.500 Bewerbungen erreicht und da waren einige kuriose Anwendungen dabei, die eben auch gewonnen haben, weil sie so außergewöhnlich waren. Insbesondere ist mir eine spanische Tortilla-de-Patatas-Maschine in Erinnerung geblieben, die mehr als 1.800 Omeletts pro Stunde zubereiten kann. Hier kamen unter anderem unsere iglidur Z- und iglidur A200-Gleitlager in der heißen und fettigen Umgebung zum Einsatz. Eine weitere einzigartige Einreichung, die mir einfällt, ist ein miniaturisierter Parallelroboter für die Operation von Ohren bei schweren Hörstörungen. Das Gerät musste sehr präzise arbeiten und die hygienischen medizinischen Anforderungen wie Dampfsterilisation und Desinfektion erfüllen. Auch spannend: Beim letzten Manus Award hat ein automatischer Fällkeil den silbernen Manus gewonnen. Der Keil wird dabei in den Sägeschnitt eingesetzt und startet das Fällen mit einem Sicherheitsabstand. Das war eine sehr praktische Entwicklung, da das Fällen von Bäumen aufgrund der sehr trockenen Wälder immer gefährlicher wird. Und auch in der Weltraumtechnik gab es ein besonderes Projekt, von fünf Studenten aus Bremen. Sie haben ein Modul entwickelt, das über einen Auswurfmechanismus an Bord einer Rakete ein würfelförmiges Objekt ins Weltall befördert, um mithilfe eines Kamerasystems und weiterer Sensoren Daten aufzuzeichnen, wie es sich im Raum bewegt. In diesem besonderen Fall kamen 3D-gedruckte Gleitlager aus unseren Tribofilamenten zum Einsatz.

Was gibt es von Igus im Bereich Gleitlager und Lineartechnik im Jahr 2023 Neues beziehungsweise zu erwarten?

In der Gleitlagertechnik werden wir zur Hannover-Messe die neuesten Entwicklungen im Bereich der Schwerlastlager präsentieren. Hier zeigen wir unter anderem einen Quantensprung in der Zwei-Komponenten-Technologie für unsere Gleitlager. Außerdem werden wir neue nachhaltige Werkstoffe mit einem hohen Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen präsentieren. Im Bereich der Lineartechnik setzen wir ganz auf neuartige Miniaturlösungen. Diese sind vor allem aufgrund der steigenden Nachfrage an immer kleineren und kompakteren Automationslösungen gefragt.

Wie zufrieden sind Sie in diesen schwierigen Zeiten mit der Auftragslage?

Wir wachsen immer noch. Derzeit etwas langsamer, als wir es uns wünschen, jedoch arbeiten wir mit aller Kraft daran, das Wachstum zu beschleunigen. Wir sehen weiterhin ein sehr großes Potenzial für unsere Produkte und möchten noch mehr Anwendern zeigen, wie sie ihre Projekte mit Kunststoffen technisch verbessern und gleichzeitig Kosten senken können.

Wie ist Igus durch die Lieferkettenkrise gekommen?

Im Bereich der elektronischen Bauteile haben wir die Unterbrechungen gemerkt. Alles in allem konnten wir durch tägliche Krisenmeetings mit unserem Einkauf, der Geschäftsführung und dem Produktmanagement die Krise ohne größere Rückschläge überwinden. Als Konsequenz daraus haben wir weltweit unsere Lagerbestände verdoppelt, um schneller liefern und auch sofort reagieren zu können.

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