Technische Keramik ist ein Problemlöser-Material und könnte viel häufiger eingesetzt werden, wären da nicht die hohen Fertigungskosten und Lieferzeiten. Lapp Insulators Alumina bietet eine Alternative an: Erodieren aus Halbzeugen.
Holger Wampers ist General Manager „New Business Development“ bei der Lapp Insulators Alumina GmbH. Auf der Hannover Messe hielt er die Zeit für reif, das neue Geschäftsmodell vorzustellen, mit dem die Redwitzer so manchem Beschaffungs- und Entwicklungs-Engpass bei Anwendern entgegen wirken könnten: „Wir erodieren die Keramikteile aus Halbzeugen. Bei dieser Methode haben wir den Weg über Grünling, Sintern und Nachbearbeiten – also den aufwändigen keramischen Herstellprozess – schon hinter uns.“
Somit gelingt es Lapp, kleine Aufträge statt in Keramik-üblichen mehrwöchigen Lieferzeiten in einer Woche abzuarbeiten, „notfalls in drei Tagen“, so Wampers – ideal, wenn es um Prototypen oder Kleinserien geht.
Damit die Teile durch Draht- und Senkerodieren gefertigt werden können, muss die Keramik natürlich leitfähig sein. Kein Nachteil für Maschinenbau-Anwendungen, bei denen es auf Härte und Verschleißresistenz ankommt. Schon eher mussten sich die Lapp-Leute selbst an die Leitfähigkeit gewöhnen, führen sie doch „Insulators“ im Firmennamen.
Der Vorteil des Verfahrens sind die geringeren Kosten, die Genauigkeit auf 5 µm, noch mehr aber die schnelle Fertigung. Das zeigt sich beim Vergleich mit der konventionellen Herstellung durch Schleifbearbeitung: Erodieren von Keramik dauert zwar doppelt so lange wie von Stahl, doch Schleifen dauert 30 Mal so lange (und ist daher auch so teuer).
Kommt das Keramik-Erodieren in Schwung am Markt, will Wampers das Modell ausbauen: Er verhandelt mit Lizenzgebern, um neben Siliziumnitrid auch Aluminium- und Zirkonoxid verarbeiten zu können. Eine Herausforderung wird noch sein, die Schnittparameter so einzustellen, dass die geforderten Oberflächengüten mit möglichst wenigen Schlicht-Schnitten erreicht werden. os
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