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„Keine technischen Revolutionen in Sicht“

VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer zur Situation der Werkzeugmaschinen-Branche
„Keine technischen Revolutionen in Sicht“

„Keine technischen Revolutionen in Sicht“
Den Werkzeugmaschinenbauern Deutschlands geht´s nach wie vor gut, sagt Dr. Wilfried Schäfer. Der Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW), Frankfurt/M., rechnet zur AMB mit vielen optimierten Maschinen, nicht mit Revolutionen. §

Autor: Das Interview führte Haider Willrett

Herr Dr. Schäfer, welche Auswirkungen haben die Ereignisse in Russland und der Ukraine auf das Geschäft ihrer Mitglieder?

Unsere Exporte nach Russland werden stark behindert. Natürlich spielen dabei auch Währungsaspekte eine Rolle, beispielsweise ungünstige Wechselkurse, die unsere Produkte verteuern. Aber das Hauptproblem ist ein politisches. Viele unserer Ausfuhranträge werden einfach nicht bearbeitet. Sie werden nicht abgelehnt, sie bleiben einfach liegen – oft so lange, bis der Kunde seinen Auftrag zurückzieht. Unsere russischen Kunden verstehen dieses verdeckte Embargo nicht. Sie akzeptieren nicht, dass dadurch ihre Geschäftstätigkeit behindert wird. Das große Problem ist, dass sie uns als Lieferanten für unzuverlässig halten. Viele haben sich umorientiert und bei Wettbewerbern – vorwiegend aus Asien – gekauft. Dadurch leiden über Jahre aufgebaute, gute Beziehungen, und es besteht die Gefahr, dass wir diese Kunden dauerhaft verlieren.
Wie geht es dem deutschen Werkzeugmaschinenbau derzeit im Allgemeinen?
Im Schnitt geht es der Branche unverändert gut. Unsere Prognose eines Produktionswachstums von rund drei Prozent scheint angesichts der Auftragsbestände zur Jahresmitte bereits gesichert.
Gibt´s Unterschiede zwischen den Teilbranchen?
Hinsichtlich des Auftragseingangs differenzieren wir die spanenden und die spanlosen Maschinen nicht. Ich kann nur sagen, dass der AE in beiden Bereichen positiv ist.
Welche Erwartungen haben Sie hinsichtlich des kommenden Jahres?
Für 2015 möchten wir derzeit noch keine Prognose abgeben.
Mit welchen technischen Themen beschäftigen sich die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller aktuell?
Alle versuchen, ihre Produkte in den für sie besonders relevanten Bereichen weiter zu verbessern. Für den Einen ist das die Produktivität, für andere die Qualität, die Präzision oder die Ergonomie. Auch mit der Energieeffizienz werden wir uns weiter auseinandersetzen müssen. Es sind die bekannten Themen, die uns schon länger begleiten. Einen großen neuen Trend sehen wir derzeit nicht. Das gilt auch mit Blick auf die AMB.
Wie wird Industrie 4.0 den Werkzeugmaschinenbau künftig beeinflussen?
Das wird derzeit zwischen den großen Verbänden, der Wissenschaft und den Unternehmen diskutiert. Es ist vergleichbar mit einem großen, bunten Strauß an Möglichkeiten, aus dem jeder das für ihn Wichtige und Richtige auswählen muss. Es geht ja nicht mehr nur um das Internet der Dinge. Inzwischen kommt ja auch noch das Internet der Dienste dazu. Wir werden das in den kommenden Wochen und Monaten noch ausgiebig diskutieren müssen, was das für uns bedeutet und welche Auswirkungen das auf unsere Arbeit und unsere Produkte hat.
Welche Bedeutung hat das Thema Energieeffizienz für die Hersteller und die Kunden?
In beiden Fällen eine sehr gemischte. Große Kunden, insbesondere aus der Automobilindustrie, haben vielfach Energieeffizienzziele formuliert. In der Folge gehen sie sukzessive und gezielt vor und stellen auch die entsprechenden Anforderungen an die Maschinenbauer. Die Bereitschaft, den Mehraufwand auch finanziell zu honorieren, mag in Einzelfällen gegeben sein, in der Regel besteht sie eher nicht. Bei den Verhandlungen geht es vorwiegend um die zentralen Aspekte eines Investitionsvorhaben, etwa das Bearbeiten neuer Werkstoffe oder effizientere Fertigungsprozesse. Die Energieeffizienz hat da meist eher zweite oder dritte Priorität.
Wie ist der Stand bei den geplanten EU-Richtlinien zum Energieverbrauch von Werkzeugmaschinen?
Vor einigen Wochen haben die von der Kommission beauftragten Berater ihre Ergebnisse abschließend präsentiert. Sie sind – freundlich gesagt – wenig sinnvoll. Darin waren wir uns mit den Vertretern der Länder einig. Dieses Dossier liegt nun, zusammen mit unseren Vorschlägen zur Selbstregulierung der Branche bei der Kommission, die aber noch keine Entscheidung getroffen hat. Und zu welchen Schlüssen die Verantwortlichen kommen werden, lässt sich derzeit noch kaum abschätzen.
Was erwarten Sie von der AMB?
Wir erhoffen uns eine gute Kundenresonanz. Die AMB spricht überwiegend den Inlandsmarkt an. Insofern wäre es für uns wichtig, das Signal zu bekommen, dass in den verschiedenen Kundenbranchen Investitionsbereitschaft besteht. •
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