„OceanWings“ hat den JEC-Award 24 im Bereich Schiffsbau gewonnen. Diese Anwendung ist zwar nicht repräsentativ für die gesamte Industrie. Doch sie vermittelt einen Eindruck, wie frei die Composite-Branche gestalten und Innovationen lancieren kann – auch in allen anderen Industriesegmenten. Wer die Entwicklung der französischen Ayro SAS noch nicht gesehen hat, sollte unbedingt einen Blick darauf werfen – hier das Youtube-Video.
Es handelt sich um ein martialisch anmutendes Segelsystem für (neue und bestehende) Schiffe, das den Spritverbrauch um bis zu 50 % senken soll. Die vertikal aufgestellten OceanWings richten sich automatisiert nach dem Wind aus, haben eine einstellbare Wölbung, sind reffbar und rollbar. Ayro baut sie aus Faserverbundwerkstoffen, um die notwendige Steifigkeit und Leichtigkeit zu realisieren. Ähnlich innovativ sind auch die ausgezeichneten Composite-Entwicklungen anderer Bereiche – dazu später mehr.
Pariser Messegelände ausgebucht
Die Veranstalterin der JEC World 2024 vermeldete schon vor drei Monaten, dass die Messe mit 1.300 Ausstellern fast ausgebucht sei. Das bedeutet ein Plus von 8 % im Vergleich zu 2023 – und Teilnahmerzahlen wie zuletzt vor Corona. Unter den angemeldeten Firmen sind führende Industrieunternehmen wie 3M, Airbus, Daher, Hexcel, Mitsubishi, Owens Corning, Porchers Industries, SGL Technologies, Solvay, Teijin Carbon und Toray Advanced Composites. Auch 116 neue Aussteller seien dabei, erwartet werden rund 43.500 Besucher.
Die deutsche Faserverbund-Industrie ist mit 226 Ausstellern und sechs regionalen Pavillons besonders stark vertreten – für deutsche Besucher nahezu ein Heimspiel. Auch die Forschung ist präsent mit Instituten wie dem DLR, dem Fraunhofer ICT, den DITF und dem STFI sowie etlichen weiteren.
Konferenzen, Live-Demos und „Innovation Planets“
Die begleitenden Konferenzen fokussieren sich auf die großen Herausforderungen der Composite-Branche als auch auf ihre diversen Anwendungsbereiche mit Themen wie Automatisierung, Leichtbau, Nachhaltigkeit oder Kreislaufwirtschaft. Ergänzend gibt es den „JEC Startup Booster“-Wettbewerb, die „Innovation Planets“ mit neuen Anwendungen, die organisierten „Business Meetings“ und die „Live Demo Area“. In diesem neuen Bereich werden aktuelle Produktionsprozesse an Maschinen im laufenden Betrieb präsentiert. 21 Slots à 30 Minuten sind angekündigt.
Noch weitere Kostproben aus den Awards: Mit dem „Carbon4Tank“ gibt es den ersten zertifizierten Wasserstofftank, Typs IV, für 350 l Volumen bei 700 bar Druck. Damit hat es Voith Composites mit Partnern zwar nicht unter die Gewinner der Kategorie „Automobilteile“ geschafft, aber unter die 33 Finalisten. Der Behälter wird in einem optimierten TowPreg-Wickelverfahren hergestellt.
Leichte Pultrusionsprofile werden Serienteile
Der Award in der Kategorie Automobil-Verfahren ging an Röchling Automotive mit Partnern für die „reaktive PA6-Pultrusion“: Thermoplastische Pultrusionsprofile lassen sich durch Spritzgießen oder Formpressen in Serienteile integrieren – und später ohne Demontage leicht recyceln.
In der Kategorie Maschinenbau gewannen die Forscher der DITF mit Partner Leitz den Award für besonders leistungsfähige Schneidwerkzeuge für Holzbearbeitungsmaschinen: Die mit CFK bestückten Tools sind um 50 % leichter als herkömmliche Werkzeuge. Damit ermöglichen sie eine um 50 % höhere Geschwindigkeit und Produktivität.
Unter die Finalisten schaffte es auch die Greenboats GmbH mit einer neuen Idee: Die Bremer und ihre Partner bieten nachhaltige Faserverbund-Konstruktionen als Dienstleistung: Ihr Fokus liegt auf Naturfasern als Verstärkungsmaterial, eingebettet in Bio-basierte Harzsysteme. Für Kerne verwenden sie natürliche oder recycelte Materialien.