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Die Kleine schneidet Großes

Wasserstrahlschneiden: Kleine Anlagen liegen im Trend
Die Kleine schneidet Großes

Bystronic hat vor etwa einem Jahr sein Portfolio an Wasserstrahlschneidmaschinen um eine „kleine“ Maschine, die Byjet Smart, erweitert. Einige Details wie ein Rahmen aus Verbundwerkstoff, ein Strahlfangbecken aus Stahlbeton oder ein Linearantrieb der Brücke kennzeichnen die Maschine.

Auslegermaschinen zum Wasserstrahlschneiden sehen auf den ersten Blick ungewöhnlich aus, bieten aber den großen Vorteil, von drei Seiten zugänglich zu sein und auch mal Material schneiden zu können, das über den Arbeitstisch hinausragt. Als Midrange Maschinen mit abgespeckter, aber hochwertiger Ausstattung zum günstigen Preis gehören sie zum Portefolio vieler Anbieter. „Die ByJet Smart ist eine solche Maschine mit einerseits bewährter und andererseits innovativer Technik, die zu einem sehr günstigen Preis angeboten wird“, sagt Michael Merkle, Mitglied der Bystronic Gruppenleitung.

Und tatsächlich haben die Entwickler der Schweizer Bystronic AG in Niederönz die Maschine mit einigen ungewöhnlichen Eigenheiten und Ideen ausgestattet. Die Neuerungen in der Maschine, die Mitte 2011 vorgestellte wurde, haben nach einem Jahr Testlauf jetzt ihre Wassertaufe bestanden. Und es spricht für sich, dass die Tester der Genthner SystemTechnologie im Baden-Württembergischen Birkenfeld-Gräfenhausen die kleine Wasserstrahlschneidmaschine mittlerweile in ihren Maschinenpark integriert haben. „Die ByJet Smart arbeitet zuverlässig und ist dazu noch sehr günstig“, sagt Ronny Retzlaff, Betriebsleiter Wasserstrahlschneiden, „deshalb haben wir sie nach der Testphase gekauft.“ Und die Testbedingungen waren nicht einfach. Im Unternehmen musste sich die Maschine dem direkten Vergleich mit zwei hochproduktiven Anlagen, einer ByJet und einer ByJet Pro, beide mit Wechseltisch und vier Schneidköpfen, stellen.
Die Innovationen in der ByJet Smart fangen schon beim Aufbau und den Materialien an. Die Bystronic-Entwickler kamen im Bereich Wasserstrahlschneiden als erste auf die Idee, beispielsweise stark dämpfende Verbundwerkstoffe für den Rahmen einzusetzen, ähnlich wie sie in Fräsmaschinen genutzt werden. Auch der für das Strahlfangbecken eingesetzte Stahlbeton ist stark dämpfend, zudem günstig und ungewöhnlich. Der Einsatz der Hightech-Materialien ist dabei nicht nur qualitativ besser, sondern auch noch günstiger. Zusammengenommen kommt die Maschine auf ein Gewicht von etwa 4,7 t und hat damit schon von sich aus die notwendige Steifigkeit im Rahmen. Mit einem Fundamt muss sie nicht verdübelt werden.
Gewicht, das im Rahmen zur Dämpfung und Stabilität beiträgt, wurde in den bewegten Teilen eingespart. Die Brücke ist eine Kombination aus einem bewährten Bystronic Brückenprofil mit einer Leichtbauverstärkung. Letztere hat es zugelassen, dass die Auslegermaschine zwei Z-Achsen und also zwei Schneidköpfe tragen kann, ohne dass sich der Auslegerarm dabei über Gebühr durchbiegen. Die eingesetzten ein oder zwei Schneidköpfe arbeiten dabei mit einer zuverlässigen Höhenabtastung.
Dass zwei Schneidköpfe auch an einer kleinen Wasserstrahlschneidanlage sinnvoll sind, kann Ronny Retzlaff mittlerweile bestätigen. Dem Betriebsleiter Wasserstrahlschneiden zufolge läuft die Maschine heute 50 % ihrer Zeit mit beiden Köpfen. Die Schneidbrücke ist mit einem Linearmotor ausgestattet, der für Genauigkeit und Schnelligkeit sorgt. Diese im Wasserstrahlschneidbereich ungewöhnliche Lösung erweist sich gerade an dieser Stelle zudem als wartungsarm. Dass die Byjet Smart dennoch langsamer positioniere als eine Byjet Pro, ist im Testlauf nach Ronny Retzlaff nur bei Aufträgen mit vielen Teilen und Einstichen ins Gewicht gefallen. Denn trotz allem sei „die Byjet Smart die Auslegermaschine mit der höchsten Positioniergeschwindigkeit am Markt“. Sie erreicht Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 20 m/min.
