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Auf die Frage nach dem wichtigsten Trend lauten die Antworten unisono: der Kampf gegen den Fachkräftemangel. Am deutlichsten drückt es Jens Gauder von Lorch aus: „Kaum ein Schweißbetrieb findet ausreichend viele Schweißer und es ist davon auszugehen, dass diese Lücke noch deutlich größer wird.“
Die Equipment-Hersteller tun alles, um diese „Schweißerlücke“ mit technischen Mitteln aufzufangen. Boyan Ivanov etwa bringt es für sein Unternehmen so auf den Punkt: „EWM baut sukzessive das Angebot im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung aus“. Ähnliches äußern die Wettbewerber.
Den Schweißermangel gibt es schon länger. Doch die Brisanz ist stark gestiegen. Nur so ist es zu erklären, dass er jetzt im Mittelpunkt der Agenden steht. Dass zur Schweissen & Schneiden (SuS) vor sechs Jahren alle Blicke auf die Digitalisierung gerichtet waren („Industrie 4.0“), hilft dabei für Lösungen.
Digitalisierung hilft im Fachkräftemangel
Gefragt nach den seither entscheidendsten Fortschritten für schweißende Betriebe, meint Ivanov: „Unsere Kunden profitieren von unserem Welding-4.0-System Xnet, auf das wir uns in den letzten Jahre stark fokussiert haben. Damit lassen sich Schweißgeräte vernetzen und zahlreiche Dokumente digital erstellen. Darüber hinaus haben wir die Schweißprozessregelung optimiert.“
Und Stephan Pittner von Cloos antwortet: „Auf der letzten Schweissen & Schneiden haben wir unsere Digitalisierungsplattform C-Gate vorgestellt. Mittlerweile setzen viele Kunden diese Lösung in ihrer Fertigung ein und steigern so die Performance.“ Via OPC-UA-Schnittstelle können die Schweißanlagen auch in bestehende Systeme integriert werden.
Remote Service wird möglich
Auf der Messe stellt Cloos als Neuheit die Digitalisierungsplattform Qnect vor. Sie integriert sämtliche digitale Lösungen und schafft eine ganzheitliche Schnittstelle zum Kunden, um beispielsweise Servicemeldungen abzusetzen oder Updates zu organisieren. Lorch wiederum präsentiert eine neue Generation Stromquellen, die neben größerer Transparenz künftig „Over-the-Air Upgrades“ und Remote Service ermöglichen.
Fronius verweist in der Umfrage auffälligerweise nicht auf die nun möglichen Vernetzbarkeiten. Das mag daran liegen, dass der Anbieter schon vor zehn Jahren die volldigitale Schweißgeräteplattform TPS/i eingeführt hatte, die ihm seither als Basis für Industrie-4.0-Features dient.
Einfaches Bedienen wichtig
Harald Scherleitner von Fronius hebt dagegen einen anderen Aspekt hervor, der den schweißenden Betrieben mit Personalmangel hilft: „Wir bieten den Kunden digitale und leicht bedienbare Lösungen an, um die Schweißqualität zu sichern. Mit unseren Systemen können sowohl Schweißanfängerinnen und -anfänger als auch Profis arbeiten.“ Etwa beim WIG-Schweißen ermögliche die iWave-Geräteserie mit Software selbst Amateuren, „perfekte Nähte zu ziehen“.
Die Digitalisierung hilft auch automatisieren. Alle vier Experten betonen, dass sie Lösungen für automatisiertes Schweißen von Stückzahl 1 bis zur Großserie anbieten, vom Cobot bis zu „Roboterzellen mit 2-Stationen-Konzept“, wie Stephan Pittner von Cloos sagt. Mit der Software „Qirox RoboScan“ könnten Nutzer in kürzester Zeit Programme für Losgröße 1 erstellen. Pittner berichtet auch, dass die Nachfrage nach „hochkomplexen, verketteten Fertigungssystemen“ steige.
Cobots können automatisiert schweißen
Der Cobot indes wird als niederschwelliger Einstieg in das automatisierte Schweißen angesehen. Alle vier Anbieter halten Lösungen parat.
Jens Gauder sieht den modularen Lorch-Ansatz „Cobot Welding World“ gar als entscheidendsten Fortschritt für die Kunden seit letzter SuS: „Unsere Cobotronic-Software ermöglicht es in wenigen Tagen, ein Universalwerkzeug zum produktiven Schweißroboter zu machen, der in die Wertschöpfungskette integriert ist.“