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Interview mit Rolf Eiten, President & CEO Clark Europe über die Folgen der Corona-Pandiemie

Intralogistik
Interview mit Rolf Eiten, President & CEO Clark Europe über die Folgen der Corona-Pandemie

Corona stellt Menschen und ganze Branchen weltweit vor große Herausforderungen. Im Interview erklärt Rolf Eiten, President & CEO von Clark Europe, wie die Pandemie den Geschäftsalltag des Staplerherstellers und die Intralogistik allgemein verändert hat.

Seit zwei Jahren leben wir in einer weltweiten Pandemie. Wie hat Corona den Unternehmensalltag bei Clark verändert?

Bei uns haben sich inzwischen Homeoffice und virtuelle Zusammenarbeit fest etabliert. Und auch mit unseren Geschäftspartnern oder Kollegen innerhalb der Clark Organisation kommunizieren wir per Videokonferenz. Die Projektarbeit unserer Teams erfolgt über digitale Whiteboards und zur Schulung unserer Vertriebspartner nutzen wir virtuelle Präsentationsplattformen. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass der virtuelle Austausch gut funktioniert und wir damit Zeit und Ressourcen einsparen können. Er ersetzt aber auf Dauer Präsenzveranstaltungen nicht komplett. Gerade die Zusammenarbeit mit unseren Geschäftspartnern und Kunden lebt vom persönlichen Kontakt vor Ort.

Wie ist die wirtschaftliche Situation in Ihrem Unternehmen?

Im ersten Halbjahr 2021 war die Auftragslage sehr gut. Der Markt für Flurförderzeuge ist in unserer Marktregion im letzten Jahr um 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Weltweit konnte Clark das Auftragsvolumen sogar um 50 Prozent gegenüber dem Ergebnis des Vorjahres steigern. In der EMEA-Region – also in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika – konnten wir unsere Auftragseingänge um 80 Prozent zum Vorjahr steigern. Ich glaube nicht, dass irgendjemand damit gerechnet hat, dass der Markt in der Corona-Krise so viel Fahrt aufnimmt. Ein Wermutstropfen dabei ist allerdings, dass wir, wie viele unserer Wettbewerber auch, Probleme in der Lieferkette und bei der Beschaffung von Komponenten haben, da viele Zulieferteile aus Asien kommen. Unsere Kunden müssen deswegen deutlich länger auf die Lieferung von Fahrzeugen warten. Die Lieferkette ist allerdings nicht die einzige Herausforderung. Hinzu kommen eine drastische Erhöhung der Frachtkosten, Lieferverzögerungen durch Engpässe in der Seefracht und die ständig steigenden Rohstoffpreise. Die Branche bewegt sich derzeit in einem schwierigen Umfeld.

Fällt den Herstellern das jetzt auf die Füße, dass jahrelang nicht nur die Beschaffung von Zulieferteilen, sondern auch ganze Fertigungen ins Ausland und insbesondere nach Asien verlagert wurden?

Die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Asien sind im Laufe der Jahre immer stärker geworden. Firmen haben nach Fernost nicht nur Aufträge vergeben, sondern auch Technologietransfer betrieben. Es gibt heute fast kein Unternehmen mehr, das nicht Material aus China bezieht. Ich glaube, dass die Pandemie uns gerade ganz deutlich zeigt, wie groß die Gefahr dieser Abhängigkeit von Asien wirklich ist, die wir alle bislang billigend in Kauf genommen haben. Und ja, jetzt fällt es uns auf die Füße, dass wir Produktionen nach Asien ausgelagert haben, um Kosten zu sparen. Jetzt zahlen wir in jeder Hinsicht ordentlich drauf.

Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um hier zumindest gegenzusteuern?