Die Midrange Maschine wird nicht nur zu einem günstigen Anschaffungspreis angeboten, auch die Betriebskosten halten sich in Grenzen. So sind die Energie und Wartungskosten für das Herzstück der Maschine – eine neu entwickelte 3-Plunger-Pumpe mit einem sehr hohen Wirkungsgrad – gering. „Die neue Pumpengeneration ist klasse“, sagt Ronny Retzlaff. Während der sechsmonatigen Testphase seien lediglich die Berstscheiben kaputt gegangen. „Im Verlauf eines solchen Tests ist das aus meiner Sicht nichts“. Als Beispiel für die Standfestigkeit der Pumpe beziehungsweise des Gesamtsystems nennt er einen Großauftrag, bei dem 20 mm dicke Stahlbleche geschnitten werden mussten und der mit allen drei Maschinen mannarm über das Wochenende bearbeitet wurde. Die Byjet Smart sei dabei die einzige Anlage gewesen, die ohne Mucks von Freitagabend bis Montagvormittag durchgearbeitet habe. Zudem ist das Maschinenkonzept robust sowie auf das Wesentliche konzentriert und gewährleistet auf diese Weise einen günstigen Unterhalt. Das fängt beim Energieverbrauch an, resümiert Ronny Retzlaff, und hört bei der Zuverlässigkeit nicht auf. Denn damit verlängerten sich die Serviceintervalle und ungewollte Stillstände kämen nicht vor.
Die Anlage ist mit ihrer Bauweise und einer Stellfläche von gerade einmal 30,6 m2 (6,8 m x 4,5 m) kompakt. Dazu tragen die durchdachte Architektur des Sicherheitskonzepts, die Anordnung aller Elemente sowie die reduzierte Baugröße der Schlüsselkomponenten bei. Insbesondere das Sicherheitskonzept mit einem geschützten Teilbereich und der Zugänglichkeit zum Schneidbecken durch die Lichtschranken ist eine für diese Klasse gute Lösung.
Die Maschine wurde in ihrer Testphase nicht geschont und habe sich über die Zeit als konstant und durchdacht erwiesen. Die Schnittqualität sei in jedem Fall gleichwertig mit den Ergebnissen auf den großen Maschinen. Mittlerweile ist die Byjet Smart bei Genthner System Technologie voll in die Produktion eingebunden. Durchschnittlich wird sie 6 h pro Tag effektiv zum Schneiden eingesetzt. Bei rund 260 Arbeitstagen sind das jährlich etwa 1560 Schneidstunden. Damit liegt man bereits 30 % über den kalkulierten 1200 Schneidstunden. Und weil die Maschine diese Leistung mit großer Konstanz abliefert errechnet sich ein günstiger Stundenansatz. Zudem habe sich schon bei der Installation gezeigt, dass die Anlage einfach zu handhaben sei. Keine zwei Tage nach der Anlieferung habe man bereits die ersten Teile geschnitten.
Und das gilt auch bei der täglichen Bedienung. Gesteuert wird die Maschine über einen Touchscreen des Bedienterminals. Die Pumpe könne theoretisch gleich mit Volldampf loslegen, sagt Ronny Retzlaff, aber man fahre sie innerhalb von etwa zwei Minuten in kleinen Schritten hoch.
Die typischen Kunden der Byjet Smart, so Michael Merkle, seien in Mittel- und Nordeuropa vermehrt Einsteiger ins Wasserstrahlschneiden, vor allem Firmenneugründungen. Hinzu kommen Schlossereien, die ihre bisherigen Prozesse um das Wasserstrahlschneiden ergänzen wollen und Betriebe, in denen viel gefräst und gedreht wird. Eine weitere Zielgruppe sind klassische Laserkunden, die auch dickeres Aluminium oder Buntmetalle schneiden wollen. Und dazu komme noch der günstige Preis für eine gute Maschine, der vor allem in Asien und Amerika häufig entscheidend sei. „Interessanterweise haben wir die erste ByJet Smart in die USA und die zweite nach China verkauft. Die Welt verändert sich.“
Gut und günstig – hausintern spricht man bei Bystronic in Sachen Byjet Smart manchmal von einer Swatch des Maschinenbaus. Und bei den Uhren aus der Schweiz war das Design ein wesentliches Kriterium für den Erfolg. Das ist auch bei Wasserstrahlschneidmaschinen nicht unwichtig. „Das Design“, sagt Ronny Retzlaff, „ist echt sportlich, bis jetzt hat es noch jedem gefallen.“
Volker Albrecht Fachjournalist in Bamberg
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