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Betreibermodelle, Flatrate oder Contracting: Es gibt viele Möglichkeiten, um Druckluft zu beziehen – ohne in Hardware investieren zu müssen. Vor allem die Digitalisierung ermöglicht neue Geschäftsmodelle, von denen Anwenderunternehmen profitieren können. Der Drucklufttechnikanbieter Mader hat den gesamten Druckluftprozess digitalisiert – und bietet über sein Spin-off Looxr seit ein paar Monaten ein komplett herstellerunabhängiges Pay-per-Use-Konzept für Druckluft an: Dabei bezahlt der Kunde die Druckluft pro Kubikmeter. Er muss sich selbst nicht mehr um die Anlagen kümmern, zudem entfallen hohe Investitionen in Hardware komplett.
Im Rahmen des Vertrags sorgt Looxr auch für die Optimierung der Anlagen: Mittels Sensorik und Messtechnik werden Messwerte aus dem Druckluft- und Pneumatiksystem erfasst und auf Servern in Europa gespeichert. Über das Looxr Online-Portal sind die Daten in Echtzeit überall abrufbar. Dank automatisierter Analyse der erfassten Messdaten lassen sich Handlungsempfehlungen für die vorausschauende Wartung und die energetische Optimierung des Druckluftsystems ableiten. Das bringt nicht nur Vorteile für das Druckluftsystem, sondern auch im Bereich Pneumatik: Wenn der wirkliche Druckluftverbrauch von Maschinen, Anlagen und Arbeitsplätzen transparent ist, ergeben sich nach Darstellung des Unternehmens ganz neue Ansätze zur Reduktion des Druckluftverbrauchs. „Durch eine mangelnde Kostentransparenz ist der Anreiz, Druckluft einzusparen oft gering. Das ändert sich, wenn ich merke, dass die Drucklufteinsparung sich direkt und sofort auf dem Konto bemerkbar macht – über unsere Software Looxr Druckluft 4.0 erreichen wir genau das. Der Kunde hat jederzeit und live seinen Druckluftverbrauch im Blick“, erklärt Werner Landhäußer, CEO von Looxr.
Das Bezahlmodell Pay-per-Use eignet sich nach seiner Einschätzung besonders für Firmen, die Wert auf eine hohe Versorgungssicherheit und Effizienz der Druckluftanlage legen, dabei aber keine hohen Investitionen tätigen wollen und interne Kapazitäten für die Instandhaltung der Druckluftanlage entlasten möchten. Als Daumenregel könne man sagen, dass sich das Pay-per-Use-Konzept etwa ab einer Kompressorleistung von 50 kW lohne.
„Der besondere Vorzug des Pay-per-Use-Konzepts ist, dass die Kosten voll variabel sind. Sinkt die Produktionsmenge des Kunden, sinken die Druckluftkosten proportional“, so Landhäußer. Vertraglich fixiert wird dabei nur die gesamte Abnahme der Druckluftmenge. „In welchem Zeitraum das dann erfolgt, ist flexibel“, sagt Marco Jähnig, Mitglied der Geschäftsleitung bei Mader. Bei Looxr gebe es im Vergleich zu anderen Betreibermodellen keine monatlichen Mindestabnahmen oder überproportionale Preisanstiege, wenn der Druckluftverbrauch über der vereinbarten Menge liegt. Die Laufzeit des Pay-per-Use-Konzepts kann daher jederzeit flexibel angepasst werden: „Wenn der Druckluftverbrauch beispielsweise unvorhersehbar steigt, verkürzt sich die Laufzeit. Umgekehrt gilt das Gleiche – ist der Verbrauch niedriger als prognostiziert, verlängert sich die Laufzeit“, erklärt Jähnig.
Der Kubikmeterpreis wird individuell berechnet, liegt aber meist zwischen 0,2 und 1 Cent. Bei der Berechnung spielen Faktoren eine Rolle – wie etwa die Gesamtkosten der Druckluftanlage, die kalkulierten Wartungskosten über die Laufzeit, die Finanzierungskosten, die Anforderungen an die Druckluftqualität, die gewünschte Ausfallsicherheit sowie die vereinbarte Verbrauchsmenge und -profile.
Am Anfang wird der Ist-Zustand
beim Kunden erhoben
Um einen Kubikmeterpreis errechnen können, analysiert Looxr durch Messungen beim Kunden vor Ort zuerst den Ist-Zustand: Welchen Druckluftbedarf hat er? Schwankt der Bedarf oder ist er immer gleich? Welche Anforderungen an die Druckluftqualität gibt es?
„Das Pay-per-Use-Konzept macht am ehesten Sinn, wenn ein Unternehmen über eine Neuanschaffung einer Druckluftanlage nachdenkt“, betont Jähnig. Da das Konzept auf einer hohen Energieeffizienz der Anlage beruhe, mache die Integration bestehender Anlagen nur Sinn, wenn diese energetisch optimal aufgestellt seien. „Dann übernimmt unser Finanzierungspartner die Anlage und ihr Restwert wird auf das gesamte Konzept angerechnet.“
Die Umsetzung des Pay-per-Use-Konzepts – also Auslegung, Installation, Wartung und Instandhaltung der Druckluftanlage – erfolgt durch die Vertriebspartner von Looxr, zum Beispiel Mader im süddeutschen Raum oder Druckluft Evers in Norddeutschland. Alle Dienstleistungen der Vertriebspartner sind im Kubikmeterpreis enthalten. Die Software zur Überwachung der Anlage und Erfassung der tatsächlichen Verbrauchswerte liefert Looxr.
Die Daten werden mittels eines sogenannten Cloud-Plugs über das Mobilfunknetz an die Looxr-Server übermittelt. Ein Cloud Plug „sammelt“ dabei die Daten von bis zu acht analogen Sensoren, die meist direkt verdrahtet sind. Via Modbus können zahlreiche weitere Mess- und Sensordaten übertragen werden, beispielsweise aus der internen Kompressorensteuerung oder einer übergeordneten Steuerung. Wichtig sei diesem Zusammenhang, dass nur reale Messwerte übertragen werden, keine hochgerechneten. Jähnig: „So stellen wir sicher, dass die Messungen absolut realistisch und nachvollziehbar sind.“
Die Software Looxr Druckluft 4.0 will Mader auch weiteren Partnern zur Verfügung stellen. So ist man nach Aussagen von Landhäußer im Gespräch mit weiteren Vertriebspartnern wie etwa Kompressorenherstellern und Händlern, die das Pay-per-Use-Konzept selbst anbieten wollen.