Zur Sicherung unserer Lieferkette haben wir bereits frühzeitig für unseren eigenen Vorrat Maschinen geordert. Zudem haben wir zusammen mit den weltweiten Clark Fabriken Maßnahmen ergriffen. Wir haben unsere Lieferanten besucht, um uns ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und zu eruieren, wie wir die Materialbeschaffung beschleunigen können. Wir haben zum Beispiel Teile per Vorkasse bestellt, um den Lieferanten unter die Arme zu greifen. Wir haben Lieferanten gewechselt, um Kosten zu reduzieren und nach neuen Spediteuren Ausschau gehalten, um Lieferungen zu beschleunigen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt läuft deshalb die Produktion in allen unseren Werken und auch die Lieferketten sind weitgehend intakt. Es dauert nur alles etwas länger.

Bereuen Sie, dass die Montagefertigung in Duisburg noch nicht steht?

Nein, im Gegenteil. Ich bin froh, dass dieses Projekt erst einmal zurückgestellt wurde. Eine Montagefertigung in Duisburg würde die aktuelle Situation nicht wesentlich ändern, denn 95 Prozent der Teile kämen im Baukastensystem aus Fernost. Wir wären in genau derselben Abhängigkeit und hätte vielleicht lediglich mehr Flexibilität beim Zusammenbau der Geräte.

Nutzen Sie nun die geschaffenen Kapazitäten für die Montagefertigung anderweitig?

Allerdings. Wir haben den Fokus auf das Gebrauchtgerätegeschäft und auf den Ausbau unseres Direktgeschäfts im Raum Duisburg gelegt.

Das heißt, Sie nutzen die freien Werkstattkapazitäten für die Aufarbeitung von Gebrauchtgeräten?

Richtig. Wir haben im letzten Jahr damit begonnen, testweise Gebrauchtfahrzeuge anzukaufen, um daran die Aufarbeitung zu lernen und Qualitätsstandards zu entwickeln. Dazu haben wir unter anderem in die bestehende Lackieranlage investiert und diese modernisiert und aufgerüstet. Wir können Geräte jetzt im Nasslackverfahren lackieren, dadurch ist die Lackierung viel hochwertiger und haltbarer. Somit kann der Kunde bei unseren Gebrauchtfahrzeugen auf qualitativ hochwertige Fahrzeuge bauen. Die ersten aufgearbeiteten Fahrzeuge hat man uns quasi aus der Hand gerissen. Jetzt bauen wir diesen Geschäftsbereich weiter aus. Seit Besuche beim Kunden wieder möglich sind, hat auch unser Direktgeschäft stark angezogen. Wir können uns also nicht beklagen.

Was hat sich beim Ausbau der Produktpalette getan?

Wir haben mit der WPio-Baureihe mit Tragfähigkeiten von 1,2 bis 2 Tonnen unser Sortiment im Bereich der Niederhubwagen erweitert. Betreiber können jetzt von den Vorteilen der Lithium-Ionen-Batterie profitieren. Hierzu zählen einfache Handhabung und Wartungsfreiheit, hohe Energiedichte mit hoher Fahrleistung und schnelles Zwischenladen ohne Einschränkung der Lebensdauer. Zudem haben wir mit dem COP1 einen Kommissionierer auf den Markt gebracht, der nicht nur effizient bei der Kommissionierung von Waren ist, sondern auch mit seiner hochfahrbaren Arbeitsplattform als Rollleiter oder Arbeitsbühne genutzt werden kann. Zudem haben wir die Palette der Handgabelhubwagen um den HPT Eco und HPT Premium erweitert. Beide Geräte bieten eine hohe Stabilität und sind einfach zu bedienen. Die Tragfähigkeit liegt bei 2500 Kilogramm.

Hat Clark an seiner Motorentechnik weiter gearbeitet?

Wir bieten für die Dieselstapler der Baureihen C40–55sD und C60–80D900 mit Tragfähigkeiten von 4 bis 8 Tonnen einen Kubota-Dieselmotor der Stufe fünf mit Dieselpartikelfilter und Dieseloxidationskatalysator. Damit können die Modelle jetzt in Anwendungen eingesetzt werden, die bislang wegen des fehlenden Dieselpartikelfilters ausgeschlossen waren. (us)

Kontakt:
CLARK Europe GmbH
Dr.-Alfred-Herrhausen-Allee 33
47228 Duisburg
Tel. +49 2065 499130
www.clarkmheu.com

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