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Mit sportlichem Eifer an jede Herausforderung

Lohnfertiger setzt für kleine Lose und Einzelteile auf flexibel automatisiertes Bearbeitungszentrum
Mit sportlichem Eifer an jede Herausforderung

Fertigungstechnik | Mit einer vollautomatisierten Fertigungszelle von Mazak produziert Rauer komplexe Werkstücke für unterschiedliche Branchen in kleinen Stückzahlen. Unter anderem die Flexibilität der Anlage verschafft dem Lohnfertiger einen Wettbewerbsvorteil. §

Autor: Mona Willrett

Manfred Rauer fuhr früher Radrennen. Aus Leidenschaft zum Sport und um sich auch technisch die ideale Basis für den Erfolg zu schaffen, fertigte der Tüftler Rennrahmen und mechanische Teile selbst. „Lohnfertigung war aber auch schon damals ein wichtiges Thema für mich“, sagt der Unternehmer heute. Logisch, dass die ersten Kunden aus dem Radsport kamen.

1993 gründete der Perfektionist die M. Rauer CNC-Zerspanungstechnik, die heute in Wyhl rund 40 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der Lohnfertigung fand der junge Betrieb schnell ein zweites Standbein: Rauer entwickelt und fertigt eigene Trainingsgeräte für die Physiotherapie. Heute beliefern die Badener zudem die unterschiedlichsten Branchen – vom Maschinenbau und der Medizintechnik über die Fahrrad-, Leuchten- und Druckindustrie bis hin zur Antriebs-, Steuerungs- oder Messtechnik.
Wie im Sport hat sich Manfred Rauer auch im Geschäftsleben neuen Herausforderungen immer gestellt – egal ob es um für ihn neue Fertigungsverfahren, das Zerspanen komplexer Teile, anspruchsvolle Kunden oder die Montage ganzer Baugruppen ging. Aufwändige Werkstücke lassen sich jedoch nur dann flexibel, schnell und wirtschaftlich bearbeiten, wenn sich die Fertigungstechnik auf dem neusten Stand befindet. In diesem Sinne investiert Rauer permanent. So wurde etwa im September 2013 ein automatisiertes Horizontal-Bearbeitungszentrum des Typs Nexus (HCN) 5000 II von Mazak installiert. Die Automation erfolgt über ein zweistöckiges Paletten-System mit zwölf Plätzen, ebenfalls von Mazak. Dieses Palletech genannte System ist für die Anforderungen heutiger Fertigungsbetriebe konzipiert. Durch seine Flexibilität lassen sich selbst kleine Lose oder Einzelteile wirtschaftlich herstellen. Passend zu Bedarf und Budget können Kunden zwischen den Versionen Palletech Manufacturing Cell (eine Ebene) oder Palletech High Rise mit zwei oder drei Ebenen wählen. Das System ist bei steigenden Produktionsvolumina in der Länge erweiterbar.
Der Werkzeugspeicher des Bearbeitungszentrums von Rauer bietet Platz für 270 Tools. „Ein großes Magazin ist wichtig, um eine möglichst hohe Flexibilität bei wechselnden Werkstücken zu gewährleisten“, betont der Chef. Materialmäßig wird auf der Anlage alles bearbeitet, was sich zerspanen lässt – von Kunststoffen über Buntmetalle und Aluminium bis hin zu Stählen. Schwer zerspanbare Werkstoffe seien insofern etwas problematischer, als die Spezialisten in Wyhl darauf achten, nur absolut prozesssichere Werkstücke vollautomatisiert zu bearbeiten. So reduzieren sie das Risiko von ungeplanten Stillstandszeiten auf ein Minimum.
„Um eine möglichst hohe Effizienz zu erreichen, sollten die Teile zudem eine gewisse Laufzeit haben und wiederkehrend sein“, sagt Rauer. Manche Werkstücke würden einmal alle zwei Jahre geordert, andere dafür vier- bis sechsmal pro Jahr. Die Losgrößen lägen zwischen einem und rund 500 Teilen. Aber auch hier gehe der Trend dahin, dass die Kunden öfter kleinere Lose abrufen und dann eine Just-in-Time-Lieferung erwarten. „Das lässt sich nur realisieren, wenn man über sehr flexible Maschinen verfügt.“
Zu den Merkmalen des HCN 5000 II gehören diverse Funktionen, die helfen, die Leistung der Maschine auszuschöpfen, die Produktivität zu pushen und die Bearbeitungsgenauigkeit zu verbessern. Beispiele dafür sind die Active Vibration Control (AVC), die beim Beschleunigen und Verzögern der Achsen entstehende Schwingungen reduziert, das Intelligent Themal Shield (ITS), das den Wärmeversatz reguliert, das Intelligent Safety Shield (ISS) zum Vermeiden von Kollisionen im Arbeitsraum, die Intelligent Performance Spindle (IPS), die unerwartete Maschinenstillstände vermeiden und so die Produktivität steigern soll, oder der Mazak Voice Adviser (MVA), der den Anwender mittels akustischer Meldungen informiert. Spindelseitig hat der Kunde die Wahl zwischen der Standardausstattung – einer Spindel, die mit 18 000 min-1 rotiert und ein Drehmoment von 168 Nm liefert – sowie einer 12 000 Touren schnellen und 300 Nm starken Spindel. Große Sichtfenster, die schwenkbare Bedieneinheit und ein gut zugänglicher Wartungsbereich sorgen für Bedienerfreundlichkeit.
