Nein, nicht dass viele den Nutzen konturnaher Kühlung nicht sehen, ist das Problem, sondern dass sie die beste Methode dafür nicht ergreifen: das Rapid Tooling. Denn damit lassen sich Zykluszeiten oftmals radikal senken – so jedenfalls sieht es Lasersinter-Spezialist EOS.
Augustin Niavas hat es nicht leicht. Er ist Business Development Manager Tooling bei der EOS GmbH, Krailling. Seine Aufgabe verfolgt er mit Leidenschaft. Aber immer wieder stößt er auf zwei Probleme.
Das kleinere: Viele denken bei den Maschinen von Lasersinter-Pionier EOS an den Bau von Prototypen oder an die generative Serienfertigung von Teilen („e-manufacturing“ bei EOS). Weniger bekannt ist, dass EOS mit seiner Anlage Eosint M 270 und den zugehörigen Legierungen voll und ganz auch auf das Metall-Lasersintern für den Werkzeugbau eingestellt ist. DMLS oder „Direktes Metall Laser-Sintern“ nennen es die Kraillinger. Die fehlende Bekanntheit ist sicher ein Problem(chen). Aber wie gesagt, das kleinere.
Das größere: Potenzielle EOS-Kunden sind die Formenbauer. Sie wissen am ehesten, dass generativ gefertigte Werkzeugeinsätze mit konturnahen Kühlkanälen die Zykluszeiten drastisch drücken können. Doch die Spritzgießer wissen es oft nicht. Sie schauen in der Regel primär auf den Preis des Werkzeuges – und dann hat das Metallsintern schnell verloren. Obwohl es durch verringerte Zykluszeiten viel Geld sparen könnte.
Nicht in jedem Fall ist das so. Aber häufig. Es kommt auf die Anwendung an. Niavas hat ein Paradebeispiel dafür auf die Kunststoffmesse Fakuma im Herbst mitgebracht, das von der Kunststoffspritzerei Polymold in Pähl/Obb stammt. Es handelt sich um einen gespritzten Kunststoff-Becher mit blumenförmigem Querschnitt, der sich nach oben weitet. Mit wirklich konturnahen Kühlkanälen war der dafür benötigte Kern nur durch Metall-Lasersintern zu realisieren. Resultat: Die Zykluszeit verkürzte sich von 24 auf 14 s, wie Polymold verdeutlichte.
Eigentlich typisch: Es ging um das Optimieren eines bestehenden Werkzeuges. Selten wird an DMLS von Anfang an gedacht. Augustin Niavas überlegt: „Vielleicht in 90 Prozent unserer Projekte geht es darum, Werkzeuge zu optimieren“, schätzt er. Oft kommt der Gedanke an DMLS erst dann auf, wenn ein Prozess nicht zufriedenstellend läuft. Dann fragt man sich: Könnte ein generativ gefertigter Werkzeugeinsatz vielleicht zu besseren Ergebnissen führen?
Niavas jedenfalls ist überzeugt davon, dass dies oft der Fall wäre. Aber wie die Spritzgießer davon überzeugen, die für ihre Werkzeuge natürlich nicht zu viel bezahlen wollen? „Mir ist schon einmal eine verrückte Idee gekommen“, berichtet der Tooling-Manager von EOS. „Der Werkzeugbauer rechnet mit dem Verarbeiter zunächst nur die Kosten für ein konventionelles Werkzeug ab. Nach drei Monaten werden dann die Kostenvorteile geprüft, die der lasergesinterte Werkzeugeinsatz bringt“ – und fortan aufgeteilt oder nachberechnet. Doch diese „verrückte Idee“ hat Niavas gleich wieder verworfen. Denn wie soll sich das objektiv feststellen lassen? Zu welcher Transparenz müsste der Spritzgießer bereit sein? Und wie vorfinanzieren? Undenkbar eigentlich. So bleibt eben doch nur die Überzeugungsarbeit übrig.
EOS zog daher mit Partnern auf die Fakuma: BKL, Ecoparts, LBC und Polymold. Werkzeugbauer, die von der Werkzeugkonstruktion über die Spritzgieß-Simulation bis zum Produkt alles im Angebot haben. Und die sich dem Metall-Lasersintern verschrieben haben. „Wir sind überzeugt, dass dieses Verfahren entscheidende wirtschaftliche Vorteile in der Spritzgusstechnik bringt“ sagt etwa Polymold-Chef Josef Irion.
Olaf Stauß olaf.stauss@konradin.de
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