Lagertechnik | Wohin mit den Autos? Ein Anlagenbauer aus dem Südwesten wagt es und realisiert Parklösungen wie ein Industrielager. Die automatisierten Parkhäuser sind “custom made” und weltweit im Einsatz. Sie funktionieren wie moderne Logistikzentren und schaffen so Sicherheit und Komfort für den Fahrzeughalter.
Claudia Wörner Journalistin, yes or no Media GmbH
Seltsamerweise blieb das Parken über die Jahrzehnte fast unverändert – obwohl wir auf fast allen Feldern voll auf die Technik vertrauen. Gleichzeitig wird in Innenstädten, das Parkproblem immer dringender. Der Druck wächst, den Grund effizient zu nutzen.
Vor diesem Hintergrund wurde ein Anlagenbauer aus dem baden-württembergischen Achern kreativ und entwickelte sein automatisiertes Parksystem. Stopa Anlagenbau exportiert Industrieanlagen in alle Welt. Tonnenschwere Blechpakete millimetergenau bewegen ist Alltagsgeschäft für die Achener. Der Gedanke, dieses Prinzip auf ein Parksystem zu übertragen, schien für Paul Stolzer schon im Jahr 1990 naheliegend – schließlich haben Blechpakete in der Industrie und Automobile in etwa dieselben Abmessungen und Masse.
Bereits 40 Automatik-Parkhäuser tun täglich ihren Dienst
Seit 1996 entwickelt Stopa die Parksysteme, die heute unter der Marke Stolzer vertrieben werden. Seit sich der Anlagenbauer mit dieser Applikation beschäftigt, sind über 40 Referenzprojekte entstanden. Zuverlässig tun sie täglich ihren Dienst, zumeist in Metropolen wie Istanbul, Madrid oder New York.
Automatische Blechlager und Logistikzentren sind aus der Industrie nicht mehr wegzudenken. Millimeter- und taktgenau werden hier Lasten verfahren. Hohe Platzersparnis, schnellere Abläufe und hohe Prozesssicherheit sind nur einige der Vorteile. Im Wesentlichen gilt dies auch für die automatisierten Stolzer-Parksysteme. Für den Betreiber bedeutet die Platzersparnis den größten direkten Mehrwert. Für den Nutzer sind schnelle Abläufe und die hohe Prozesssicherheit essenziell.
Die Technik aus Logistik und Anlagenbau auf Parksysteme umzusetzen, bedeutet auch Herausforderungen. Umweltfaktoren wie Nässe oder Streusalz stellen erhöhte Anforderungen an Materialien und Mechanik. „Für unsere Kunden schaffen wir individuelle, systematische Lösungen. Jedes unserer Parkhäuser ist ein Unikat“, berichtet Hugo Zapf, Vertriebsleiter bei Stolzer. Mit variablen Abmessungen und Zwischenebenen passt Stolzer seine Systeme direkt an den Anwendungsfall an und nutzt so die Stärken der modularen Systeme. Für Architekten schafft dies neue Freiräume, zudem können die Systeme ober- wie unterirdisch installiert werden.
Beim automatisierten Parken gibt es nur „Frauenparkplätze“: Die Übergabe im hell beleuchteten, überwachten, ebenerdigen Raum bedeutet Sicherheit, unabhängig von Uhrzeit und Nachbarschaft. Ein weiterer Faktor für die Sicherheit betrifft das Fahrzeug, denn das System ist nicht begehbar. System wie Fahrzeuge sind vor Vandalismus geschützt, Wertsachen können im Fahrzeug verbleiben. Für die Benutzer in New York ist gerade die hohe Sicherheit wichtig, betont Ari Milstein, Director of Planning bei „Automotion Parking Systems“, Betreiber des Projekts in Manhattan. „Die Kunden erhalten ihr Fahrzeug genau, wie sie es verlassen haben. Bei 300 000 Autos, die wir in den letzten fünf Jahren in New York geparkt haben, kam es zu keiner einzigen Beschädigung – das kann kein konventionelles Parkhaus von sich sagen”, sagt Milstein.
Die Steuerung – ein Kernfaktor für die Betriebssicherheit – ist verwandt mit der Steuerung großer Materiallager. Besonders ist hier die Nutzerschnittstelle für die Übergabe und Abholung des Fahrzeugs, mit Transponder oder Chipkarte als Signalgeber, ebenso die mittels eigens entwickelten Applets ermöglichte Fernwartung. Die ausgefeilte Technik bedeutet für den Autofahrer Komfort – die Benutzung ist so simpel wie die einer Autowaschanlage.
Die Platzersparnis bei einem automatisierten System ist immens, weil Rampen und Zufahrtswege entfallen: Etwa zweieinhalbmal so viele Fahrzeuge finden Platz wie bei konventionellen Parklösungen. Dies macht Projekte erst machbar, bei denen Parkraum extrem knapp ist oder optimal genutzt werden soll. Besonders in Citys, aber auch bei Nachverdichtungs- oder Sanierungsprojekten – überall wo der Baugrund sehr knapp und daher teuer ist.
Ein Beispiel: Manhattan, eines der kostspieligsten Pflaster auf dem Immobilienmarkt. Anstelle eines alten Parkhauses sollte in der 24th Street ein neues Gebäude mit mindestens gleichviel Parkplätzen entstehen. Für Automotion Parking Systems ist die Platzersparnis essentiell. „Das automatisierte System erlaubte es uns, den Platz fürs Parken zu minimieren und Raum für Wohnen, Gewerbe und Handel zu schaffen”, so Milstein. Zudem ist sein Parkhaus öffentlich und bringt Einnahmen zusätzlich zur regulären Stellplätzemiete.
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