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Low-Code-Software verbindet Daten und Anwendungen miteinander

Interview mit Ann Maya, EMEA CTO bei Boomi, und Bob Newell, Senior Integration Architect bei Terex
Low-Code-Software verbindet Daten und Anwendungen miteinander

Das US-amerikanische Softwareunternehmen Boomi bietet mit seiner Integrationsplattform eine cloudbasierte Lösung, die unter anderem zur Stammdatenverwaltung und Datenaufbereitung genutzt werden kann. Ein Gespräch mit Ann Maya, EMEA CTO bei Boomi, und Bob Newell, Senior Integration Architect bei Terex, erläutert die Funktionen und den Nutzen der Low-Code-Plattform.

David Kuhlmann, Redakteur Industrieanzeiger

Frau Maya, können Sie bitte erklären, was Boomi macht?

Boomi bietet eine intelligente Integrations- und Automatisierungsplattform, die Anwendungen, Daten und Personen miteinander verbindet. Sie wurde vor über 20 Jahren als EDI-Lösung kreiert und ein paar Jahre später in die Cloud verlagert. Der Schlüssel ist die Schaffung von Konnektoren, die Systeme miteinander verbinden.

Was ist die Aufgabe dieser Lösung, ihre Relevanz, speziell für die hochvernetzte Welt von 2024?

Wir sehen derzeit eine starke Ausbreitung von Anwendungen in Betrieben, den sogenannten „Application Sprawl“. Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, dass sich hinter den zahlreichen Apps viele Datenbanken- und speicher befinden, Datensysteme und Tabellenkalkulationen. Außerdem gibt es immer mehr IoT-Geräte und Systeme, die vielleicht keine Schnittstelle haben. All diese Informationen und Daten sind für ein Unternehmen wertvoll – aber nur dann, wenn sie miteinander verbunden werden können.

Wie genau funktioniert die Handhabung der Software?

Boomi benutzt Low Code für seine Plattform. Die Entwicklungsumgebung für die Software ist visuell, d.h. sie nutzt graphische Modellierungsverfahren, keine textbasierte Programmiersprachen. Bei Low Code können Sie eine interaktive Schnittstelle verwenden, um Formen wie ein Flussdiagramm auf einen Canvas-Bereich zu ziehen und dort abzulegen. Dahinter befinden sich kleine Codeschnipsel, die für verschiedene Funktionen verwendet werden können. Mit all dem kann eine Konnektivitätsintegration schnell und einfach erstellt werden. Auch in der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern wirkt sich dieses System positiv aus, da Änderungen unkompliziert durchgeführt werden können und man durch die Visualisierung viel leichter versteht, was der jeweils Andere eigentlich will. Herkömmlicher Code ist träger und seine Ergebnisse sind schwer änderbar. Das führt dazu, dass die Beteiligten sich oft mit einem unliebsamen Resultat arrangieren, statt das zu bekommen, was sie eigentlich wollen.

Welchen Nutzen hat die Software für Anwender aus der Industrie?

Unternehmen, die zum Beispiel eine Lieferkette digitalisieren müssen, können sich keine teuren Unterbrechungen der Kette leisten. Wird ein Low-Code-Design entwickelt, um Systeme zu verbinden und die Lieferkette zu steuern, kann man viel leichter auf Probleme reagieren – indem man sie an einer Stelle beseitigt und dann alles zentralisiert. Bei einer manuellen Kodierung müsste man das System erneut aufrufen, testen und ein neues erstellen, was sehr lange dauern würde.

Low Code verwenden auch andere Anbieter. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Boomi?

Zunächst mal die Funktionalität der Plattform. Wenn man einen Canvas öffnet, kann man auf die verschiedensten Komponenten zugreifen, wie das API-Management oder den Hub, die Synchronisierung der Daten. Vor allem das Hub-Konzept ist einzigartig, gerade im Hinblick auf KI. Sobald man alle Daten synchronisiert und dedupliziert hat, lässt sich ein sogenannter „Golden Record“ identifizieren. Das sind die Daten, von denen der Anwender weiß, dass sie gut, sauber und solide sind. Die KI kann, basierend darauf, in dem Hub und am Integrationspunkt neu eingehende Daten korrekt aufnehmen und synchronisieren. Der Anwender braucht es selbst nicht mehr zu tun, sondern wird up-to-date gehalten.

