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Zu großes Risiko bei Produkthaftung

Gebrauchtmaschinenhändler: Schönberger lehnt Retrofitting ab
Zu großes Risiko bei Produkthaftung

Zu großes Risiko bei Produkthaftung
Gebrauchtmaschinen werden vom Händler vielfach nach dem Prinzip „gekauft wie gesehen“ und somit ohne Garantie verkauft. Die Produkthaftung bleibt beim Hersteller Bild: Schönberger
Nach dem Produkthaftungsgesetz haftet der Hersteller einer Maschine bei auftretenden Schäden. Das gilt auch dann, wenn die Maschine von einem Händler gebraucht gekauft und ohne größere Überarbeitung weiterverkauft wird. Modernisiert der Händler die Maschine, könnte er in Haftung genommen werden. Herbert Weber, Geschäftsführer der Gustav Schönberger GmbH in Heilbronn, lehnt daher das Retrofitting ab.

Händler von Gebrauchtmaschinen verkaufen diese in den meisten Fällen noch immer nach dem Prinzip „gekauft wie gesehen“. Für Herbert Weber, Geschäftsführer der Gustav Schönberger GmbH in Heilbronn, ist das mit Blick auf die Produkthaftung die sicherste Vorgehensweise für den Maschinenhändler. „Wir kaufen eine gebrauchte Maschine im Zustand wie besichtigt“, erklärt der erfahrene Händler. Sie komme ins Lager und werde gesäubert. Dort werde die Maschine unter Strom gesetzt und versucht, sie zum Laufen zu bringen. Dazu würden schon mal irgendwo ein Chip, ein Schalter oder eine Glühbirne ersetzt oder auch einige defekte Teile ausgetauscht, um die Maschine in einen betriebsfähigen Zustand zu versetzen. „Aber wir ändern nichts am Charakter der Maschine“, unterstreicht Weber seine Vorgehensweise. „Damit sind wir aus der Produkthaftung raus, sie bleibt beim Hersteller der Maschine.“

In der Regel übernimmt Schönberger dann auch keine Garantie für die Maschine. „Wir sind zwar im Nachhinein bereit, dem Kunden quasi im Aftersale-Service vernünftige Adressen für die Beschaffung von Ersatzteilen zu geben“, räumt er ein. Man schicke auch schon einmal den eigenen Monteur vorbei, wenn er gerade in der Nähe sei. Das geschehe aber alles im Rahmen der Kulanz. Eine Überholung oder gar das Retrofitting gebrauchter Maschinen lehnt Weber ab. Denn jedes „Basteln“ an der Maschine könne im Rahmen der Produkthaftung zur Übernahme von Garantien führen.
Neue CNC-Maschinen sind relativ teuer. Daher ist es für den Anwender sinnvoll oder gar notwendig, die Maschine mindestens zwei- oder dreischichtig zu fahren. Dadurch kommt der Nutzungsgrad der Maschine ins Spiel. „Wenn die fünf Jahre lang dreischichtig gelaufen ist, lohnt sich in meinen Augen ein Retrofitting nicht mehr“, ist Weber überzeugt. Früher habe man bei alten Gebrauchten großen Wert auf die Geometrie gelegt, habe aber die Elektrik belassen. Heute sei das Herzstück der Maschine die Steuerung und da eile die Technik schon in wenigen Jahren davon. Es gebe selbst namhafte Hersteller, die nach wenigen Jahren keinen Service mehr für die Steuerungen böten. Hier würde sich der Einsatz einer neuen Steuerung anbieten. Doch dann müsse auch die Mechanik überholt oder gar erneuert werden. „Da kommt man schnell in Preisbereiche, die nahe bei neuen Maschinen liegen“, rechnet Weber hoch.
Die Hersteller haben die Situation erkannt und ziehen Vorteile daraus. Etliche haben in den letzten Jahren eigene Firmen gegründet, die sich ausschließlich mit gebrauchten Maschinen beschäftigen. Sie haben Daten und Fakten der Maschinen gespeichert, sind im Besitz von Ersatzteillisten und Schaltplänen, die für Händler oft schwer zugänglich sind und erhalten Ersatzteile zu Herstellungskosten. „Bei denen ändert sich nicht viel, denn die stehen sowieso in der Produkthaftung“, stellt Weber fest. Das sei ein entscheidender Grund mit dafür, dass bei Schönberger ein Retrofitting abgelehnt werde.
„Wir haben auch eine andere Verkaufsphilosophie“, erklärt der Geschäftsführer. „Bei uns geht es darum, dass wir den Kunden von der Maschine überzeugen wollen.“ Er dränge darauf, dass der Kunde nach Heilbronn ins Haus komme. „Wenn das Projekt eine entsprechende Größe hat, kommen die Käufer sogar aus Übersee zu uns und nehmen die Maschinen in Augenschein“, hat er erfahren. „In dem Moment muss ich in der Lage sein, ein optimales und ehrliches Bild von der Maschine zu geben.“ Der Käufer müsse Vertrauen fassen, dann komme er auch wieder.
Dr. Rolf Langbein Fachjournalist in Rottenburg
Hersteller wollen oft selbst mit Gebrauchten handeln
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