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Die inneren Werte zählen

Fertigung
Die inneren Werte zählen

Umweltfreundliche Fahrzeuge und der globale Wettbewerb sind die großen Herausforderungen für die Autobranche. Da Zulieferer meist Mittelständler sind, entwickeln sie lieber gemeinsam in einem starken Netzwerk wie dem Autocluster NRW.

Im Jahr 2020 werden Autos ähnlich aussehen wie heute – nur etwas futuristischer. Davon ist Ingo Olschewski, Clustermanager beim Innovationsnetz Autocluster NRW, überzeugt. „Verändern wird sich dagegen die Fahrzeugarchitekur.“ Beispiel Antriebssysteme: „Es wird nur wenige reine Elektroautos geben.“ Er rechnet mit einem Mix aus Verbrennungsmotoren, Elektro-, Gas-, Hybrid- und Brennstoffzellenautos. Auch die Solarenergie wird eine Rolle spielen, jedoch nicht als Antrieb, sondern zur Versorgung von Nebenaggregaten wie Fensterhebern oder elektrischen Sitz- und Spiegelverstellungen. „Damit kann man das Bordnetz entlasten“, so Olschewski.

Um diese Entwicklungen voranzutreiben, unterstützt der Autocluster NRW als Dachorganisation regionaler Automobilnetzwerke vor allem kleine und mittlere Betriebe bei der Entwicklung. Der Autocluster selbst hat keine Mitglieder, sondern arbeitet eng mit Organisationen vor Ort zusammen – zum Beispiel mit der Verbundinitiative Automobil (VIA) im Sauerland. „Die größte Herausforderung ist der globale Wettbewerb“, sagt Lothar Schneider, der gerade aus St. Petersburg zurückgekehrt ist. Auch er ist Clustermanager und mitverantwortlich für Landesstrategie Elektromobilität. In Sachen CO2-Reduzierung und Umweltschutz hat die Autoindustrie einiges aufzuholen. Zu lange hat sie auf den Verbrennungsmotor gesetzt und sich auf ihrem Image ausgeruht. „Bis 2020 will die Bundesregierung den CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 20 Prozent senken“, so Schneider. Dieses Vorhaben kann nur durch gemeinsame Entwicklungsarbeit bewältigt werden.
Eines der Projekte ist das BO mobil: Zusammen mit Opel entwickelt die Hochschule Bochum ein innerstädtisches Lieferfahrzeug mit Elektroantrieb. „Als Zielgruppe kommen Paketdienste, Bäckereien und Apothekendienste in Frage“, so Olschewski. Für größere Nutzfahrzeuge und längere Strecken eigne sich der Elektroantrieb vorerst nicht: „Schwere Transporter brauchen zuviel Leistung.“
Auch die Fahrerassistenzsysteme sollen leistungsfähiger und komfortabler werden: Bisher können Navis nur Routen berechnen und Staus umfahren. „Künftig wird es eine intelligente Navigation mit Realtime-Daten geben“, glaubt Olschewski. Ein Beispiel: „Jedes Neufahrzeug der oberen Mittelklasse hat einen Regensensor für den Scheibenwischer. Künftig könnten die Autos automatisch kommunizieren, wo Regengebiete und eine angepasste Fahrweise notwendig sind.“ Connected Car heißt das Prinzip. Über das Handy könnte man Staus in Echtzeit orten: „Das ist aber wegen des Datenschutzes umstritten.“
Mit der Entwicklung sparsamer, kleiner und sauberer Autos rennt die Automobilbranche bei der jüngeren, umweltbewussten Fahrergeneration offene Türen ein, auch wenn die Reichweite von Elektroautos noch nicht sehr groß ist. „Zudem haben Handys das Auto als Statussymbol abgelöst“, so Schneider.
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden-Echterdingen

„Der Mittelstand braucht internationale Kooperationspartner“

Nachgefragt

Wo sehen Sie die Hauptaufgabe des Autoclusters NRW?
In der nordrhein-westfälischen Autoindustrie arbeiten rund 200 000 Menschen in 800 vorwiegend mittelständischen Unternehmen. Die suchen nicht nur nach Kooperationen vor Ort, sondern auch eine übernationale Vernetzung – etwa nach Osteuropa, USA oder China. Wir als Dachorganisation können das ermöglichen.
Und wie bringen Sie die richtigen Firmen zusammen?
Wir betreiben ein B2B-Matchmaking. Das heißt: Interessierte Unternehmen geben ihr Profil ein und suchen an Hand bestimmter Kriterien nach potenziellen Partnern.
Also wie bei einer Partnerbörse?
Ja, so ähnlich. Aber wir bieten noch mehr: So können Firmen beispielsweise auf der IAA auf einem NRW-Gemeinschaftsstand ausstellen, und auf den Autocluster-Treffs behandeln wir Themen wie etwa Effizienzsteigerung durch die Abgasnachbehandlung.

