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„Systemlösungen gehört die Zukunft“

Ferromatik-Chef Guy Moilliet: Bei Hochleistungsmaschinen muss noch mehr vollelektrisch gedacht werden
„Systemlösungen gehört die Zukunft“

„Systemlösungen gehört die Zukunft“
„Die Kunststoff verarbeitende Branche hat Nachholbedarf in der Nachfrage nach Systemlösungen aus einer Hand mit Produktivitätsgarantie.“
Mit welchen Maßnahmen und Entwicklungen Spritzgießmaschinenbauer Ferromatik Milacron sein Profil in der Krise schärft, erläutert Geschäftsführer Guy Moilliet. Systemlösungen gehören die Zukunft, sagt er. Kurzfristig legt Ferromatik den Fokus auf Energieeffizienz und Leistungssteigerung.

Wie wirkt sich die Krise auf den Markt für Spritzgießmaschinen aus und wie stark ist Ferromatik Milacron davon betroffen?

Der Markt für Spritzgießmaschinen ist um etwa 70 Prozent eingebrochen, wobei wir aufgrund kundenspezifischer Spezialmaschinen etwas weniger betroffen sind. Die Spezialmaschinen liefern wir hauptsächlich in die Verpackungs- und Konsumgüterindustrie und diese Märkte verhalten sich deutlich stabiler.
Mit welchen Maßnahmen reagieren Sie auf die Entwicklung?
Defensiv reagieren wir mit Sparmaßnahmen wie Kurzarbeit und einem sorgfältigen Cash-Management. Offensiv verstärken wir unsere Vertriebsanstrengungen, insbesondere in China und Südostasien.
Hat das Insolvenzverfahren der US-amerikanischen Mutter Milacron Inc. einen Einfluss auf die Geschäfte des badischen Spritzgießmaschinenbauers Ferromatik?
Das Insolvenzverfahren hat keinen direkten Einfluss auf unsere Geschäfte. Es gab jedoch ein paar Kunden, die besorgt reagiert haben. Nach Erklärung der Rechtslage konnten wir sie aber beruhigen. Die neue Milacron LLC ist jetzt privat und nicht mehr börsennotiert – LLC steht ja für Limited Liability Company. Sämtliche Produktionsstätten sind dort wieder vereint. Der Unterschied zu vorher besteht darin, dass die neue Milacron nicht mehr geographisch organisiert ist, sondern nach Fachbereichen. So sind zum Beispiel alle Spritzgießmaschinenbereiche unter der Führung von Dave Lawrence zusammengefasst.
Kooperationen und Fusionen sind auf dem Markt zu beobachten. Wird sich Ferromatik auch als relativ kleiner Anbieter halten können?
Wir sind zwar klein, aber dennoch in einen großen Konzern mit Produktionsstätten in den USA, Indien, China und Deutschland eingebunden. Und mit Dennis Smith hat die neue Milacron einen erfahrenen Industriemann als neuen CEO. Von daher sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.
Gibt es Angebote wie Verschrottungsprämien, Finanzierungshilfen oder günstiges Retrofitting, mit denen Sie den Kunden in der Krise entgegenkommen?
Unser Fokus liegt auf Geschäftsfeldern mit intakten Margen wie bei Spezialmaschinen und Systemlösungen üblich. Vor allem unser Systemgeschäft entwickelt sich sehr positiv. Und dafür bieten wir maßgeschneiderte Finanzierungslösungen an.
Ferromatik versuchte in den letzten Jahren den Spagat zwischen Sonderlösungen und günstigeren Standardmodellen. Die hydraulische Base-Tec floppte – wie läuft die vollelektrische Elektra selection? Behalten Sie das Konzept bei?
Mit der Base-Tec haben wir die Erfahrung gemacht, dass sogar einer der größten Hersteller in China unsere Qualitätsanforderungen nicht umsetzen konnte. Die in Deutschland produzierte Elektra selection ist dagegen fester Bestandteil unseres Produktportfolios, derzeit jedoch wie bei allen Standardmaschinen mit einer negativen Marktentwicklung. Unser Fokus liegt weiterhin auf hochwertigen Sonderlösungen.
Wie entwickeln Sie das Portfolio weiter?
Mit der Vitesse-Baureihe legen wir verstärkte Anstrengungen auf den Hochleistungs-Bereich. Deshalb haben wir die Reihe mit einer 5000-Kilonewton-Maschine nach oben erweitert. Wir arbeiten außerdem eng mit Werkzeugmachern zusammen, um innovative Technologien auch im höheren Schließkraftbereich einzuführen. So ist die Würfel- und Doppelwürfeltechnologie, die bisher nur für die K-Tec-Baureihe erhältlich war, nun auch für die Maxima-Baureihe verfügbar.
Wo liegen die augenblicklichen Entwicklungsschwerpunkte?
Unsere kurzfristigen Entwicklungsschwerpunkte liegen auf den Themen Energie und Leistungssteigerung. Wir konzentrieren uns außerdem darauf, unsere Kompetenz bei den Systemlösungen weiter auszubauen.
Im Bemühen um mehr Energieeffizienz nehmen Wettbewerber verstärkt elektrische Maschinen ins Programm. Können Sie sich hier zurücklehnen dank Ihres traditionell hohen Anteils an elektrischen Maschinen?
Auf keinen Fall! Der Wettbewerb schläft nicht und die vollelektrischen Maschinen werden leistungsfähiger sowie auch im Schließkraftbereich über 3000 kN verfügbar. Aber auch bei den hydraulischen Spritzgießmaschinen gibt es noch enorme Einsparpotenziale auszuschöpfen. Denken Sie an den Bereich der Spezial- und Hochleistungsmaschinen, bei dem noch nicht in Richtung hybrid oder vollelektrisch gedacht wird.
Welche technologischen Ansatzpunkte gibt es für den Verarbeiter neben der Energieeffizienz, seine Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern?
Ich komme aus dem Werkzeugmaschinen-Bereich, in dem Kunden schon lange Systemlösungen mit Qualitäts- und Produktivitätsgarantie aus einer Hand beziehen. Meiner Meinung nach ist die Kunststoff verarbeitende Industrie hier zwar auf Aufholjagd, jedoch noch immer weit von einem sinnvollen Niveau entfernt.
Ihre Highlights auf der Fakuma?
Unser Highlight auf der Fakuma ist die neue hybride Hochleistungs-Baureihe Vitesse, die wir zum ersten Mal im Mai 2009 einem exklusiven Kreis von Verpackungsexperten hier in Malterdingen vorgestellt haben. Auf der Fakuma treten wir mit der Baureihe erstmals an die breite Öffentlichkeit. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um super schnelle Spritzgießmaschinen.
Welche Erwartungen verbinden Sie mit der neuen Schnellläufer-Reihe Vitesse?
Ziel ist ein gesunder Marktanteil gegenüber unseren beiden Haupt-Wettbewerbern. Unsere Ausgangslage ist gut, da multinationale Großkunden nicht nur Interesse an der neuen Vitesse haben, sondern auch schon Käufe getätigt haben.
Welche Rolle spielen in Zukunft die Module der permanenten Energiemessung und des Teleservice, die darin bereits enthalten sind?
Diese Module ermöglichen schnelle Reaktionszeiten, wodurch Stillstandzeiten vermieden, Prozesse optimiert und die Produktivität gesteigert wird. Letztendlich helfen sie unseren Kunden, kostengünstig zu produzieren.
Welche Rolle spielt die Verarbeitung von faserverstärkten Kunststoffen bei Ferromatik?
Faserverstärkte Kunststoffe spielen bei uns nur eine untergeordnete Rolle.