Ist die Plattform denn kompatibel mit EU-Richtlinien? Die USA unterscheiden sich beim Thema Datenschutz ja von Europa.

Ja, das ist sie. Die Sicherheit bei der Handhabung kritischer Systeme ist vorrangig für uns. Wir haben keinen Zugriff auf die Daten der Nutzer und verwenden ausschließlich de-identifizierte Metadaten. Unsere Aufgabe besteht alleine darin, Systeme direkt miteinander zu verbinden und Daten zu übertragen.

Herr Newell, das Unternehmen Terex ist Anwender der Boomi Plattform. Welche Vorteile bietet die Lösung Ihnen?

Das klar strukturierte Interface der Plattform erlaubt uns, die Anforderungen unserer Geschäftspartner aufzunehmen und zu managen. Die Lösung verbindet das ERP System unserer IT mit den vielen peripheren Systemen und Interaktionen unserer Geschäftsbereiche, wie E-Commerce und After Sales. Auch neue Dienstleistungen wie Alarmfunktionen und Maschinen-Monitoring können mithilfe der von Boomi geschaffenen APIs integriert werden. Diese ermöglichen es, dass Portale und Web-Apps auf die Telematik-Daten zugreifen können, die in der Cloud gespeichert sind. Schlussendlich arbeiten wir aber auch mit Boomi zusammen, um Abonnements anzubieten, mit denen Kunden die Dienstleistungen von Terex nutzen können. Die APIs von Boomi, die wir hierfür verwenden, managen den Datenfluss und die Daten-Informationen, die bei Terex allgegenwärtig sind.

Wie einfach war es für Sie, die Plattform zu implementieren?

Boomi bietet Schulungen an und Zertifizierungen, um nachzuweisen, dass man eine Ausbildung absolviert hat. Ich finde das hilfreich und achte darauf, dass unsere Zulieferer diese Zertifizierungen auch haben, damit alle über den gleichen Background und Wissensstand verfügen.

Die Einführung der Plattform hat die Prozesse im Betrieb nicht gestört oder unterbrochen?

Es ist natürlich wichtig, sich für eine Lösung zu entscheiden, die den normalen Betrieb nicht beeinträchtigt. Als erstes achteten wir im Unternehmen darauf, dass alle Personen innerhalb der Plattform- und Anwendungsgruppe einverstanden waren, dass eine Änderung dieser Größenordnung vorgenommen würde. Dann haben wir im Vorfeld unsere Entwicklungs- und Produktionsumgebungen durchlaufen und etabliert, dass alles sicher war, bevor wir die Lösung einsetzten. Boomi ermöglicht es dem Nutzer, mehrere verschiedene Umgebungen zu haben, sodass ein Austesten problemlos möglich war. Wir verfügten über alle notwendigen Ressourcen und Unterlagen, um nachzuweisen, dass Tests durchgeführt wurden – so dass wir, falls etwas schief gehen sollte, genau hätten sehen können, was passiert war, um es beheben zu können.

Wie anpassungsfähig ist die Plattform, wenn es um Änderungen in Ihren Geschäftsprozessen geht?

Modifikationen lassen sich einfach durchführen. Oft ist es nur eine Drag-and-Drop-Änderung im Boomi-Tool, weil sich die Logik in einem bestimmten Bereich geändert hat. In den meisten Fällen handelt es sich bei uns eher um eine Konfigurationsänderung als um eine große Codeänderung, und dann ist es nur eine Frage der Bereitstellung unter Einhaltung der Änderungskontrollprozesse.

Sind Sie durch die Nutzung der Plattform zu neuen Erkenntnissen gelangt, was ihre Geschäftsprozesse angeht?

Ja, definitiv. Die Teams, mit denen ich jetzt arbeite, sind ganz anders in der Lage zu liefern, weil die Plattform ein standardisiertes Tool ist und man effektiv delegieren kann. Die Plattform macht die Abläufe und Dinge vorhersehbar. Man weiß, dass die Leute produktiv arbeiten werden. Ich selbst übernehme dann nur noch Tätigkeiten wie Einweisen, Überprüfen, Abnehmen – und natürlich habe ich die Verantwortung für das, was produziert wird. Ich bin derjenige im Unternehmen, an den sich die Leute mit Problemen oder Wünschen wenden, was die Produktion angeht. Die Plattform hat mir diesen Raum geschaffen, die Möglichkeit, an den Beziehungen im gesamten Unternehmen zu arbeiten.

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