Startseite » Technik » Entwicklung »

Weg mit dem Ballast

Innovationsmanagement: Wege zu weniger Komplexität in F+E
Weg mit dem Ballast

Der Denkansatz des Lean Thinking hilft Unternehmen, die Komplexität im Innovationsprozess zu reduzieren. Praxisbeispiele hält der Innovationsgipfel des Aachener WZL vom 17. bis 19. Juni bereit.

Das Ziel von Lean Innovation ist es, die Grundsätze des Lean Thinking auf das Management von Forschung + Entwicklung übertragen; Lean Thinking an sich ist keine generelle Methode, sondern ein Denkansatz mit verschiedenen zentralen Wirkprinzipien, die für alle Unternehmensbereiche relevant sind. Die Lean-Innovation-Systematik beruht dementsprechend auf zehn zentralen Prinzipien (siehe Grafik unten), die den Lean-Innovation-Grundsatz des „Früh Strukturieren, Einfach Synchronisieren, Sicher Adaptieren“ für das Innovationsmanagement operationalisieren.

Dieser Beitrag fokussiert die ersten drei Prinzipien des „Früh Strukturierens“: das Wertesystem, das Design-Set und die Produktarchitektur.
Wertesystem – Kundenwerte als Basis der konsequenten Zielhierarchisierung für Innovationsprojekte: Der Ausgangspunkt für Innovationsvorhaben ist ein allgemein transparentes Verständnis des zu erzielenden Wertes aus Sicht des Kunden. Die Frage, welche Wertvorstellungen des Kunden grundsätzlich existieren – etwa hinsichtlich Preis, Wertigkeit oder Funktionalität – muss klar beantwortet werden. Es entsteht ein Wertesystem, das Kundenwerte zunächst produktneutral wiedergibt und in Bezug zu den Wertvorstellungen des Unternehmens setzt. Forschung und Entwicklung sehen sich typischerweise Zielkonflikten im Spannungsfeld von Kosten, Produktleistung und Design ausgesetzt. Ein Projekt, das allen konfliktionären Zielen gleichermaßen gerecht zu werden versucht, läuft im Ergebnis Gefahr, Mittelmaß zu produzieren. Werden Ziele dagegen konsequent priorisiert und hierarchisiert, birgt dies die weit größeren Erfolgspotenziale. Einfach greifbare Beispiele hierfür sind der iPod und das iPhone des Technologiekonzerns Apple: Trotz Premiumpreisen und funktionaler Unterlegenheit gegenüber technologisch führenden Wettbewerbsprodukten sind diese Produkte durchschlagend erfolgreich für die ihnen zugrunde liegenden Werte – nämlich Begeisterung durch innovative Bedienung und Wertigkeit.
Design-Sets – Lösungsraum-Management zum systematischen Bewerten bestehender Freiheitsgrade: „The manager’s job is to prevent decisions from being made too quickly. […] But once a decision is made, we change it only if absolutely necessary” – so beschreibt ein General Manager aus Toyotas Karosserieentwicklung seine Aufgabe im Prozess der Suche, Bewertung und Auswahl von Produktkonzepten. Aus einer Innovationsaufgabe, die durch Wertvorstellungen, Ziele und Anforderungen beschrieben wird, ergibt sich ein Lösungsraum mit Gestaltungsalternativen, der die Gesamtheit der relevanten, technischen Lösungsalternativen repräsentiert. Gerade für Produktfunktionen, die entscheidend zum Innovationswert beitragen, müssen die verfügbaren Freiheitsgrade gründlich untersucht werden. Freiheitsgrade ergeben sich beispielsweise aus Kundenanforderungen, Produktstandards wie etwa Kommunalitätszielen oder auch aus verfügbaren Prozesstechnologien. Innerhalb der identifizierten Freiheitsgrade ergeben sich dann konkrete Lösungsalternativen. Kern des Lösungsraum-Managements ist es, die in der Produktentwicklung zur Verfügung stehenden Freiheitsgrade zu bewusst gewählten Zeitpunkten systematisch und geführt einzugrenzen.
Produktarchitektur – Produkt- und Prozessstandards durch Technologie- und Funktionsmodellierung definieren: Bei der systematischen Entwicklung von Produktfunktionen sind Abhängigkeiten zwischen Entwicklungsprojekten zu berücksichtigen, um produktübergreifende Kommunalitätspotenziale konsequent nutzen zu können. Ein entscheidender Faktor besteht darin, diese Kommunalitäten nicht nur in der Physis festzulegen, sondern ebenso funktionale, technische oder technologische Vereinheitlichungspotenziale zu realisieren. Aufgrund der starken produktübergreifenden Vernetzung auf diesen Ebenen können einzelne Module zunehmend weniger rein baureihenbezogen entwickelt werden. Um die erhöhte Komplexität beherrschen zu können, müssen Funktionen in einem Funktionsmodell mit konkreten Freiheitsgraden belegt werden. Diese Freiheitsgrade geben konkret vor, welcher Gestaltungsfreiraum vor dem Hintergrund produktübergreifender Abhängigkeiten verbleibt.
Weitere Informationen und Praxisbeispiele zu den Prinzipien von Lean Innovation werden auf dem Innovation Leadership Summit 2009 in Aachen diskutiert (siehe Kasten). Hier stellen hochkarätige Referenten ihre Successful Practice-Beispiele zum Thema Innovationsmanagement vor und stehen den Teilnehmern Rede und Antwort.
  • Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh Lehrstuhl für Produktionssystematik und Mitglied des Direktoriums am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen
  • Dr.-Ing. Michael Lenders Leiter Abteilung Innovationsmanagement am WZL der RWTH Aachen

  • Innovation Leadership Summit in Aachen
    Die verschärften Wettbewerbsbedingungen erfordern es, die steigende Komplexität von F+E mehr und mehr zu beherrschen. Produkte müssen effektiver und effizienter entwickelt werden. Erfolgsentscheidend ist es also, echte Produktdifferenzierung auch mit reduzierten Ressourcen zu erzielen. Um Produktionsunternehmen darin zu unterstützen, veranstalten das Werkzeugmaschinenlabor WZL und das Fraunhofer IPT gemeinsam mit der PTC GmbH vom 18. bis 19. Juni den Kongress „Innovation Leadership Summit“, dem ein Praktikertag vorausgeht. Die Teilnehmer lernen von erfolgreichen Unternehmen, wie diese ihr Innovationsmanagement effizient gestaltet haben. Info: www.wzlforum.rwth-aachen.de/ils.html
    Unsere Whitepaper-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de