Startseite » Technik » Fertigung »

Zukunft gestalten: Megatrends und ihre Rolle in der Industrie

Andreas Kirsch, Gfos, über die Auswirkung der Megatrends auf die Industrie
„Die größten Herausforderungen liegen in der zunehmenden Komplexität“

Die Digitalisierung prägt zunehmend die Art und Weise, wie produzierende Unternehmen arbeiten. Doch welche Kräfte treiben diese Veränderungen voran? Andreas Kirsch, Strategic Business Development Smart Manufacturing bei Gfos, einem Anbieter von MES-Systemen, beleuchtet die Megatrends, die die Industrie und die Art zu produzieren maßgeblich beeinflussen.

» Hagen Wagner, Redakteur Industrieanzeiger

Welche Megatrends beeinflussen mehr und mehr die Digitalisierung?

Zunächst einmal definieren sich Megatrends dadurch, dass sie über Jahrzehnte wirken und sich in den nächsten Jahren noch stärker auswirken werden. In wenigen Worten zusammengefasst sind dies bezogen auf Produktionsunternehmen die Themen Fachkräftemangel, Komplexität in der Digitalisierung, Flexibilität und Wandlungsfähigkeit der Produktion, geopolitische Veränderungen und deren Einfluss auf die horizontale Wertschöpfungskette, Energiemanagement und Nachhaltigkeitsnachweise wie zum Beispiel der digitale Produktpass. Ein weiterer Trend, der aber erst jetzt richtig Fahrt aufnimmt und auf Digitalisierung aufbaut ist das Thema KI und DDBM also Data Driven Business Models.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die Produktionsunternehmen?

Die größten Herausforderungen liegen in der zunehmenden Komplexität, die die Digitalisierung mit sich bringt und in der erforderlichen Sicherstellung der IT-Sicherheit vor allem vor dem Hintergrund, dass immer mehr digitalisiert wird und die Kommunikation zwischen den Teilnehmern von der Maschine bis hin zu cloudbasierten IT-Systemen zunimmt. Leider gehen diese Herausforderungen einher mit fehlenden Fachkräften, die die relevante Fähigkeit haben solche Projekte cross-funktional zu managen.

Welchen Einfluss wird der vielzitierte Fachkräftemangel auf Digitalisierungsprojekte zur Smart Factory in Zukunft haben?

Die sogenannten Babyboomer, die lange in einem Unternehmen tätig waren und damit einen guten Überblick hatten, verlassen dieselben mehr und mehr. Es folgen Mitarbeiter, die stärker spezialisiert sind, aber nicht mehr den ganzheitlichen Überblick haben. Gleichzeitig wird auch eine Wissensverdichtung einsetzen, das heißt weniger Mitarbeiter müssen mehr wissen, um auch über den Tellerrand hinausschauen zu können. Hinzu kommt der Trend, dass Jobs schneller gewechselt werden und somit der Wissenstransfer auf einen Nachfolger schneller erfolgen muss. Dies macht eine andere Vorgehensweise bei cross-funktionalen Digitalisierungsprojekten und deren Komplexität erforderlich. Wir bei Gfos haben dies erkannt und für diese Transformationsprozesse eine smarte Einführungsstrategie entwickelt.

Welchen Einfluss hat diese Veränderung auf MES-Funktionalitäten?

Zunächst haben MES-Systeme über die Jahre funktional einen sehr hohen Reifegrad erreicht. Was aber immer mehr in den Vordergrund rückt, ist die erforderliche Standardisierung gegenüber der Individualisierung über alle Prozesse hinweg. Die MES-Standardsoftware sollte dabei Standards wie OPC-UA oder für Kennzahlen wie OEE die ISO 22400 Konformität haben. Das wiederum hilft dem Anwender auch seine individuellen Prozesse im Rahmen der Einführung eines MES mehr an Standards auszurichten, um die steigende Komplexität besser beherrschbar zu machen.

Müssen MES-Systeme in Zukunft anders als in der Vergangenheit eingeführt werden?

Um die erwähnten Herausforderungen bewerkstelligen zu können, wird es in Zukunft wichtig sein weniger zu individualisieren und mehr darauf zu achten die zu digitalisierenden Prozesse vor oder bei Implementierung an gegebene Standards zu adaptieren, um damit auch eine schnellere Einführung zu ermöglichen. Gleichzeitig wird durch eine solche Vorgehensweise die Komplexität reduziert und die Updatezyklen und Interoperabilität zu anderen Systemen einfacher und bezogen auf die Betriebslaufzeit der Systeme kostengünstiger.

Was ändert sich dadurch gegenüber der Vorgehensweise in der Vergangenheit?

In der Vergangenheit wurde Flexibilität von MES-Software immer so interpretiert, dass im Rahmen der Einführung die Funktionalitäten individualisiert an die Kundenanforderungen angepasst wurden mit der Konsequenz, dass das Prozesswissen zum Teil auf den MES-Lieferanten übergegangen ist. Durch dieses Angebot der MES-Lieferanten wurde der Aspekt Prozesse vorab mehr zu standardisieren vernachlässigt. Man könnte auch überspitzt sagen, die MES-Lieferanten haben mit ihren Angeboten an technisch machbarer Flexibilität die Kunden verführt zu individualisieren, anstatt zu standardisieren. Die zunehmende Komplexität, die zur Erinnerung schon mit der Veröffentlichung der „Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ vom April 2013 als Trend vorausgesagt wurde, wird man aber mit dieser bisherigen Vorgehensweise irgendwann nicht mehr beherrschen können, was wiederum zu steigenden Unternehmensrisiken führen wird.

Wie stellt sich Gfos auf diese Veränderungen ein?

Gfos hat die zunehmende Auswirkung der Megatrends erkannt und die Einführungsstrategie daraufhin neu ausgerichtet. Dabei wird in der ersten Phase der Einführung versucht die Prozesse an gegebene Standards auszurichten. Natürlich muss der Kunde auch dazu breit sein, dass mit Einführung eines MES seine Prozesse harmonisiert werden und dabei sogenannte alte Zöpfe auch abgeschnitten werden dürfen. Erst dann erfolgt die funktionale Implementierung der Standards. Dabei helfen auch Softwarefähigkeiten wie Konfigurierung und Parametrierung. Darüber hinaus können beim Anwender sogenannte Citizen Developer ausgebildet werden, die mittels Low Code Programmierung in die Lage versetzt werden gewisse Prozessadaptionen z.B. für Reports oder Oberflächen gesteuerte Ein-/Ausgaben zum Beispiel für Werkerführung selbst durchzuführen. Dabei bleibt die Prozesskompetenz über die Anpassung beim Kunden und muss nicht zum Lieferanten transferiert werden. Dies spart Zeit und Geld.

Wo unterscheidet sich dabei Gfos von seinen Marktbegleitern?

Bezogen auf das Thema Smart Manufacturing liegt der Vorteil in der smarten Einführungsstrategie und dem hybriden Plattformkonzept. Wenn sich der Kunde für eine Cloud-betriebene Lösung entscheidet, bietet Gfos darüber hinaus seine eigene nach ISO 27001 zertifizierte Cloud & Infrastructure an. Dies ermöglicht dem Kunden jederzeit zu entscheiden, ob er die Infrastruktur selbst betreibt oder in der Cloud betreiben lassen möchte. Wenn der Kunde über Smart Manufacturing hinaus auch Personaleinsatzplanung und Zutrittskontrolle einführen möchte, so kann er dies gerne mit Produkten wie Workforce Management und Access Control zu einer einzigartigen umfänglichen Gesamtlösung ausbauen.

Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 12
Ausgabe
12.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de