Neue Schnellläufer: Mit der „Vitesse“ gegen die Krise

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Als Messe-Highlight stellt die Ferromatik Milacron Maschinenbau GmbH, Malterdingen, die Schnellläufer-Reihe Vitesse vor (Halle B3, Stand 3203). Sie umfasst Schließkräfte von 2000 bis 5000 kN und ist in zehn Kombinationen aus Schließ- und Spritzeinheit erhältlich. Als Weiterentwicklung der 2006 eingeführten Cap-Tec lässt sich die Vitesse flexibler einsetzen – nicht nur in der Verpackungs-, sondern auch der Konsumgüterindustrie.
Der elektrische Schneckenantrieb ermöglicht Parallelfunktionen und dadurch kurze Zykluszeiten. Für die Reduktion des Energieverbrauchs sorgt das „GreenLine“-Paket: Die Hydraulikpumpe treibt ein Hocheffizienzmotor an. Der Hydraulikspeicher wird nur so weit gefüllt, wie es für den jeweiligen Prozess erforderlich ist. Nicht unbedingt notwendige Parallelfunktionen werden vermieden, um teure Energiespitzen zu minimieren. Und eine Energiemessung macht den Verbrauch pro Zyklus, Stunde und Schicht transparent.
Außerdem ist die Maschine serienmäßig mit Teleservice zur Fernwartung ausgestattet, wodurch Maschinendaten und -parameter direkt von Malterdingen aus analysiert und modifiziert werden können, ohne dass ein Techniker vor Ort sein muss. Ziel: Zeit und Kosten sparen.
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