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Die Ampeln stehen auf grün

IAA Nutzfahrzeuge: Brummi-Branche legt sich für Umweltschutz und Transporteffizenz ins Zeug
Die Ampeln stehen auf grün

Vom 20. bis 27. September trifft sich in Hannover die schwergewichtige Autowelt. Auf der 64. IAA Nutzfahrzeuge präsentieren mehr als 2000 Aussteller ihre neuesten Entwicklungen. Um die gestiegenen Emissionsanforderungen der EU zu erfüllen, müssen die Hersteller allein in Europa Milliarden investieren.

Auch Nutzfahrzeuge können sich dem Schlüsseltrend „grün“ nicht verschließen. Der Grund: Transportvolumina wachsen, Staaten verschärfen die Abgasnormen, Megacitys senken Emissionen, zudem steigen und schwanken die Kraftstoffpreise. Dies setzt auch Nutzfahrzeughersteller unter Zugzwang. „Bis 2020 müssen die besten OEMs „grün“ sein – indem sie sowohl grüne Trucks entwickeln, herstellen und vertreiben als auch nachhaltige Prozesse haben und ein entsprechendes Image aufbauen“, fokussierte Ende letzten Jahres eine Studie des Marktbeobachters Oliver Wyman auf die Zukunft der Branche.

Unter anderem setzt dies mehr Kraftstoffeffizienz etwa durch bessere Aerodynamik bei XXL-Lastzügen oder eine intelligente, IT-basierte Fahrer-Fahrzeug-Schnittstelle voraus. Ein wichtiger Faktor sind alternative Antriebskonzepte, allen voran die hybrid-elektrische Antriebstechnologie. Entwicklung, Produktion und Vermarktung entsprechender Trucks werden einen wesentlichen Einfluss auf das grüne Image haben. Immerhinsoll sich laut der Oliver Wyman-Studie das weltweite Marktpotenzial der Elektrifizierung des Antriebs für Trucks bei günstigem Eintrittsszenario im Jahr 2020 auf mehr als 7 Mrd. Euro belaufen.
Erhebliche Fortschritte verzeichnet die Brummi-Branche auch beim Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß. Beim schweren Lkw wollen die Hersteller laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) bis 2020 das CO2-Potenzial nochmals um 20 % gegenüber 2005 reduzieren. „Bei klassischen Luftschadstoffen fahren moderne Nutzfahrzeuge „heute fast emissionsfrei“, hebt VDA-Geschäftsführer Dr. Kay Lindemann hervor. Mit der neuen Abgasnorm Euro 6 würden Stickoxid- und Partikelausstoß nahezu auf null sinken.
Mehr Umweltschutz, mehr Transporteffizienz, mehr Sicherheit: Diesen Themen folgen auch die spannendsten Trends auf der IAA Nutzfahrzeuge, die vom 20. bis 27. September 2012 in Hannover stattfindet. Auf der 64. Ausgabe dieser Messe für die schwergewichtige Autowelt zeigen mehr als 2000 Aussteller ihre neuesten Entwicklungen. Neben den OEM wird die Zulieferindustrie praktisch vollständig vertreten sein, betont der Veranstalter. Dadurch bildet die IAA die gesamte Wertschöpfungskette der Nutzfahrzeugindustrie ab. Mehr als die Hälfte der Aussteller der letzten IAA Nfz vor zwei Jahren deckten den Teile- und Zubehörbereich ab.
Mit dem Slogan „Motor der Zukunft“ hat der VDA als Veranstalter der Messe das entsprechende Motto geprägt. Erwartet werden die neuen und sauberen Euro-VI-Aggregate, neue Vorschläge zur Optimierung der Aerodynamik wie auch die Fortschritte bei alternativen Nutzfahrzeugantrieben. Die ersten Umwelttechnologien im Lkw-Bereich waren auf der IAA 2008 erstmals auf breiter Front erkennbar: Das Nutzfahrzeug öffnete sich den alternativen Antrieben. Auch diese Technologien trugen dazu bei, dass die 2010-Ausgabe der Hannoveraner IAA die Rekordmarke von 272 Weltpremieren aufbieten konnte. Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung in diesem Jahr.
Zwar schöpfen die Kreativen nirgendwo so viele Fahrzeuginnovationen wie in den Lkw-Schmieden deutscher Hersteller und deren Zulieferern. Doch die Umstellung auf verbrauchsärmere oder hybridangetriebene Lkw erfordert hohe Investitionen, die wiederum die Ertragslage belasten. Hinzu kommt, dass in Europa die Nachfrage in diesem Jahr schwach bleiben dürfte. Die Schuldenkrise und das gebremste Geschäft der Spediteure lässt die Nachfrage nach Transportleistung auf breiter Front schrumpfen. Laut dem europäischen Herstellerverband ACEA kamen im Mai in der EU 17,8 % weniger Transporter, Lastwagen, Sattelschlepper und Busse neu auf die Straßen als im Vorjahresmonat. Gerade in Hannover wird im September auf der IAA die spannende Frage diskutiert: Wie stehen die Chancen wegen der Eurokrise in Europa? Vorprogrammiert ist dort eher eine Rückwärtsfahrt als die flotte Beschleunigung.
Die weltweite Nutzfahrzeugindustrie aber bleibt ein Wachstumsmarkt. Bis Jahresende werde der globale Absatz von Lkw über 6 t um 5 % auf 3,27 Mio. Einheiten wachsen, so der VDA. Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch die steigende Nachfrage in den USA, aber auch in Russland, Japan und Indien. China – der weltweit größte Nutzfahrzeugmarkt mit 1,2 Mio. Einheiten – legt laut Wissmann in diesem Jahr eine Wachstumspause ein mit einem leichten Rückgang um 3 %. Mittelfristig sieht der Verbandspräsident die Volksrepublik aber wieder auf einem Wachstumskurs.
Auf grün stehen die Ampeln jetzt schon für den Messeveranstalter und den Messeplatz. Der VDA und die Deutsche Messe AG haben ihre weitere Zusammenarbeit vertraglich fixiert: Auch in den Jahren 2014, 2016, 2018 und 2020 wird die IAA Nutzfahrzeuge auf dem Messegelände Hannover durchgeführt.

