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Werkzeugmaschinen: Verbandschef Dr. Schäfer im Interview

AMB 2018: Werkzeugmaschinen
VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer über aktuelle Entwicklungen in der Branche

VDW-Chef Dr. Wilfried Schäfer über aktuelle Entwicklungen in der Branche
„Unser Engagement in Sachen Konnektivitätsstandard wird international begrüßt. Die Rückmeldungen sind positiv“, sagt Dr. Wilfried Schäfer. Er ist Geschäftsführer des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) in Frankfurt/M. Bild: VDW
Industrie 4.0 und die Konnektivität zwischen Maschinen, Anlagen und Systemen will der Werkzeugmaschinen-Verband VDW mit seiner Initiative vorantreiben. Geschäftsführer Dr. Wilfried Schäfer sagt aber auch, was die Branche derzeit sonst noch bewegt. ❧

Mona Willrett

Herr Dr. Schäfer, mit welchen Erwartungen schauen Sie auf die diesjährige AMB?

Wir erwarten gute Geschäfte. Die Stimmung ist gut, auch wenn die Unsicherheiten hinsichtlich der Rahmenbedingungen zunehmen. Als Verband wollen wir die AMB auch nutzen, um Reaktionen der Kunden unserer Mitglieder auf aktuelle politische Entwicklungen einzufangen. Das wird sich überwiegend auf den Inlandsmarkt und Europa fokussieren, denn einen weiteren Blick Richtung Asien und USA lässt die Besucherstruktur der Messe kaum zu. Und dann haben wir natürlich unseren eigenen Auftritt, um den Besuchern den Stand unserer Initiative zum Konnektivitätsstandard vorzustellen.

Wie beurteilen Sie die aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und deren Einflüsse auf die Werkzeugmaschinen-Branche?

Wir verfolgen das, was derzeit insbesondere in den USA losgetreten wird, mit Erstaunen und großer Sorge. Die Auswirkungen sind kaum abzuschätzen. Auch wenn wir aktuell im bilateralen Handel nicht direkt betroffen sind, so sind doch indirekte Einflüsse – beispielsweise auf Firmen, die in China produzieren – zu erwarten. Wenn die Geschäfte wichtiger Kunden leiden, wächst auch bei uns die Unsicherheit. Und das ist schlecht fürs Geschäft. Übrigens – nicht nur bei uns, auch in den USA. Das hat man Herrn Trump auch länglich versucht zu erklären, aber er und seine Berater scheinen kein Ohr dafür zu haben.

Gibt es bereits konkrete Auswirkungen für die deutschen Werkzeugmaschinenbauer?

Keine konkreten, die aus belastbaren Zahlen abgeleitet werden könnten. Aber Firmen mit Lieferbeziehungen aus China heraus, können Auswirkungen spüren. Die Unsicherheiten wachsen, und Prognosen sind kaum bis gar nicht möglich. Und natürlich erschwert diese Situation unseren Mitgliedern die weitere strategische Planung und Ausrichtung ihrer Unternehmen. Die jüngste Entwicklung in der Türkei zeigt dies ebenfalls deutlich.

Welche Märkte sind aus Ihrer Sicht derzeit besonders wichtig?

Da gibt´s keine Überraschungen. Leichte Verschiebungen von Jahr zu Jahr sind ganz normal. Grundsätzlich laufen derzeit alle Märkte gut. Besonders erfreulich ist im Moment der Inlandsmarkt. In den USA passiert gerade auch eine Menge. Wie sich das weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Im zweiten Halbjahr 2017 sind die Inlandsorders stark gestiegen. Was waren die Gründe dafür?

Das lässt sich im Detail nicht sagen. Die Gesamtkonjunktur war weltweit sehr gut. Dadurch kam es bei unseren Kunden zu Lieferengpässen, so dass Kapazitätserweiterungen nötig wurden. Hinzu kamen interessante Neuvorstellungen auf der EMO Hannover. All das mag einen Einfluss gehabt haben.

Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in der zweiten Jahreshälfte 2018?

Wir rechnen nicht mit dauerhaft ungezügeltem Wachstum, aber für 2018 gehen wir von einer weiterhin guten Konjunktur auf hohem Niveau aus. Wir rechnen mit einem Produktionswachstum von sieben Prozent.

Trotz vieler Unsicherheiten – die Geschäfte laufen sehr gut. Sehen Sie die Gefahr eines Absturzes wie vor zehn Jahren?

Wir sehen keine Anzeichen, dass es zu einer Überhitzung kommen könnte. Die Krise 2008/09 wurde von der Finanzwirtschaft ausgelöst, nicht von der Industrie. Ich sehe auch keine Kundenbranche, die – wie die Windkraft in der Vergangenheit – nicht benötigte Kapazitäten aufbaut, durch die dann Aufträge wegbrechen. Die Situation heute ist eine andere – trotz der Unsicherheiten.

Spüren Ihre Mitglieder Auswirkungen der Elektromobilität?

Wir diskutieren das seit zwei, drei Jahren. Seither hat sich nicht viel geändert. Die Nachfrage nach unseren Lösungen – auch aus dem Power-Train-Bereich – ist unvermindert hoch. Unsere aktuelle Studie dazu zeigt, dass zwar die Elektromobilität zunimmt, ein Großteil davon aber Hybridmodelle sein werden, die ja auch einen Verbrennungsmotor haben. Hinzu kommt, dass die weltweit steigende Nachfrage nach Fahrzeugen jenes Zerspanvolumen überkompensiert, das durch die E-Mobilität wegfällt. Es ist jedoch schwer abzuschätzen, wie sich der politische Wille hier weiter auswirken wird.

Was können Sie uns zum Stand der Initiative zum Konnektivitätsstandard sagen?

Im laufenden Projekt haben die beteiligten Firmen einen ersten Satz an Spezifikationen harmonisiert. Wohlgemerkt: Hier wird nichts grundsätzlich Neues entwickelt. Die Daten gab´s schon immer. Es geht darum, diese Daten künftig Hersteller- und Technologie-übergreifend austauschen sowie Maschinen und Anlagen auf einfache Weise an die IT-Systeme der Kunden anbinden zu können. Auf der AMB werden wir zeigen, dass dies auf der Basis der erarbeiteten Spezifikationen möglich ist.

Wie ist der Stand hinsichtlich der geplanten Internationalisierung des Standards?

Die Internationalität erreichen wir, indem wir einen OPC-UA-Companion-Standard erarbeiten. Das ist ein formaler Vorgang, vergleichbar mit dem Erstellen einer ISO-Norm. Um zu vermeiden, dass in verschiedenen Regionen am gleichen Problem gearbeitet wird und wir so unnötig Ressourcen vergeuden, stehen wir in Kontakt mit unseren Partnerverbänden in Asien, in den USA und Europa. Wir schauen uns auch bereits bestehende Lösungen an und prüfen, inwieweit wir auf diese aufbauen können.

Wie ist die internationale Reaktion auf die Konnektivitäts-Initiative des VDW?

Die Rückmeldungen sind positiv. Unser Engagement wird international begrüßt. Aber das war auch zu erwarten. Wenn ein japanischer Hersteller eine Maschine an einen Kunden verkaufen will, der auch eine spanische, eine italienische und drei deutsche Maschinen in der Produktion installiert hat, dann profitieren doch alle, wenn sich all diese Anlagen über eine standardisierte Schnittstelle schnell und einfach an die IT anbinden lassen.

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