Die Wyhler setzen mit dem HCN 5000 bereits seit sechs Jahren das Vorgängermodell des Zentrums ein, allerdings nur mit einem Wechsler für zwei Paletten. „Insofern hielt sich die Einlernphase in Grenzen. Zumindest, was das Zentrum selbst angeht“, erinnert sich Rauer. „Bis das Palletech-System perfekt organisiert läuft, ist schon ein gewisser Anlaufzeitraum nötig.“ Entscheidend sei dabei auch ein gutes, durchgängiges 0-Punkt-Spannsystem. Wenn alle Voraussetzungen gegeben sind, dann sei mit einer solchen Anlage ein Nutzungsgrad über 90 % absolut realistisch.
Manfred Rauer berichtet, er tausche ältere Maschinen vielfach nicht deshalb gegen modernere aus, weil sie nicht mehr genau genug seien oder bestimmte Teile nicht herstellbar wären, sondern weil die neuen Modelle deutlich wirtschaftlicher sind. „Unsere Kunden stellen immer höhere Anforderungen, sind aber nicht bereit, dafür auch mehr zu bezahlen. Das zwingt uns permanent, unsere Effizienz zu steigern.“ Wer hier nicht mitziehe, laufe Gefahr, den Anschluss zu verlieren.
In diesem Zusammenhang gewinne auch die externe Programmierung, die Arbeitsvorbereitung im Büro, zunehmend an Bedeutung. Das Einfahren aufwändiger Teile sei oft dennoch erforderlich. „Immer wieder ordern Kunden ein angeblich bekanntes Teil. Dann zeigt sich aber, dass es sich um eine neue Version mit kleinen Änderungen handelt, und schon kann die Prozesssicherheit in Frage gestellt sein“, berichtet Rauer. Auch in solchen Fällen sei die neue Anlage hilfreich. „Im schlimmsten Fall holen wir den Job von der Maschine, und während der Prozess im Büro optimiert wird, bearbeitet die Anlage einen anderen Auftrag.“
Eine wichtige Voraussetzung, um ein solches Fertigungssystem wirtschaftlich zu betreiben, sind laut Manfred Rauer qualifizierte Mitarbeiter im Technischen Büro. „Diese Anlage braucht Futter. Wenn die Arbeitsvorbereitung nicht in der Lage ist, die nötigen Programme zu liefern, brauchst du über eine solche Investition nicht nachdenken.“ Einfache Programmieraufgaben lässt er dennoch an der Maschine durchführen – so will er die Bediener fachlich fit und motiviert halten. Derzeit läuft die Anlage 2-schichtig, es sei aber geplant, sie auch in einer dritten, unbemannten Schicht durchlaufen zu lassen.
In der Fertigungshalle in Wyhl arbeiten fast ausschließlich Mazak-Maschinen. Im Zuge des Firmenaufbaus suchte der ehemalige Radrennfahrer die richtige Ausrüstung, um seine Pläne umzusetzen. „Wie das so ist: Man spricht mit Bekannten und fragt nach deren Erfahrungen.“ Dabei sei immer wieder der Name des japanischen Maschinenbauers mit Deutschland-Zentrale in Göppingen gefallen, zusammen mit Attributen wie: zuverlässig, genau oder langlebig. Der Jungunternehmer nahm Kontakt auf zur Georg Noll Werkzeugmaschinen GmbH & Co. KG. Zwischen dem langjährigen Mazak-Vertriebspartner in Freiburg und dem Zerspaner aus Wyhl stimmte die Chemie sofort. Noll-Gebietsverkaufsleiter Bernd Eckstein erinnert sich: „Die erste Mazak bei Rauer war eine vier Jahre alte Quick Turn. Danach kam bereits eine Neumaschine. Und seither liefern wir nur noch aktuelle Modelle, jeweils auf dem neusten Stand der Technik.“
Seine Loyalität zum Ausrüster begründet Rauer so: „Die Zusammenarbeit mit Noll hat von Anfang an gepasst, und die Maschinen haben gehalten, was uns versprochen wurde. Warum sollte ich den Anbieter wechseln? Zumal die Anlagen mit der Mazatrol eine Steuerung haben, die bei unseren Mitarbeitern sehr beliebt ist.“ Zudem eröffne diese Durchgängigkeit die Chance, dass sich die Maschinenbediener gegenseitig unterstützen und bei Bedarf vertreten können. Und auch die Einarbeitung an neuen Maschinen halte sich so in Grenzen, weil sich die Mitarbeiter sofort zu Hause fühlten.
Auch mit Blick auf den Service sieht Rauer keinen Grund, sich neu zu orientieren. „Wenn wir ein Ersatzteil benötigen, haben wir es am nächsten Tag im Haus. Und über die Hotline erreichen wir Techniker, die seit Jahren dabei sind und unsere Situation kennen. Das vereinfacht die Kommunikation und das Verständnis enorm.“ •
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