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Präzise Schärftechnologie für Fräser, Bohrer und Sägen

Erfolgreiche Kooperation für die Schärftechnologie
Präzise Schärfe für Fräser, Bohrer und Kreissäge

Das britische Unternehmen Allied Tooling konnte im vergangenen Jahrzehnt seinen Umsatz mehr als verdoppeln. Das Erfolgsrezept des Werkzeugherstellers sind enge Kooperationen mit deutschen Unternehmen: Für die hochpräzise Bearbeitung von Fräsern, Bohrern oder Kreissägen nutzten die Briten die Maschinen des Schärfspezialisten Vollmer.

» Roland Brutscher, Journalist in Tübingen

Die südenglische Stadt Poole liegt in der Grafschaft Dorset an der Küste des Ärmelkanals und zählt rund 150.000 Einwohner. Der Ort ist das Zuhause des Werkzeugherstellers Allied Tooling, dessen Rotationswerkzeuge und Kreissägen aus HSS (High Speed Steel), HM (Hartmetall) oder PKD (polykristalliner Diamant) bestehen und in unterschiedlichen Industriezweigen ihren Dienst tun: Bootsbauer, Küchenhersteller, Formel-1-Rennställe oder Luft- und Raumfahrtunternehmen zerspanen mit Allied-Werkzeugen Metall, Holz und Verbundwerkstoffe.

Gegründet wurde Allied in den 1970er-Jahren und beschäftigt heute mehr als 60 Mitarbeiter – allein in den vergangenen sechs Jahren hat der Werkzeughersteller seinen Umsatz auf gut acht Millionen Euro mehr als verdoppelt. Ausschlaggebend für die Expansion war unter anderem die Entscheidung, die Bearbeitung von PKD-Werkzeugen nicht mehr auszulagern, sondern eigenständig zu erledigen.

„HSS- und HW-Sägeblätter waren bei uns seit langem etabliert, jedoch hat der Aufschwung bei PKD-Werkzeugen dazu geführt, dass die Fertigungsindustrie erkannt hat, dass auch PKD-Kreissägen bei der Zerspanung von hochabrasiven Materialien und zerspanungsintensiven Anwendungen enorme Vorteile mit sich bringen“, sagt Wes Hacker, Geschäftsführer von Allied Tooling. „Wir haben auf die gestiegene Nachfrage im PKD-Umfeld reagiert und uns neu positioniert: Heute erledigen wir die PKD-Bearbeitung inhouse und haben unsere Serviceleistungen für PKD-Werkzeuge erweitert.“

Ein weiterer Faktor für das Wachstum von Allied war die Ernennung zum exklusiven Sägeblattpartner im Vereinigten Königreich für den deutschen Werkzeughersteller AKE Knebel. AKE ist im schwäbischen Balingen zuhause und gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Kreissägen und Fräswerkzeugen. Da AKE seine Sägeblätter mit Vollmer Maschinen schärft, hat Allied im Zuge der AKE-Partnerschaft in weitere Schleif- und Erodiermaschinen der Vollmer Gruppe investiert. Dadurch sind die Briten in der Lage, bei Wartung und Instandhaltung selbst die komplexen und von AKE entwickelten Sägeblattgeometrien hochpräzise nachzuschärfen. Das Ergebnis ist, dass Allied inzwischen jede Woche mehr als 1500 AKE-Sägeblätter in Erstausrüsterqualität wartet, repariert und an seine Kunden ausliefert.

Mehr Automatisierung, höhere Schärfequalität

Unsere Partnerschaft mit AKE sowie die Investitionen in mehrere Vollmer Maschinen haben dazu geführt, dass wir den Grad unserer Automatisierung und die Qualität unserer Schärftechnologien signifikant steigern konnten“, sagt Wes Hacker. „Dadurch gelang es uns, in den vergangenen fünf Jahren die Umsätze bei HM-Werkzeugen zu verdoppeln – und im PKD-Bereich konnten wir unser Wachstum sogar um den Faktor fünf steigern.“

Bereits in den 1990er-Jahren hat die Vollmer Gruppe die ersten Schleifmaschinen an Allied geliefert. Seither haben mehr als 20 Maschinen den Weg aus dem Schwabenland über den Ärmelkanal nach Poole gefunden. Der Einstieg in die PKD-Bearbeitung brachte es mit sich, dass Allied seit 2018 zwei Vollmer Scheibenerodiermaschinen QXD 250, eine Drahterodiermaschine VPulse 500 sowie eine Scheibenerodiermaschine QM eco select angeschafft hat. Dank einer Automatisierung mit dem Vollmer Kettenmagazin HC 5 kann Allied die QXD 250 mannlos und rund um die Uhr einsetzen.

Kreissägen mit Maschinen von Loroch und Vollmer schärfen

„Insbesondere die Drahterodiermaschine VPulse 500 haben wir wegen ihrer enormen Flexibilität gekauft“, sagt Wes Hacker. „Die simultane Fünf-Achs-Kinematik und die Polymerbeton-Basis liefern uns bei der PKD-Bearbeitung eine unübertroffene Präzision. Vor allem dank des dünnen Erodierdrahts können wir selbst komplexe Bereiche eines Werkzeugs mit einer Qualität schärfen, die wir mit einer Erodierscheibe nicht erreichen könnten.“

Für die Bearbeitung von Kreissägen stehen in der 16.000 Quadratmeter große Fertigungshalle von Allied über ein Dutzend Schärfmaschinen von Vollmer und Loroch – einer Tochtergesellschaft der Vollmer Gruppe. Mit den Loroch Maschinen KBN und KSC schleift Allied vor allem HSS-Kreissägeblätter. Mehrere Vollmer Schleifmaschinen aus der CHD- sowie CHX-Reihe nutzen die Briten, um HW-Kreissägen zu schärfen. Allein durch die im Oktober 2021 gelieferte Schleifmaschine CHD 270 konnte Allied seine Fertigungskapazitäten für HM-Kreissägen um mehr als 30 Prozent steigern. Grund dafür sind die schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit und der hohe Automatisierungsgrad der CHD 270. Hierfür ist nicht nur das Handlingsystem ND 340 verantwortlich, sondern auch Funktionen wie akustische Sensoren und der Messwürfel für die Inspektion und Neukalibrierung während des Schärfprozesses. Darüber hinaus ermöglicht die CHD 270 mit neuen Antriebssystemen und Programmierschnittstellen die Anwendung von Multi-Path-Software und komplexen Sägeblattkonstruktionen.

Partnerschaft unterstützt Internationalisierungsstrategie

Für die Bearbeitung von PKD-Kreissägen hat Allied im Januar 2024 seinen Maschinenpark mit der Erodiermaschine QM eco select erweitert. Sie bietet Allied die Möglichkeit, Werkzeuge und Sägen mit PKD bis zu einem Durchmesser von 600 mm zu bearbeiten. Mit ihr lassen sich sowohl Rücken als auch Flanken von PKD-bestückten Sägezähnen erodieren. Zudem nutzt Allied seine Erodiermaschine QR 270 für die Endbearbeitung von Sägezahnspitzen.

„Allied Tooling, AKE Knebel und wir als Vollmer Gruppe stehen exemplarisch dafür, wie die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland lohnende Früchte tragen kann“, sagt Andreas Böhm, Geschäftsführer der Vollmer Gruppe. „Alle drei Unternehmen sind mittelständisch geprägt und gerade diese Augenhöhe, auf der wir uns begegnen, ist der Schlüssel für den gemeinsamen Erfolg und entspricht unseren Vorstellungen, wie wir unsere Internationalisierung auch zukünftig vorantreiben wollen.“

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