Fahrkomfort erhöht Sicherheit

IAA-News

Weil entspannte Fahrer sicherer unterwegs sind als andere, spielt der Fahrkomfort eine entscheidende Rolle. Hierauf zielt eine Entwicklung von ContiTech (Halle 17, Stand A06): Dem Geschäftsbereich Air Spring Systems ist es gelungen, Lkw-Luftfedern mit einem innovativen Kunststoffkolben in Serie zu produzieren, dessen Innenvolumen komplett der Komfortsteigerung nutzt. Zudem sparen der Einsatz eines speziellen Kunststoffs und die Nutzung einer neuen Simulationsmethode laut Angaben bis zu 75 % des Gewichts herkömmlicher Stahlkolben ein – pro Achse ein Vorteil von bis zu 12 kg.
Die zu allen Fahrzeugen passende Absattelstütze „S 2000 Plus“ mit bis zu 50 t Last ist das Highlight am Stand C15, Halle 26, der Haacon Hebetechnik GmbH aus Freudenberg/Main. Absattelstützen zählen zu den wichtigsten Produkten für Trailerbauer. Die hoch belastbare Komponente muss ein ganzes Raster von Qualitätskriterien erfüllen, betont der fränkische Komplettanbieter. Dies ist auch der Grund für die aufwendige Fertigung. So werden die inneren Vierkantrohre per Lasertechnologie bearbeitet, was laut Hersteller sehr geringe Fertigungstoleranzen erlaubt. Der von Haacon verwendete und patentierte Ausgleichsfuß (A-Fuß) ist laut Angaben das einzige wirklich klapperfreie Modell am Markt. Betreiber von Silo- und Tankfahrzeugen würden diese Eigenschaften schätzen, betont der Hersteller.
Speziell für den schweren Verteilerverkehr hat Daimler (Hallen 14/15, Stand FN 73/74) die neue Antos-Baureihe konzipiert, die auf der IAA Weltpremiere feiert. Mit 18 bis 26 t zulässigem Gesamtgewicht ist dieser Lkw im Regionalverkehr zu Hause. Das durchgängig 2,30 m breite Fahrerhaus ist als Classic-Space in kurzer (S) und mittellanger Ausführung (M) erhältlich. Die mittellange Variante gibt es auch als superflaches Compact-Space-Haus, etwa für Lkw mit Kühlaggregat am Aufbau. Das Premium-Cockpit dient dem Fahrer als ergonomischer Arbeitsplatz: Die Fahrzeuginstrumente sind laut Angaben übersichtlich angeordnet und ergonomisch gut zu bedienen. Auch sind alle aus dem Actros bekannten Sicherheits-Assistenzsysteme auch für den Verteilerverkehr verfügbar.
Das Ladeluftrohr aus dem wärmestabilisierten Ultramid A3W2G6 (links) von BASF und das multifunktionelle Ölsaugmodul in den Lkw-Motoren DD13 und DD15 werden von ElringKlinger (Halle 13, Stand C43) für Detroit Diesel gefertigt, dem US-Motorenbauer im Daimler-Konzern. In beiden Fällen konnten leichte Kunststoffbauteile die schwereren Metallteile ersetzen. Gegenüber seinem Vorgänger aus Aluminium ist dieses Ladeluftrohr um 1,8 kg oder um 50 Gewichtsprozent leichter geworden.
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