Wenn Bauteile eigenständig mit der Produktionsanlage kommunizieren und sich Menschen, Maschinen und industrielle Prozesse vernetzen, dann sprechen wir von Industrie 4.0 (I4.0) – und es kommen noch viele weitere digitale Funktionen hinzu. Doch was bedeutet das konkret für die Schweißtechnik? Und wie können die Betriebe und Anwender vor Ort davon profitieren?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Expertenteam im DVS – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte Verfahren e. V., und zwar die Arbeitsgruppe „Industrie 4.0“. Sie hat ein Whitepaper veröffentlicht, das für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) konkrete Tipps und Einstieghilfen gibt und über die Potenziale von I4.0 informiert.
Wo stehen wir?
Laut einer Studie des Verbands Bitkom gehen im Jahr 2020 lediglich 25 % der befragten Unternehmen davon aus, dass I4.0 voraussichtlich „keinen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell haben wird“. 2019 waren davon noch mehr als 30 % überzeugt.
Trotz dieser Einschätzung wird die Digitalisierung in schweißtechnischen Betrieben oft eher zögerlich eingesetzt. „Wenn die Digitalisierung gelingt, dann haben Beschäftigte und Betriebe einen echten Vorteil“, ist hingegen Jens Jerzembeck überzeugt, Leiter Forschung und Technik im DVS und Initiator des Whitepapers. „Nämlich dann, wenn wir gesamte Prozessketten digital abbilden können. Oder wenn wir für die oftmals beim Schweißen als lästig empfundenen Pflichten – zum Beispiel die Dokumentationspflicht – digitale Lösungen finden.“
Ein Grund für den häufig eher punktuellen Einsatz von IT-Lösungen ist der aktuelle „digitale Reifegrad“ in der Schweißtechnik. Bei einer Umfrage im Jahre 2019 gaben mehr als 70 % der Befragten an, dass die funktionsbezogene digitale Expertise im eigenen Unternehmen „mäßig“ bis „nicht gut“ sei.
Wer profitiert von Industrie 4.0?
Schweißer, die Schweißaufsicht, Ingenieure, Hersteller und Kunden können von Arbeitserleichterungen, Optimierungen sowie Ersparnis von Zeit, Kosten und Ressourcen profitieren. Der Grund: Was am Ende der Prozesskette herauskommt, ist besser und wirtschaftlicher als vorher. Das fertige Bauteil wird selbst Informationsträger und damit „intelligent“.
Im DVS-Whitepaper sind deshalb drei Vorteile klar erkennbar:
- Industrie 4.0 steigert die Produktqualität
- Industrie 4.0 erhöht die Wirtschaftlichkeit
- Industrie 4.0 vergrößert den Kundennutzen
So kann Industrie 4.0 zum Beispiel dafür sorgen, Ressourcen zu schonen. In der IT-basierten Fertigung lassen sich die Parameter optimieren, Abschmelzleistungen erhöhen und der Prüfumfang der Bauteile erheblich reduzieren.
Der Fertigungsprozess wird effizienter, wenn sich alle Parameter nach der Gesamtanlageneffektivität richten. Dies geschieht, wenn es eine ganzheitliche Maschinenüberwachung gibt. Auch bei der Dokumentation für die Haftung gibt es deutliche Einsparpotenziale. Laut einer Fraunhofer-Studie gehen zum Beispiel 62 % der Unternehmen in der Produktion davon aus, dass mobile Geräte den Aufwand der Dokumentation drastisch reduzieren werden.
„IT-Anwendungen tragen dazu bei, die Qualität des Bauteils zu optimieren und zu sichern. Damit möglichst viele in der Schweißtechnik davon profitieren können, bringt der DVS die Akteure miteinander ins Gespräch“, so Jan Pitzer, Obmann der Arbeitsgruppe im DVS und Schweißfachingenieur bei der Carl Cloos Schweißtechnik GmbH. „Die Frage ist nicht, ob die Digitalisierung kommt. Die Frage ist wohl vielmehr, wer mit dabei ist.“
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Mehr DVS-Informationen zu Industrie 4.0
Ansprechpartner im DVS:
Dipl.-Ing. Jens Jerzembeck,
jens.jerzembeck@dvs-hg.de,
Tel.: +49 211 1591–173,
www.dvs-home.de