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Kanban-Regal füttert Roboter

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Neue Automationslösungen, ein individuell konfigurierbarer Home-Bildschirm sowie spannende Anwendungen zählten zu den Highlights der Hausausstellung bei Hermle. ❧

Mona Willrett

Mit vielen interessanten Anwendungsbeispielen und vorsommerlichem Wetter begrüßte Hermle in diesem Jahr die Besucher der traditionellen Hausausstellung in Gosheim. Mehr als 2900 Gäste – 1100 davon reisten aus über 30 Ländern an – bedeuteten einen neuen Besucherrekord. Franz-Xaver Bernhard, Vorstand für Vertrieb, Forschung und Entwicklung, rechnet nach dem erfolgreichen Vorjahr auch 2018 mit guten Geschäften. Die Basis dafür sollen – neben den Fräszentren der Performance und der High Performance Line – modulare und für die hauseigenen Bearbeitungszentren konzipierte Automationsmodule bilden. Zahlreiche Maschinen im Technologiezentrum waren entsprechen ausgestattet und wurden unter Produktionsbedingungen vorgeführt.

Auf großes Interesse der Besucher stieß unter anderem das Robotersystem RS 2 Kombi mit Kanban-Speicher, das an ein 5-Achsen-Bearbeitungszentrum C 32 U dynamic adaptiert war. Der individuell auslegbare Regalspeicher umfasste Greiferablageplätze, Werkzeugzusatzspeicher sowie Plätze für Paletten und Werkstücke auf Matrizen. Ein Kanban-Magazin für kubische und zylindrische Werkstückrohlinge war ebenso integriert wie ein Rüstplatz mit zusätzlichem Bedienpult. Der Roboter kann mit einem Türsystem vom Bearbeitungszentrum abgekoppelt werden, so dass der Bediener direkten Zugang zum Arbeitsraum hat, während der Roboter weitere Maschinen beschickt. Mit der Anlage demonstrierte die Hermle-Tochter HLS (Hermle-Leibinger Systemtechnik) viele Möglichkeiten der Speicherbevorratung, des Paletten- und Greiferhandlings sowie der komplexen Automatisierung von Fräszentren.

HS flex wird zum Multipalettensystem

Weitere Highlights waren die erweiterten Funktionen des Handlingsystems HS flex sowie der Hermle Home-Bildschirm. Durch die Möglichkeit eines Greiferwechsels wird das HS flex jetzt zum Multipalettensystem, das unterschiedliche Palettensysteme – etwa Erowa MTS und ITS 148 – handhaben kann und so noch mehr Flexibilität bietet. Gesteuert wird das HS flex wie andere Automatisierungslösungen des Hauses über das Hermle-Automation-Control-System (HACS). Dank neuer Softwarefunktionalität ist es nun möglich, Paletten im Einzelfall zu überbauen und damit ein noch breiteres Werkstückspektrum zu bevorraten.

Beim Hermle Home-Bildschirm kann der Nutzer die wesentlichen Inhalte individuell konfigurieren. In Kombination mit den Software-Systemen HACS und HIMS können auch auftragsrelevante Infos oder die Daten anderer, entsprechend ausgestatteter Hermle-Maschinen eines Workshops angezeigt werden. Dadurch hat der Bediener vor allem bei der Mehrmaschinenbedienung eine zentrale Übersicht, was wiederum der Produktivität zugute kommt. Der Home-Bildschirm soll ab Sommer bei allen Hermle-Maschinen serienmäßig zur Verfügung stehen.

Diese Lösungen sieht Franz-Xaver Bernhard als weitere Bausteine hin zu Industrie 4.0. Denn: „Eine Fabrik, die smart werden will, muss zuvor auf hohem Niveau automatisiert sein.“ Doch auf dem Weg zur praxisgerechten digital vernetzten Fertigung sieht er – gerade für Einzelteilfertiger, Werkzeug- und Formenbauer oder Job-Shopper – noch einige Herausforderungen. Dazu zähle auch die wachsende Bürokratie: „Wo wir früher schnell eine Lösung absprechen und umsetzen konnten, sind wir heute gezwungen, zuerst Prozesse, Zuständigkeiten, Rechte und Pflichten zu definieren und schriftlich festzuhalten.“ Hinzu komme die Schwierigkeit, technische Möglichkeiten mit der rechtlichen Situation zu synchronisieren. Hier mahnt er die Gesetzgeber: „Viele grundlegende Fragen bedürfen noch der Klärung!“

Die Leistungsfähigkeit und mögliche Einsatzgebiete ihrer Bearbeitungszentren demonstrierten die Gosheimer mit spannenden Anwendungsbeispielen. So wurde etwa aus einem 90 kg schweren Aluminiumblock ein filigraner Eifelturm hergestellt, das Hartmetallgehäuse einer Armbanduhr gefertigt oder ein Peltonschaufelrad für die Wasserkraftindustrie mit einem Durchmesser von 1 m gefräst. Für die Unterhaltung der Gäste sorgte unter anderem eine Maschine, die aus einem Aluminiumblock eine Panflöte fertigte und dann mittels Druckluft darauf „Freude schöner Götterfunken“ spielte.

Mit einer 700 kg schweren generativ gefertigten und mit zahlreichen inneren Kühlkanälen versehenen Matrize fürs Warmumformen von Karosseriebauteilen präsentierte sich die Hermle Maschinenbau GmbH. Das Tochterunternehmen stellt als Dienstleister anspruchsvolle Bauteile mittels MPA-Technologie (Metall-Pulver-Auftragsverfahren) her. Im Lauf des Jahres will Hermle auf der Basis eines C42-BAZ den Prototyp einer neuen MPA-Anlage in Betrieb nehmen und später mit weiteren Anlagen die Kapazitäten ausbauen. „Der Prozess läuft in einem engen Fenster sehr gut und zuverlässig“, sagt Bernhard. Die Parameter in diesem Fenster zu halten, erfordere allerdings viel Expertenwissen.

Neu waren für viele Besucher der Hausmesse auch die vergrößerte Halle 6 für die spanende Fertigung in Gosheim sowie die im vergangenen Jahr in Betrieb genommene Mineralgussfertigung in Zimmern o.R.

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