Zunächst ein Fall aus der Praxis: Ein Hersteller von Industriegetrieben und Rundschalttischen in Süddeutschland bezog seit rund zehn Jahren Rillenkugellager direkt von NSK. Er wechselte zu einem Händler vor Ort, bestellte die gleichen Lager unter derselben Bezeichnung wie zuvor und wurde plötzlich mit Qualitätsmängeln, insbesondere hoher Geräuschentwicklung, konfrontiert. Er öffnete ein „altes“ und ein „neues“ Lager und stellte große Unterschiede fest. Am markantesten war die Anzahl der Kugeln im Lager – es waren sieben statt acht.
Rückfragen bei NSK ergaben sofort: Bei den Lagern handelte es sich um Plagiate – wobei man hinzufügen muss, dass die Bezugsquelle ein durchaus angesehenes deutsches Handelshaus war, das sicherlich nicht mit Absicht gefälschte Lager vertrieben hat.
Blick in die Fälscherwerkstätten
Wie gut die „Wertschöpfungskette“ der Fälscher organisiert ist, zeigen aktuellere Funde von chinesischen Behörden. Zum Beispiel wurden in einer Druckerei in der Provinz Hebei rund 23.000 gefälschte NSK-Verpackungen und Etiketten sichergestellt. In einer weiteren Druckerei desselben Eigentümers wurden mehr als 90.000 gefälschte Verpackungen für Wälzlager von vier namhaften Herstellern – darunter auch NSK – entdeckt. Alle Produkte wurden beschlagnahmt und zum Market Supervisory Board (MSB), dem örtlichen Amt für Markenverletzungen, gebracht. Die chinesischen Behörden sind in den vergangenen Jahren deutlich aktiver und kooperativer geworden, was die Verfolgung von Produktpiraterie betrifft. Sie arbeiten dabei intensiv mit Markenherstellern wie NSK zusammen.
Wie den Kauf gefälschter Wälzlager vermeiden?
Leider werden Wälzlagerplagiate – genau wie im eingangs dargestellten Beispiel – meistens erst dann als solche erkannt, wenn Probleme auftreten. Wissentlich gekauft werden sie eher selten. Der Anwender kann aber vorbeugen. Das beste Mittel ist zunächst der Kauf bei bekannten und vertrauenswürdigen Quellen, insbesondere bei zertifizierten Händlern der jeweiligen Marken.
Wenn Zweifel an der Echtheit der Lager bestehen, sollte der Anwender die Kennzeichnungen prüfen. Wenn sie fehlen, sind die Lager gefälscht. Wenn sie zwar vorhanden sind, aber anders aussehen als die üblichen Herstellermarkierungen oder sich an anderer Stelle befinden, ist es möglich bis wahrscheinlich, dass es sich um ein gefälschtes Lager handelt. Häufig zeigt auch schon die nicht originale Verpackung, dass das Lager gefälscht ist. Wer Zugriff auf andere Chargen desselben Lagertyps hat und Verpackungen oder besser noch die Wälzlager selbst vergleichen kann, sollte das tun. Oft sind auch bei genauer Betrachtung oder Untersuchung von Wälzkörpern und Laufbahnen Qualitätsdefizite zu erkennen.
Denn eines ist klar: Gefälschte Wälzlager erreichen definitiv nicht die Eigenschaften und die Lebensdauer der Originale. Sonst könnten sie nicht zu niedrigeren Preisen angeboten werden. Sie werden aus minderwertigen Werkstoffen auf meist veralteten Maschinen hergestellt und Ziel der Hersteller ist es nur, einen optischen „Zwilling“ zu erzeugen. Die vom Anwender gewünschten Funktionen spielen keine Rolle. Nach Erfahrung von NSK kann der Unterschied in der Gebrauchsdauer von echten und gefälschten Lagern bis zum Faktor 20 betragen.
Das bedeutet aus Anwendersicht: Ungeplante Wartungs-, Reparatur- und Stillstandskosten erhöhen die „Total Cost of Ownership“ nicht nur des Lagers, sondern einer kompletten Maschine erheblich. Damit schädigt der Maschinenbauer seinen Ruf, weil die Anwender, also seine Kunden, unzufrieden sind. Außerdem können gefälschte Lager den sicheren Betrieb von Maschinen und Anlagen beeinträchtigen.
Fälschungen uch in Deutschland und auch bei Großlagern
Trotz aller Bemühungen von Herstellern und Behörden kommen immer wieder gefälschte Wälzlager auch hierzulande auf den Markt. Das betrifft nicht nur die gängigsten Typen, sondern durchaus auch große Speziallager für anspruchsvolle Anwendungen. Hier sind die Folgekosten und die möglichen Schäden besonders hoch. Leider ist eben dies der Markt, auf den sich die Fälscher zunehmend konzentrieren. Das heißt: Auch Anwender von anspruchsvollen Präzisions- und Hochleistungs-Wälzlagern müssen wachsam sein und darauf achten, keine Plagiate zu beziehen und einzusetzen.
Kontakt:
NSK Deutschland GmbH
Harkortst. 15
40880 Ratingen
Tel. +49 2102 4810
www.nskeurope.de
Originalitäts-Check per App
Die modernen Online-Medien geben den Herstellern und Endanwendern von Maschine die Möglichkeit, den Einsatz von gefälschten Wälzlagern zu erkennen und damit zu verhindern. Ein gutes Beispiel ist die NSK Verify App. Mit ihrer Hilfe können Anwender die Echtheit von Wälzlagern beurteilen, indem sie mit ihrem Smartphone einfach den 2D-Barcode auf der Verpackung scannen. Bislang galt das nur für Präzisionswälzlager für Werkzeugmaschinen. In der aktuellen Version können auch andere Bauarten von Industriewälzlagern gescannt und authentifiziert werden.
Der internationale Verband der Wälzlagerhersteller, die World Bearing Association (WBA), hat die WBA Check App entwickelt, die ganz ähnlich wie die NSK Verify App die Echtheit der Wälzlager von WBA-Mitgliedsunternehmen durch Scannen des 2D-Barcodes auf der Verpackung ermittelt. Dies erleichtert Anwendern, die Wälzlager von mehreren Herstellern einsetzen, die Arbeit. Wenn ein nicht registriertes Lager erkannt wird, benachrichtigt die App automatisch den Hersteller.
- Die NSK Verify App steht in den App-Stores für Android- und Apple-Geräte zur Verfügung.
- Die WBA-Check-App kann von der offiziellen WBA-Website heruntergela-den werden: www.stopfakebearings.com/#buysafely
- Weitere herstellerneutrale Informatio-
nen über gefälschte Wälzlager unter:
www.stopfakebearings.com