… und in Zahlen

Gründung: 2009
Geschäftsführer: Christian Jacobi
Mitarbeiter: 7 Clustermanager
Partner: 7 Landescluster, 9 Regional- und Branchencluster
Beiratsmitglieder: 17

Der Cluster in Kürze…

Der Autocluster Nordrhein-Westfalen (NRW) ist Anfang 2009 an den Start gegangen, um kleine und mittlere Betriebe bei der Forschung und Entwicklung für die Autoindustrie zu unterstützen. Seither führt die Dachorganisation gemeinsam mit ihren Partnern – also mit Branchen-, Regional- und Landesclustern – Projekte durch, um unterschiedliche Kompetenzen zu bündeln, die richtigen Betriebe zusammenzuführen und Kontakte zu Hochschulen herzustellen. Immerhin sind circa 30 Prozent aller deutschen Zulieferunternehmen in NRW angesiedelt. Von großem Vorteil ist die Nähe zu den Produktionsstätten von Ford in Köln, Opel in Bochum und Mercedes in Düsseldorf.
Zu den Leitthemen gehören beispielsweise die Elektromobilität mit der Forschung an Batterie- und Fahrzeugtechnik sowie dem Aufbau von Infrastrukturen. Konventionelle Fahrzeugantriebe werden ebenfalls weiterentwickelt. Das hat auch Auswirkungen auf einen anderen Schwerpunkt des Clusters: die Ressourcenschonung. Die wird zusätzlich durch eine Gewichtsreduktion mit Hilfe der Leichtbauweise erreicht. Die Partner innerhalb des Autoclusters NRW arbeiten auch an der Verbesserung von Sicherheit und Komfort. Dazu gehören die aktive Sicherheit zur Vermeidung von Unfällen, die Optimierung der passiven Sicherheit, die ergonomische Innenraumgestaltung sowie eine verbesserte Fahrdynamik.

Auto hält Sicherheitsabstand ein

Innovative Funktionen der Bordsysteme erhöhen die aktive und passive Sicherheit

Gängige aktive Sicherheitssysteme sind darauf ausgerichtet, die Fahrer in kritischen Situationen zu unterstützen, die Kontrolle über das Auto zu behalten. Künftige Systeme denken mit und greifen bereits ein, bevor es brenzlig wird.
Das Anti-Blockier-System (ABS) sorgt seit vielen Jahren dafür, dass Lenken auch bei einer Vollbremsung möglich ist. Das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) verhindert, dass ein Auto ins Schleudern kommt. Heutige Sicherheitssysteme setzen also erst ein, wenn die Gefahrensituation bereits eingetreten ist. „Autos werden aber intelligenter“, so Lothar Schneider, Clustermanager beim Autocluster Nordrhein-Westfalen (NRW). Mit einer leistungsfähigen Sensorik und Bildverarbeitung können Autos Fußgänger und Hindernisse erkennen, Abstand zum Vordermann halten und automatisch reagieren, lange bevor der Fahrer die Gefahr wahrnimmt.
Der weltweit aktive Autozulieferer Delphi aus Wuppertal führt mit Partnern aus dem Autocluster NRW das Projekt Active Safety Car durch, in dem Kamerasysteme mit Messwerterkennung entwickelt werden. In anderen Projekten werden Sensoren erforscht, die Spuren lesen können: Wenn ein Auto die Fahrspur verlässt, wird der Fahrer durch ein vibrierendes Lenkrad oder Tonsignal darauf hingewiesen – besonders hilfreich beim gefürchteten Sekundenschlaf. „Die car-to-car Communication hilft beim Kolonnenfahren“, so Clustermanager Ingo Olschewski. Im äußersten Fall leitet das Auto selbst eine Notbremsung ein. Zusammen mit Gurt und Airbag trägt die aktive Sicherheit letztendlich auch zur passiven Sicherheit bei – beim Fahrer und bei anderen Verkehrsteilnehmern.
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