Bullige Großteile fast ohne Limits zerspant

Das schlagendste Argument steckt unter der Blechhaut. Das Maschinenbett und der Fahrständer der Megaturn Nexus 900 sind eher diskret denn offenherzig umhaust. Sie bestimmen aber entscheidend den Gebrauchswert von Mazaks neuem Vertikaldrehzentrum mit. Joachim Herberger, Deutschland-Chef des japanischen Werkzeugmaschinenkonzerns, erklärt gern und geduldig die Gründe dafür. „Durch das extrem steife Bett und den Guss-Fahrständer gibt es beim Spanen zylindrisch-großer Teile kaum Einschränkungen.“

Die Nexus bearbeite nahezu jede Art von Werkstoff, begonnen bei Bau- und Edelstählen über Grauguss bis zum Nichteisen-Metall. Mehr sogar noch: „Durch ihre 3655 Nm Drehmoment an der Hauptspindel hat sie auch mit eher schwer zu zerspanendem Material kein Problem – auch nicht im unterbrochenen Schnitt“, setzt der Geschäftsführer eindringlich nach.

Auch gehärtete oder schwer zerspanbare Stoffe wie Titan und Edelstahl ließen sich gut bearbeiten. „Durch das Spindellager mit 240 mm Durchmesser, die steife Rollenlinearführung und über 16 t Revolverklemmkraft gibt es hier wenig Probleme, sagt Herberger, Auf Wunsch liefere er die Maschine mit angetriebenen Werkzeugen und C-Achse. Auch ein zusätzliches, für das Maschinenprinzip weltweit zum Patent angemeldetes 12fach-Werkzeugmagazin stehe zur Verfügung: „Damit haben Sie die Möglichkeit, weitere Präzisionstools und auch lange Bohrstangen bis 50 mm Durchmesser separat zu speichern.“ Kommen erst wieder die Aufträge ins Haus, wird sich der Kunde auch hieran wohl gern erinnern.

Erstmals Oktober 2009 auf der internationalen Werkzeugmaschinen-Schau EMO vorgestellt, soll die Nexus 900 jetzt das kraftvolle Drehen von Futterteilen bis 900 mm Durchmesser und 800 mm Höhe in Klein- und Mittelserien salonfähig machen. Wie der Hersteller bereits auf der Mailänder Messe unterstrich, sollte und soll die Maschine keine andere ersetzen, sondern das Mazak-Programm für Futterdrehteile von einfacher bis mittlerer Komplexität vielmehr ergänzen.

Insoweit im Blick habe man massige Werkstücke wie Lkw-Achsschenkel, Pumpenkörper, Ventilgehäuse, Bremsscheiben, Räder und Radkörper bis zu einem Beladegewicht von 3000 kg einschließlich der Spannmittel. Die entsprechenden Unternehmen kämen aus dem Pumpenbau. Sie seien Baumaschinenhersteller, Zulieferer und Hersteller der Schienenfahrzeug-Branche oder zählten schlicht zum allgemeinen Maschinenbau. Letzteres sei die gemeinsame große Klammer. Ebenfalls angesprochen seien Betriebe mit nennenswerter Serienproduktion. Die Megaturn Nexus 900 sei gut zugänglich und einfach zu automatisieren.

Die zahnradgetriebene 30-kW-Spindel bewältigt auch bei geringer Geschwindigkeit große Schnitttiefen. Beim Bearbeiten eines S45C-Stahlteils mit 600 mm Durchmesser beispielsweise tourt sie mit rund 80 min-1. Die Spitzendrehzahl liegt bei 1250 min-1. Trotzdem kommt die Maschine bei einer Vorschubrate von 0,8 mm auf 8 mm Schnitttiefe. Diese Abtragsleistung ist so stattlich wie kostensparend: Sinkt die Anzahl der erforderlichen Schnitte, vermindert sich unmittelbar auch die Stückzeit.

Geführt wird die Megaturn Nexus 900 von der hauseigenen Mazatrol Matrix Nexus CNC. Die Steuerung arbeitet mit einem dialog-orientierten Programmiersystem, das einfach zu bedienen ist. Zu den Bordmitteln der CNC gehört auch ein so genannter Intelligent Thermal Shield – er reduziert den Wärmegang – und ein Intelligent Safety Shield, der die Maschine nebst Bestückung- und Werkstückaufnahmen als 3D-Modell darstellt und damit Hilfe zur schnellen Maschinenkonfiguration gibt. Maschinenkollision wird damit weitgehend verhindert.

Joachim Herberger sieht die schwache Konjunktur nicht im Widerspruch zu seinen Verkaufszielen für die nächsten Jahre. Immerhin werde die Maschine rund um den Globus vertrieben. „Neben den zurzeit attraktiven BRICS-Ländern sehen wir auch in Deutschland einen interessanten Markt.“

Wolfgang Filì Journalist in Köln

Die Megaturn Nexus 900 zielt auf einen delikaten Markt. Offshore-, Schienenfahrzeug- und auch die Flugzeugtriebwerk-Branche sind nachgerade krisenunabhängig. Dennoch arbeiten die Betriebe hier unter verschärftem Zeit- und Kostendruck, den sie ihrerseits gern an Ausrüster und Lieferanten weitergeben. Mit seinem Vertikaldrehzentrum macht Mazak insoweit alles richtig. Die Maschine ist ebenso robust wie universell und kann ein Gutteil der im Segment gefragten Teile fertigen.